Volltext: Liechtenstein: Kleinheit und Interdependenz

Peter Geiger b) Anschlussputsch 1939 Am 31. März 1938 gründeten die über die Entwicklung enttäuschten liech­ tensteinischen Nationalsozialisten die «Volksdeutsche Bewegung in Liech­ tenstein». Sie war in einer ersten, ein Jahr dauernden Phase aktiv durch Mit­ gliederwerbung, Versammlungen, Hakenkreuzabbrennen und im Herbst 1938 durch Bölleranschläge gegen von Juden bewohnte Häuser. Geleitet wurde die Bewegung vom «Landesleiter» Ing. Theodor Schädler, LKW- Betriebsleiter.64 Schliesslich versuchte die «Volksdeutsche Bewegung» am 24. März 1939 einen Anschlussputsch, angespornt durch den nur drei Wochen zuvor erfolgten offiziellen Besuch von Fürst und Regierungsspitze bei Hider in Berlin und durch Hiders erst 10 Tage zurückliegenden Einmarsch in die Tschechoslowakei. Die Aktion war mit der SA in Feldkirch abgesprochen. Diese wollte, verstärkt durch NSKK, in Liechtenstein einrücken. Das Putschvorhaben misslang. Es war vorzeitig gerüchteweise bekannt gewor­ den. Regierungschef-Stellvertreter Dr. Alois Vogt konnte - in Absprache mit dem Eidgenössischen Politischen Departement - in Feldkirch schon am Mittag des Putschtages das Einschreiten der Vorarlberger Behörden erlan­ gen. Am Abend machte Vogt den Führern der «Volksdeutschen Bewe­ gung» klar, dass der Gewalt mit Gewalt begegnet würde. An drei Orten - in Schaan, in Nendeln und in Triesen - versammelten sich an jenem Abend zusammen gegen 100 Anhänger der Bewegung. Sie waren mit Ausnahme der Führer nicht genau orientiert, sie wussten aber, dass man nach Vaduz marschieren und dort den Anschluss ans Reich, mindestens den wirtschaft­ lichen, fordern wolle. Die in Triesen versammelten Anschlussleute erwarte­ ten mit Bestimmtheit den deutschen Einmarsch auf halb elf Uhr abends. In Schaan waren unterdessen alarmierte Gegner der Nationalsozialisten eben­ falls zusammengeströmt und hatten begonnen, die in einem Haus ver­ sammelten «Volksdeutschen» zu belagern. Als dies die noch in Nendeln beratenden Anführer erfuhren, setzten sie den in Nendeln im «Löwen» wartenden Haufen der Unterländer Bewegungsanhänger nach Schaan in Marsch, die Anführer selber fuhren mit dem Auto voraus dorthin. Hier wartete beim «Bierkeller» eine grössere Menge von Gegnern. Regie­ rungsrat und Landtagspräsident Anton Frommelt, der dem Zug der Marschierer auf einer Erkundungsfahrt zur Schaanwälder Grenze zweimal 64 Vgl. Geiger, Liechtenstein 1938, 24, 32. 78
	        

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