Volltext: Wenn ich an die Schweiz denke

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Nachbarschaft, freundliche Beziehungen, Bekanntes, 
Vertrautes, Schweizer Käse und Schokolade sind Dinge, 
die mir spontan einfallen. 
Am intensivsten habe ich die Schweiz während jenen fünf 
Jahren erlebt, in denen ich in St. Gallen gewohnt und die 
Grafikfachklasse besucht habe. Schon vorher hatte ich dort drei Jahre 
die Berufsschule besucht. Mir gefällt es, dass die Schweizer uns Liech- 
tensteinern und Liechtensteinerinnen Ausbildungsplätze zur Verfügung 
stellen. In der Ausbildung kommt quasi das meiste Know-how aus der 
Schweiz. Es wäre gut, wenn das alle Liechtensteiner und Liechtenstei- 
nerinnen so sehen würden, statt die Schweiz als Ausland zu betrachten. 
Eine negative Erfahrung machte ich, als ich mich in St. Gallen zum 
ersten Mal für die Schule anmeldete. Es war ein entsetzlicher Papier- 
krieg. Sie wollten mich fast nicht einreisen lassen. Ich musste eine Bestä- 
tigung vorlegen, dass mein Vater für die Kosten aufkomme. Dieser 
ganze Papierkrieg regte mich furchtbar auf. Und alles nur, weil ich 
einen Deutschen Pass hatte. 
Wäre die Grenze zur Schweiz geschlossen, so würde ich mich sehr 
beengt fühlen. Durch die offenen Grenzen und das nachbarschaftliche 
Verhältnis besteht ein gewisses Mass an Freiheit. Man geht in die 
Schweiz, ohne nach dem Wohin gefragt zu werden und ohne einen Zoll 
zu passieren. Man besucht Museen und kulturelle Veranstaltungen, 
Konzerte in Zürich oder in Basel, hat Freunde und Bekannte. Die Ver- 
bindung hat auch einen wirtschaftlichen Aspekt: Wir gehen drüben ein- 
kaufen, und ohne die Schweiz mit ihrem grossen Markt hätten viele 
Betriebe bei uns Absatzprobleme. 
Ich hatte von der Schweiz nie ein anderes Bild als von Liechtenstein. 
Einzig durch das Militär bekam ich ein negatives Bild. Freunde haben 
mir viel Schlimmes erzählt, das sie dort erleben mussten. Auch die 
Fichen-Affäire hat mich betroffen, traurig und wütend gemacht hat, 
weil ausgerechnet in der neutralen, demokratischen Schweiz so etwas 
überhaupt möglich ist. Die politischen Geschehnisse der letzten Zeit, 
die Kopp-Affäre, die ganzen Drogenprozesse, die AKW-Bauerei und 
diese Dinge haben in mir ein zwiespältiges Bild der Schweiz erzeugt. 
Trotzdem fühle ich mich dort wohl. Was mich stört ist z.B. das Asylan- 
tengesetz, das in der Schweiz sehr hart ist. In Liechtenstein wird dieses 
Thema verdrängt, in der Schweiz kommt es wenigstens zur Sprache. 
Ich möchte auch, dass alles etwas legerer gehandhabt wird, mit weniger 
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