Volltext: Wenn ich an die Schweiz denke

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Als ich ein Kind war, musste mein Vater sein Geld in der 
Schweiz verdienen. Mit dem Fahrrad fuhr er jeden 
Morgen um sechs Uhr nach Sargans, Sommer und 
Winter. Vierzig Jahre lang war er Vorarbeiter bei den 
Gebrüdern Anrig, einer Baufirma, bei vier Generationen. 
Unser Ländle war arm, es gab keine Industrie hier. Während des 
Zweiten Weltkrieges mussten wir froh sein, dass wir den Zollanschluss 
mit der Schweiz hatten. Sonst hätte uns damals der Hitler geholt. 
Unsere jungen Burschen und die Männer hätten alle in den Krieg ziehen 
müssen. Vielleicht müssen heute die Schweizer auch froh sein um uns. 
Die Liechtensteiner gehen viel einkaufen in die Schweiz, und anderer- 
seits gibt es auch viele Schweizer, die hier wohnen und ihr Geld ver- 
dienen. Eine Zeitlang waren wir für die Schweizer sicher der «Kanton 
äbrig», aber heute profitieren sie auch durch uns. 
Die Schweiz ist sauber, die Menschen sind aufgeschlossen. Wenn ein 
Schweizer arbeiten will, so hat er keine Not. Aber vielleicht gibt es doch 
auch arme Leute. Die Schweizer sind ein arbeitsames, sauberes und 
freundliches Volk. Fragt man einen Zöllner oder einen Polizisten, so 
bekommt man immer eine rechte Antwort. Auch hat die Schweiz 
immer Flüchtlinge aufgenommen und ganz selten «nein» dazu gesagt. 
Der bedeutendste Schweizer ist der Bundespräsident, wie bei uns der 
Fürst. Aber mit Politik kenne ich mich nicht aus. 
Ich habe meine Informationen noch aus der Schulzeit, sonst habe ich 
nicht viel Interesse. Manchmal höre ich die Nachrichten, vor allem das 
Wetter. 
Theres Marxer-Vogt, Schaan, *1918, Liechtensteinerin, Rentnerin 
ff
	        

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