Volltext: Politischer Wandel in konkordanzdemokratischen Systemen

Hans Geser Entwicklungen in enger wechselseitiger Verknüpfung ablaufen zu lassen, während sich die Politik in grösseren Ländern häufig in ein Spannungs­ verhältnis zur Gesellschaft setzt, indem sie entweder einen retardierenden Faktor darstellt oder umgekehrt eine progressiv-vorauseilende Führungs­ rolle übernimmt. 3. Schlussfolgerungen Unabhängig voneinander führen vier theoretische Argumentationslinien zum übereinstimmenden Schluss, dass es für kleine Staaten zwar keines­ wegs 
kausal zwingend ist, sehr wohl aber 
funktional sein kann, inklusive Konkordanzregierungen anstatt 
exklusive Mehrheitsregierungen zu etablie­ ren und als Modus politischer Entscheidungsfindung eher 
Verhandlungsver­ fahren anstatt 
Mehrheitsabstimmungen zu benutzen. Aufgrund ihres funktionalistischen (anstatt kausalistischen) Charakters vermag diese Theorie allerdings nicht vorauszusagen, dass in Kleinstaaten inklusive und in Grossstaaten exklusive Formen politischer Entscheidungs­ findung überwiegen, und nicht einmal das Auffinden eines entgegengesetz­ ten empirischen Zusammenhangs würde ausreichen, um sie zu falsifizieren. Behauptet wird nur, dass Kleinstaaten im Vergleich mit grösseren Ländern a) eher Konkordanzstrukturen ausbilden, wenn und insofern sie den mit ihnen erreichbaren Wirkungen in ihren politischen Zielsetzungen einen hohen Rang einräumen; b) erheblichere Leistungsschwächen und Störungen der inneren Ordnung als grössere Länder in Kauf nehmen müssen, wenn sie auf Konkordanz­ strukturen verzichten. Auch wenn Konkordanzordnungen 
auch, ja teilweise gerade unter moder­ nen gesellschaftlichen Bedingungen (z. B. einer weltoffenen Exportwirt­ schaft) positive Wirkungen haben, so ändert das nichts an der generellen Feststellung, dass mit ihrer Hilfe versucht wird, eine im Grunde anachroni­ stische, auf vorindustrielle Gesellschaften zurückverweisende Konzeption der Gesellschaftsordnung weiterzuführen. Allgemein gilt ja die Regel, dass Kleinstaaten sehr häufig eine letzte Zufluchtsstätte für traditionelle Strukturen und Institutionen (z.B. für monarchische oder theokratische Herrschaftstypen) bilden, die in grösse­ ren Staaten schon längst moderneren Formen haben weichen müssen. 118
	        

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