Volltext: Liechtenstein: Kleinheit und Interdependenz

Entstehung der Parteien Bereits am 14. Oktober forderte Dr. Beck vor dem Landtag in Anwesen­ heit von etwa 15 Zuhörern eine stärkere Mitwirkung des Volkes an der Regierung und eine parlamentarische Ausgestaltung derselben. Zur Kon­ kretisierung erwähnte er das schon bekannte Modell der Kollegialregierung mit liechtensteinischen Regierungsräten und kündigte für die laufende Ses­ sion einen entsprechenden Antrag an, der dann auch am 24. Oktober ein­ gebracht wurde. In der Landtagsrede stellte Beck nicht nur die Verbindung zur Entwicklung in der Welt her, sondern er betonte den Zusammenhang zwischen direktem Wahlrecht und parlamentarischer Regierung. Um die Dringlichkeit seines Vorschlags zu unterstreichen, verwies er auf das gute Wahlergebnis der Volkspartei, und es sei nun die Aufgabe ihrer Abgeord­ neten, sich für die Wünsche des Volkes einzusetzen. Der Regierungschef zeigte keinerlei Entgegenkommen und tat die Forderung ab als «einen Ein­ griff in die Rechte der Krone, der ihm unangebracht erscheine. Er sehe weder die innere noch die äussere Berechtigung der Anregung ein.»78 Auch das Volksblatt reagierte abweisend auf den Vorstoss.79 Nachdem ein «Antrag betreffend Einführung einer parlamentarischen (Volksmit-)Regierung» wie angekündigt eingebracht worden war,80 kam es auf einer Sondersitzung am 7. November, in der es um den Grenzschutz des Landes gehen sollte, überraschend zum Rücktritt des Landesverwesers Imhof mit der Begründung, er geniesse nicht mehr das Vertrauen des Land­ tages. Gleichzeitig schlug er die Wahl eines provisorischen Vollzugsaus­ schusses zur Wahrnehmung der Regierungsgeschäfte vor. Nachdem die drei fürstlichen Abgeordneten vergeblich gegen die Wahl eines solchen Ausschusses und die Verfassungswidrigkeit des Vorganges protestiert hat­ ten, wurde auf Vorschlag des Vizepräsidenten Friedrich Walser mit allen Stimmen der vom Volk gewählten Abgeordneten ein dreiköpfiger proviso­ rischer Vollzugsausschuss zur Wahrnehmung der Regierungsgeschäfte gewählt. Als Vorsitzenden wählte der Landtag einen Liechtensteiner, den in Innsbruck als Anwalt lebenden Dr. Martin Ritter, als Regierungsräte Dr. Wilhelm Beck für das Oberland und Josef Marxer (nachdem Emil Batli- ner die Wahl abgelehnt hatte) für das Unterland. Der Initiator dieses Unter­ nehmens war unbestritten Dr. Beck; die Rolle des vorher aus Innsbruck 78 O. N. 19.10.1918; L. V. 1.11.1918. 79 L.V. 18.10.1918. 80 O.N. 2.12.1918. 81 L. V. 15.11.1918; O. N. 16.11.1918. 251
	        

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