Helga Michalsky sollten. Obwohl die Oberrheinischen Nachrichten versuchten, sich mit einzelnen Beiträgen der Interessen aller grossen sozialen Gruppen anzu nehmen - Landwirte (Steuerrecht), Gewerbetreibende (Gewerbeordnung, Steuerrecht) und Arbeiter (Fortbildung, soziale Anerkennung) - führten die Auseinandersetzungen zwischen den Zeitungen (redaktionelle Beiträge und Leserstellungnahmen) schnell zu einer gewissen Konfrontation zwi schen den Interessen der Unterländer und denen der Oberländer. Vor den Wahlen kam es zu einer Verschärfung der Auseinandersetzung, als das Volksblatt einen die Oberrheinischen Nachrichten betreffenden Artikel einer schweizerischen Zeitung mit der klaren Absicht abdruckte, die Ziele des Blattes dem Verdacht der Missachtung und Gefährdung der bestehenden politischen Verfassung einschliesslich der Stellung des Monar chen auszusetzen.36 Die Oberrheinischen Nachrichten verteidigten sich direkt37 und indirekt, indem sie einen Beitrag zur grundsätzlichen Aufgabe der Presse brachten. Die Presse möge das «Banner eines gesunden Fort schritts» vorantragen.38 Für die richtige Wahlentscheidung wurde in zwei Beiträgen geworben. Die Bürger wurden eindringlich auf die Bedeutung der Wahl aufmerksam gemacht. Sie sollten Personen wählen, die wirklich ihre Interessen vertre ten. Es sei «männlicher, in den offenen Wahlkampf zu treten und nur die Person seines Vertrauens zu wählen, als dann wieder 4 Jahre lang Winkel schimpfereien und Nörgeleien zu betreiben.»39 Ein weiterer Beitrag («Zu unsern Wahlen») erschien erst nach der Wahl der Wahlmänner, und es ist dem Text nicht eindeutig zu entnehmen, ob er (verspätet) an die Urwähler oder an die Wahlmänner gerichtet ist. Jedenfalls sollten die Vertrauensleute des einfachen Volkes gewählt werden, die dessen Wünsche von ihm selbst sich haben sagen lassen. Ferner heisst es: «Es schadet nichts, wenn bei der Beratung unserer Landesangelegenhei ten lebhafte und eingehende Auseinandersetzungen etc. stattfinden. In diesem Sinne, Liechtensteiner, bedenket die Bedeutung der derzeitigen Landtagswahlen und lasset euch durch nichts irre machen! Mehrere Wähler».40 36 L. V. 1.8.1914; vgl. L. V. 15.8.1914. 37 O.N. 22.8.1914. 38 O.N. 12.9.1914. 39 O.N. 8.8.1914. 40 O.N. 12.9.1914. 236