Volltext: Politischer Wandel in konkordanzdemokratischen Systemen

Zusammmenfassung der Diskussion auf Zukunftsentwicklungen, wenn es nämlich durch die Erosion bestehen­ der Subkulturen zu neuen Parteigründungen komme. Hier entstünden grundsätzlich Koalitions- oder Kooptationsmöglichkeiten. , Helga Michalsky erwähnte Liechtenstein als Beispiel dafür, dass zwei Akteure durchaus reichten, um einen Vorteil in der Kooperation zu sehen, wobei sich die Frage stelle, ob dies eine Konsequenz des besonders kleinen Staates sei. Lehmbruch hielt die Zahl der Akteure für nachrangig, entscheidend sei für jeden von ihnen seine eigene strategische Perspektive. Die Kalkulierbär- keit der einen gegenüber einer anderen Strategie hänge vielmehr sehr stark von situativen Faktoren ab. Dazu gehörten nicht nur Durchsetzungs­ kalküle, sondern auch das Abwägen von Sanktionspotentialen. In der Krise stelle sich das Kalkulierbarkeitsproblem noch dringender, und gegenseitiges Misstrauen in einer Situation, die nationale Kohäsion erfordere, könne Ko­ optation geradezu zwingend machen. Damit nahm Lehmbruch zugleich Stellung zu weiteren angesprochenen Problemen: der Korrespondenz von korporatistischen Bestrebungen und allgemeiner Krise in den dreissiger Jah­ ren in vielen Ländern und dem Phänomen der Kriegskoalitionen. Katzen­ steins These, dass die extrem hohen aussenwirtschaftlichen Verflechtungen der kleinen Staaten diese zu konkordanzdemokratischen oder neokorpo- ratistischen Regelsystemen veranlasst hätten, sei «überzogen». Ulrich Klöti wies darauf hin, dass Lehmbruch den Begriff des «Regelsy­ stems» für das Parteiensystem verwendet habe, dass er aber auch auf den Korporatismus Bezug genommen und schliesslich den Föderalismus in die­ sem Zusammenhang erwähnt habe. Sei es mit der Konkordanzdemokratie vereinbar, dass sich in diesen drei Dimensionen - Parteien, Verbände und Bund/Länder - «ein unterschiedliches Ausmass an Konkordanz gleichzei­ tig bewähren kann. (...) Sind solche Unterschiede in den verschiedenen Regelkreisen von Subsystemen vereinbar mit der Theorie»? Lehmbruch bejahte den Zusammenhang zwischen dem Parteiensystem und dem Kor­ poratismus und verwies auf starke Parallelen im föderalistischen Regelsy­ stem. Die Frage des Zusammenhangs von Parteiensystem und Korporatis­ mus konnte nicht mehr vertieft werden, aber Lehmbruch korrigierte eine von ihm früher vertretene Position über den Zusammenhang von Parteien­ wettbewerb und Föderalismus in der Bundesrepublik.1 Während er es damals für eine Fehlentwicklung gehalten habe, dass die institutionellen 1 Gerhard Lehmbruch, Parteienwettbewerb im Bundesstaat, Stuttgart 1976 (Anm. d. Hrsg.). 26
	        

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