Volltext: Liechtenstein: Kleinheit und Interdependenz

Anschlussgefahren und für kurze Zeit die Schweiz - Liechtenstein inklusive - direkt ins Visier nahm,70 und dann nochmals im März 1943, als die Kriegslage sich für Deutschland verschlechterte. Es war klar, dass im Falle eines Sieges Hider die Schweiz und Liechten­ stein ans Tausendjährige Reich angeschlossen hätte oder jedenfalls als Satel­ litengebiet im «neuen Europa» hätte aufgehen lassen. Im letzteren Falle wäre Liechtenstein, das ja bis 1866 zur deutschen Staatengemeinschaft gehört hatte, wohl dennoch dem Reich ganz einverleibt worden. Diese Per­ spektiven für Liechtenstein, unter der Annahme eines deutschen Sieges nämlich, boten denn auch eine Grundlage der nationalsozialistischen «Volksdeutschen» Anschlussbewegung im Lande selber, wenigstens solange die deutschen Heere siegten. d) Anschlussziel der «Volksdeutschen Bewegung» Von innen heraus betrieb die «Volksdeutsche Bewegung in Liechtenstein» ab Juni 1940 - Frankreich war geschlagen - und unter neuer, akademischer Leitung weiter den Anschluss. Die Führung der Bewegung hatten nun der «Landesleiten> Dr. Alfons Goop, Reallehrer, Dipl. Ing. Martin Hilti, Unter­ nehmer, Dr. Sepp Ritter, Tierarzt, und Dr. Hermann Walser, Arzt, inne. Ab Oktober 1940 verkündeten sie das nationalsozialistische Programm für Liechtenstein im «Kampfblatt» der Bewegung, das den Titel «Der Um­ bruch» trug und bis zum Verbot im Juli 1943 erschien.71 Nach aussen forderten die «Volksdeutschen» einerseits die Einführung des nationalsozialistischen Systems in Liechtenstein in allen Bereichen von Staat, Gesellschaft und Wirtschaft, andererseits aber direkt und öffentlich 70 Siehe die 1990 erschienene Artikelreihe von Urner. - Siehe auch Bonjour, Bd. IV, 174 ff., und Bonjour, Bd. V, 62 ff. - Vgl. Braunschweig, 259 ff., 292 ff. - Hans Senn, «1939-1945: Warum blieb die Schweiz verschont?» in: Tages-Anzeiger (Zürich) vom 3. Okt. 1989. - Peter Geiger, «Pourquoi Hitler n'occupa pasle Liechtenstein», in: «L'essor» (Yverdon) 1989, no. 9, 6 f. - Peter Geiger, «Am Rande des Strudels», in: «Dufour» (Schafihausen) Nr. 3,1990, 56-63. 71 Die Zeitung «Der Umbruch» erschien vom 5. Okt. 1940 bis zum 6. Juli 1943. Nach meh­ reren Verwarnungen und einem befristeten Verbot Ende 1942 wurde der «Umbruch» schliesslich von der Regierung am 8. Juli 1943 fortan verboten, ebenso einige Nachfolge­ nummern im Juli 1943 und eine nochmalige und letzte «Umbruch»-Ausgabe (Nr. 247) im Febr. 1944. Schriftleiter war Martin Hilti von Okt. 1940 bis Ende 1942, danach kurz Dr. Alfons Goop Febr./März 1943, Franz Roeckle vom Marz bis Juli 1943, schliesslich 1944 formell nocn Johann Foser. 81
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.