(93)
S
Een)
Wenn ich an die Schweiz denke, fallen mir zuerst Gemein-
samkeiten ein: Nachbarn, offene Grenzen, gleiche Wäh-
rung, tägliche Kontakte, gleiche Sprache.
Seit meiner Berufsausbildung stehe ich ständig mit der
Schweiz in Kontakt. Ich betreue Schweizer Kundschaften,
bis zu 5 Stunden im Tag. Andererseits habe ich Verwandte in der
Schweiz, und mein Bekanntenkreis ist so gross, dass ich mit vielen
Leuten sehr guten und engen Kontakt pflege. Den Schweizer kann man
am ehesten beurteilen, wenn man eine Reise ins Ausland macht. Wenn
ich irgendwo in der Welt mit Schweizern zusammentraf, waren sie
immer sehr zuverlässig und hilfsbereit. Wenn der Schweizer im Ausland
ist, ist er noch viel toller als wenn er in der Schweiz ist. Was mir an ihm
nicht gefällt, ist, dass er trotz Wohlstand oft sehr negativ eingestellt ist.
Wenn er sein Land mit anderen Nationen und Völkern vergleicht, äus-
sert er sich lieber negativ statt positiv, wie sich’s eigentlich gehören
würde. Andererseits gefällt es mir, dass speziell die Leute aus gebirgigen
Gegenden viel Witz haben, was ich bei Flachlandtypen eher vermisse.
Was natürlich sehr schön ist an der Schweiz und gegenüber andern Län-
dern richtig hervorsticht, ist die Sauberkeit, Korrektheit. Auch muss ich
in letzter Zeit feststellen, dass sich viele Ausländer in der Schweiz auf-
halten und versuchen, Schweizer zu sein und nicht ihre ausländische Art
beibehalten wollen.
Die Schweiz kenne ich als Ziel für kurze Ausflüge, das Engadin kenne
ich als Ferienziel. Als Bewohner eines kleinen, von Grenzen umgebenen
Landes empfinde ich die offene Grenze zur Schweiz ganz besonders.
Ohne Pass und mit der gleichen Währung unterwegs zu sein, sich in der
gleichen Sprache zu begegnen, problemlos zu kommunizieren, das ist
sehr wichtig für uns.
Wenn ich an der Schweiz etwas ändern müsste, würde ich veran-
lassen, dass das Volk wie in den USA einen Präsidenten wählt. Ich emp-
finde den Bundesrat nicht m ehr als ideale Form. Es scheint mir, dass
zine gewisse Kompetenzlosigkeit vorhanden ist. Es sind einfach zuviele
und niemand, der echt das Sagen hat. Ich vermisse auch, dass sich die
Schweiz nie auf eine einheitliche Amtssprache geeinigt hat. Es muss
nicht unbedingt deutsch sein, obwohl dies vom deutschsprachigen
Anteil her gerechtfertigt wäre. Als Kompromiss würde ich englisch
vorschlagen. Im Kulturellen stört mich, dass man die deutsche Sprache
sehr vernachlässigt, zu sehr Dialekt spricht und dadurch die Gemein-
ke
1
Y