Volltext: Liechtenstein: Kleinheit und Interdependenz

Peter Geiger 5. Li Napoleonischer Zeit: «... der versteckte Wunsch, Osterreichische zu werden» - oder Bayrische? In den Franzosenkriegen zur Zeit Napoleons litten Land und Volk auch in Liechtenstein verheerend.10 Die umliegende Staatenwelt geriet in Fluss. Liechtenstein grenzte am Rhein und bei der Luziensteig nun an die aus der Alten Eidgenossenschaft entstehende Helvetische Republik, an die neuen Kantone St. Gallen und Graubünden. Als das Heilige Römische Reich Deutscher Nation zerbrach, rückte das landhungrige Königreich Bayern durch den Gewinn von Tirol und Vorarlberg 1805 bis an die liechten­ steinische Grenze vor. Ein «Sturm der Mediatisierung»11 verschlang viele deutsche Kleinstaaten. Weil Napoleon den Fürsten Johann I. von Liechtenstein, der in österrei­ chischen Felddiensten stand, als Gegner und Unterhändler schätzen gelernt hatte, nahm er das Fürstentum Liechtenstein in den Rheinbund auf. Die Rheinbundakte von 1806 gab Liechtenstein die staatliche Souveränität. Bezeichnenderweise protestierte Bayern heftig gegen diese Aufnahme Liechtensteins. Bayern war auch in den Besitz der Güter der Pfarrei Ben­ dern sowie des Patronatsrechts und des Zehnten in Mauren gelangt und beanspruchte überdies die zuvor österreichische Burg Gutenberg samt Gütern.12 Bayerns Bemühungen, seine königliche Hand auch auf das Für­ stentum Liechtenstein zu legen, waren offensichtlich. Wenige Jahre darauf (1809) erhoben sich die Österreicher gegen die Franzosen und im selben Zuge die Tiroler und Vorarlberger, die zu Öster­ reich hielten, auch gegen Bayern. Dadurch angespornt kam es auch in Liechtenstein im Juni 1809 zu einem Volksaufstand,13 der sich gegen die absolutistische Obrigkeit richtete: Man forderte Befreiung von Lasten und Wiederherstellung der alten Rechte. Als die Vertreter aller Gemeinden sich am 12. Juni 1809 in Vaduz versammelten, drohte Schuppler ihnen mit der Möglichkeit, dass der Fürst das Land verkaufen könnte: «Wie wäre es, wenn er Euch an andere Regenten abgetreten hätte oder dies, ungnädig wegen Euerer Widerspenstigkeit, in der Folge tun würde? Wäret Ihr dann nicht über alle Massen unglücklich?» 10 Kaiser, 477 f., 484 ff. - Malin, 39 ff. " Malin, 53. 12 Malin, 51 ff. 13 Malin, 129ff. 58
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.