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AR
Ich habe einen Schweizer geheiratet, einen Maienfelder.
Ich habe zwar immer gesagt: «Nur nie einen Schweizer!»
Trotzdem, ich würde ihn nicht mehr hergeben und würde
ihn wieder nehmen, obwohl er ein Schweizer ist. Durch
die Heirat bin ich Schweizerin geworden. Im Herzen bin
ich aber Balznerin, eine urchige Liechtensteinerin. Vor ein paar Jahren
konnten Frauen das Bürgerrecht in Liechtenstein für 50 Franken
zurückkaufen. Das habe ich natürlich gemacht. Ich bin zwar viel in der
Schweiz gewesen, und es hat mir auch immer gefallen, Maienfeld
sowieso, aber ich würde nie in der Schweiz wohnen wollen.
Meine persönlichen Erfahrungen beschränken sich aber nicht auf die
Heirat. Ich war 14 Jahre Präsidentin des Frauenchors in Balzers, und wir
haben viele Freundschaften über dem Rhein gepflegt. 1981 haben wir
Kontakt mit einem Chor in Frauenfeld aufgenommen, diese Beziehung
pflegen wir bis heute. Mit jenen Schweizern, mit denen ich in Kontakt
bin, verstehe ich mich sehr gut. Ich finde es super, dass wir so einfach
ohne Pass über die Grenze dürfen. Auch früher, als wir jung waren,
gingen wir immer gern in die Schweiz. Durch die Geschwister meines
Mannes habe ich natürlich vermehrte und gute Beziehungen zur
Schweiz bekommen.
Die Schweiz ist ein freies, in gewisser Art ein reiches Land. Wir sind
von ihr abhängig. Es ist zwar nicht so, dass Liechtenstein ohne die
Schweiz nichts wäre, aber gut hätten wir es nicht, rein vom Geld her
oder wegen der Post.
Mit der Politik befasse ich mich, Gott sei Dank, nicht gross. Ich bin
zufrieden. Als grösstes Problem sehe ich das Militär. Es wurde zwar
schon einiges geändert gegenüber früher, es war auch an der Zeit. Mein
Mann hat nur die RS gemacht, er konnte gleich Auslandsurlaub ein-
geben, als er hierher geheiratet hat. Einige Jahre musste er noch etwas
bezahlen, weil er keinen WK gemacht hat.
Man kann die Schweizer nicht verallgemeinern, Bündner sind ganz
anders als Zürcher. Die Bündner sind ein sympathisches Volk, ich habe
lieber Kontakt mit ihnen als mit Zürchern. Die Schweizer sind stur.
(Mein Mann ist noch relativ gut, aber doch auch ein Bündnerkopf.)
Man kennt den Schweizer an seiner Sprache. Auch der Glaube unter-
scheidet sie von uns, obwohl das heute keine so grosse Rolle mehr
spielt; damals vor 30 Jahren war das anders.
IR