Österreich Die 2. Republik Österreich ist ganz wesentlich vom Verbändestaat und von der Sozialpartnerschaft geprägt. Ohne diese Merkmale wäre die 2. Repu blik ein wesentlich anderes politisches System, ohne Verbändestaat und ohne Kammerstaat wären Gesellschaft, Wirtschaft und Politik in Öster reich nach 1945 in eine andere Richtung gegangen.1 Die wichtigsten Auswirkungen von Verbändestaat und Sozialpartner schaft auf die 2. Republik sind: - Konkordanzdemokratie statt Konkurrenzdemokratie; also Konsensbe reitschaft statt Konfliktbereitschaft - freil ich um den Preis möglicher Ver festigungen und Versteinerungen gesellschaftlicher Strukturen. - Mitbestimmung; also die Beteiligung auch und gerade der Arbeitnehmer an wirtschaftlichen Entscheidungsprozessen - freilich vor allem in Form einer Mitbestimmung «von oben». - Wirtschaftsdemokratie; also die Ausdehnung der Demokratie auf die Wirtschaft - freilich vor allem in Form von Institutionalisierungen und Zentralisierungen. Die vergleichende Politikforschung hat die österreichische Sozialpartner schaft: vor allem unter den Gesichtspunkten des Neokorporatismus und der Konkordanzdemokratie analysiert. Österreich weist in Form der So zialpartnerschaft den ausgeprägtesten Neokorporatismus Europas auf.2 Insbesondere ist aber Österreich gerade durch die Sozialpartnerschaft eine Konkordanzdemokratie besonderer Prägung.3 Die nach 1945 von den politischen Eliten der beiden grossen «Lagen> bewusst gestaltete und entwickelte Konkordanzdemokratie war zunächst ein Elitenkartell auf der Ebene der Parteien und des Parlamentarismus. Die 1 Siehe Schöpfer 1980, Pelinka 1981, Wimmer 1984, Gerlich/Grande/Müller 1985. 2 Lehmbruch 1982,16-19. 3 Lehmbruch 1967. 31