noch ganz wenige hochqualifizierte Fachleute das gesamte System In
allen seinen Auswirkungen. Die internationale Erfahrung aus meiner
vergangenen wirtschaftlichen Tätigkeit hat mir immer wieder folgen-
des gezeigt: In den meisten Ländern zahlt nicht der am meisten Steu-
ern, welcher das höchste Einkommen hat, sondern wer sich keinen
guten Steuerberater leisten kann. Ein kompliziertes Steuersystem führt
deshalb neben der administrativen Mehrbelastung auch noch zu extre-
men Steuerungerechtigkeiten, welche von der Öffentlichkeit nur in
den seltensten Fällen wahrgenommen werden. Aus Gründen der
Steuergerechtigkeit ist das Prinzip der Einkommenssteuer in Liechten-
stein zu begrüssen, aber aus dem gleichen Grund soll es so einfach wie
möglich gestaltet werden. Nur dann werden wir alle Konsequenzen
dieses neuen Steuergesetzes für Staat und Wirtschaft erkennen.
Ich möchte noch einen Bereich erwähnen, welcher schon in meiner
letzten Landtagsrede einen Schwerpunkt bildete und seither nichts
von seiner Aktualität für Liechtenstein eingebüsst hat — und das ist die
JNO. In der Schweiz wurde die UNO-Mitgliedschaft vergangenes Jahr
intensiv diskutiert und vor wenigen Wochen massiv abgelehnt. Das
Schweizer Volk hat entschieden, dass_der Verzicht auf die UNO-Mit-
gliedschaft den Interessen der Schweiz in der Welt besser dient als eine
Mitgliedschaft.
Die Gründe, welche zu diesem Entscheid geführt haben, muss man
respektieren. Gleichzeitig muss man aber auch feststellen, dass die
Situation Liechtensteins historisch und politisch bedingt grundlegend
anders Ist.
Am Beginn der liechtensteinischen Unabhängigkeit stand das diplo-
matische Geschick der Grafen von Werdenberg-Sargans, welche beim
damaligen Kaiser die Reichsunmittelbarkeit erreichten. Am Anfang der
schweizerischen Geschichte stand dagegen der Krieg gegen die Habs-
burger und Burgunder für die Unabhängigkeit. Die Existenz und Unab-
hängigkeit Liechtensteins wurde in den folgenden Jahrhunderten
durch die Mitgliedschaften in Organisationen und Teilnahme an Kon-