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Persönliche Erfahrungen habe ich vor allem durch die
Schule in St. Gallen. Ausserdem habe ich das KV in der
Schweiz absolviert, habe Verwandte und Bekannte dort
und habe während vielen Jahren mit meinen Eltern die
Ferien im Tessin verbracht.
Hier im Rheintal unterscheidet sich der Charakter links und rechts
des Rheins nicht wesentlich. Bevor ich die HWV in St. Gallen besuchte,
dachte ich immer, dass nur wir Liechtensteiner einen so ausgespro-
chenen «Örtligeist» haben. Heute weiss ich, dass auch die Schweizer so
denken. Ein Widnauer zum Beispiel möchte auf keinen Fall ein Ber-
necker sein, obwohl nur ein Kilometer dazwischenliegt. Dieses Denken
prägt auch den «Kantönligeist».
Die Schweiz ist für uns Liechtensteiner äusserst wichtig. Wir haben
ihr zum grossen Teil unseren Wohlstand und den wirtschaftlichen Auf-
schwung nach dem Zweiten Weltkrieg zu verdanken. Mit der Schweiz
sind wir wahrscheinlich besser gefahren, als wenn wir uns Richtung
Österreich orientiert hätten.
Ich würde an der Schweiz dieses ichbezogene Denken ändern, dieses:
«Wir sind Schweizer und möchten vom Ausland möglichst wenig
wissen». Damit kann man in der heutigen Zeit nicht mehr überleben.
Ich bin der Meinung, dass die Schweiz bald den Antrag zum EG-Bei-
tritt stellen wird, falls die Verhandlungen über einen EWR scheitern. Es
geht ihr heute auf Grund ihrer wirtschaftlichen Stellung, vor allem im
Export, sehr gut. Diese Stellung wird sie aber verlieren, wenn sie sich
dem Ausland nicht anpasst, und zwar in allen Bereichen, sei es in der
Ausländer- oder in der Wirtschaftspolitik. Die heutige Ausländerpolitik
ist in meinen Augen sehr unfair. Die Schweiz schiebt die Probleme ein-
fach ab. In schlechten Zeiten schickt sie einfach ein paar Tausend Ita-
liener und Türken nach Hause. Das ist nicht richtig, nicht menschlich.
Wenn man das Problem Europa betrachtet, ist für mich Chef-Unter-
händler Franz Blankart ein sehr bedeutender Mann. Er hat vieles in der
Hand, wie es mit der Schweiz weitergehen soll.
Ich informiere mich vor allem durch die Tagesschau. In der Schule
sprechen wir im Fach Zukunftsprobleme sehr viel über die Politik der
Schweiz.
Thomas Lorenz, Gamprin, *1966, Liechtensteiner, HWV-Student
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