Strukturbedingungen des Kleinstaates dezu zwangsläufig und schon von sich aus ein soziales System oder Bezie- hungsgefiige auf, das im Hinblick auf die Systemstruktur und Mitglieder schaft auch die soziologische Definition von «Kleinheit» erfüllt In diesem Zusammenhang möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass meine analyti schen Anstrengungen sehr vieles den Konzeptualisierungsversuchen von Karl-Otto Hondrich, Shmuel Eisenstadt und vor allem Hans Geser (Zürich) zu verdanken haben, der auch als Referent am ersten internatio nalen Symposium des Liechtenstein-Instituts in Bendern Ende November 1989 zum politischen Wandel in konkordanzdemokratischen Systemen teilgenommen hat20 Wir können dabei erneut vom Basisbegriff der «Kleinheit» ausgehen. Ein soziales System gilt nämlich im soziologischen Sinne dann als «klein», wenn unter dem Gesichtspunkt von spezifischen Funktionsleistungen und struk turellen Subeinheiten nur eine «geringe Anzahl von regelmässig handeln den Mitgliedern» zur Verfügung steht.21 Das ist also das Entscheidende (und ich wiederhole es): es steht nur eine geringe Anzahl von regelmässig han delnden Mitgliedern zur Verfügung. Damit ist eine innere Differenzierung vom System her zwar keineswegs ausgeschlossen, aber das personale Reservoir oder die «Zuflussquelle» für Führungs- und Leitungsaufgaben ist äusserst begrenzt Hinzu kommt - und das gilt allgemein, also nicht nur für Liechtenstein -, dass viele Einwohner keine politischen Rollen übernehmen wollen oder statusmässig hierfür auch gar nicht in Betracht kommen. Aufgrund dieser Bedingungen werden die Träger systemrelevanter Handlungen im Kleinstaat «in einer besonders unausweichlichen und sach lich umfassenden Weise in das normative Feld des Sozialsystems einbezo gen» und wird von jedem aktiven Individuum zugleich eine kontinuierlich hohe Teilnahmeintensität verlangt.22 In diesem Zusammenhang bilden die Eliten eine Gruppe, deren Mitglieder kaum substituierbar und zudem mit einem breiten Spektrum heterogener Aufgaben belastet sind, die oftmals und zusätzlich in Ehrenämtern und nebenberuflichen Teilzeitrollen behan delt werden bzw. behandelt werden müssen. Das Stichwort hierfür lautet bekanntlich «Milizsystem» oder «Milizprinzip». Die Vielfalt der Handlungserwartungen, ihre Übernahme und Erfüllung erfordern daher vergleichsweise unspezifische Formen allgemeiner Moti 20 Siehe Eisenstadt, Geser, Geser/Höpflinger, Hondrich, Michalsky. 21 Geser, 2078. 22 Ebd. 23