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Spontan habe ich viele Assoziationen: Wir grenzen an die
Schweiz, die Schweiz ist stabil. Ich habe mein Studium
dort absolviert, mein Beruf verbindet mich teilweise mit
der Schweiz. Sie ist ein beliebtes Ferienland und Ausflugs-
ziel an Sonntagen.
Meine positivste Erfahrung ist die, dass man sich grundsätzlich auf
den Schweizer verlassen kann. Die negativste: Als Liechtensteiner gilt
man als Ausländer.
Ich habe vielfältige persönliche Beziehungen zur Schweiz. Meine
Ehegattin ist Schweizerin. Meine Kinder haben deshalb auch die
schweizerische Staatsbürgerschaft erworben. Ich habe einen
Bekannten- und Kollegenkreis aus der Studienzeit, und schliesslich
habe ich auch als Richter mit der Schweiz zu tun, da wir in Liechtenstein
zu einem grossen Teil schweizerisches Recht anwenden. Die Kontakte
haben meine Einstellung zur Schweiz nicht verändert. Die Erwar-
tungen, die ich an die Schweiz gestellt habe, sind im wesentlichen erfüllt
worden.
An der Schweiz gefällt mir die Sauberkeit, die Ordentlichkeit, die
Freundlichkeit und die Verlässlichkeit. Der Schweizer hat einen pragma-
tischen Charakterzug. Was mir nicht gefällt, ist, dass sich die Schweiz
unserem Land gegenüber oft wie ein grosser Bruder verhält; wir haben
oft den Eindruck, dass wir von der Schweiz eingenommen würden.
Grundsätzlich gibt es nichts zu ändern an der Schweiz. Vielleicht
sollte man in der Schweiz versuchen, uns im Treuhand- und Bankenbe-
reich weniger den Schwarzen Peter zuzuschieben. Ich denke da an eine
Veröffentlichung der Bankenkommission, die unlängst erfolgt ist. Das
Verhältnis der Schweiz gegenüber Drittstaaten kann ich nur schwer
beurteilen. Man könnte sich höchstens fragen, ob die Schweiz, als eines
der reichsten Länder dieser Welt, nicht mehr tun könnte für die Dritte
und Vierte Welt.
Das grösste Problem, das die Schweiz zur Zeit zu bewältigen hat,
dürfte das Verhältnis zur EG oder zum Europäischen Binnenmarkt sein.
Damit stellt sich auch die Frage, ob es zum Abschluss des EWR-Ver-
trages kommt, ob die Schweiz der EG beitritt oder ob sie fernbleibt.
lic. iur. et oec. Rudolf Fehr, Nendeln, *1950, Liechtensteiner, Richter beim
Fürstlichen Landgericht