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Ich habe in der Schweiz das Lehrerseminar besucht. Auch
als Ausländer wurde ich immer geachtet und nie gering-
schätzig behandelt. Man betrachtete mich beinahe als
Schweizer; es hiess immer: «Liechtenstein gehört ja fast
zur Schweiz. Wir haben das gleiche Geld, und viele Dinge
in der Politik und in der Verfassung sind ähnlich und gut.» Einige Jahre
lang war ich Präsident des Liechtensteinischen Lehrervereins und habe
viele Versammlungen oder Tagungen in der Schweiz besucht. Ich war
immer sehr willkommen und spürte nie einen Unterschied zwischen
Liechtensteinern oder Schweizern. Noch heute habe ich regelmässigen
Kontakt mit ehemaligen Kollegen.
Die Politik der Schweiz ist auf Frieden und Ruhe ausgerichtet. Des-
halb war die Schweiz für mich immer ein ruhender Pol in Europa. Einen
Viersprachenstaat, in dem die Menschen so. friedlich nebeneinander
leben, muss man, besonders in neuerer Zeit, suchen. Es ist nicht ver-
wunderlich, dass dieser Staat einen Henri Dunant hervorgebracht hat.
In letzter Zeit wurde das Asylantenproblem aufgebauscht. Man hörte
von gewissen Strömungen, die diese Flüchtlinge wieder aus dem Land
befördern wollen. Ich glaube aber, der Grossteil der Bevölkerung
möchte sie aufnehmen und menschenwürdig behandeln. Natürlich sind
sie mit wachsender Zahl ein grosses Problem, und es hat immer wieder
geheissen: «Das Boot ist voll.» Aber das stimmt nicht. Wenn man will,
so kann man diese Leute noch sehr gut aufnehmen. Vielleicht gibt es auf
internationaler Ebene Möglichkeiten, sie später in anderen Staaten
unterzubringen.
Etwas ändern an der Schweiz? Für einen Ausländer ist es natürlich
schwierig, der Schweiz Vorschriften machen zu wollen. Aber ich würde
das Verhältnis der Kantone zum Bund ändern. Der ausgeprägte Födera-
lismus ist oft ein Hemmschuh. Es geht manchmal sehr lange, bis drin-
gende Probleme wirksam angepackt werden können, gerade im
Umweltschutz. Im weiteren würde ich das Militär ändern. Nachdem
Europa heute abrüstet und vielleicht in Zukunft politisch und wirt-
schaftlich zusammenwachsen wird, ist ein Heer im heutigen Umfang
sicher überflüssig. Ein kleines Berufsheer für Einsätze bei Naturkata-
strophen, Überschwemmungen usw. würde meiner Meinung nach
ausreichen. Das Geld, welches heute für das Militär ausgegeben wird,
könnte man für dringende soziale Aufgaben besser verwenden.
PA
N