Volltext: Liechtenstein: Kleinheit und Interdependenz

Thomas Bruba Bedürfnis nach marktkompatibler politischer Regulation, die wiederum Anstösse zur politischen Einigung (politische Integration) geben kann. Denn von einem gewissen Ausmass der Vergemeinschaftung nationaler Politiken an kann es erforderlich werden, diese z. B. in eine Wirtschafts-und Währungsunion einzubinden oder durch Schaffung demokratischerer Gemeinschaftsinstitutionen ausreichend zu legitimieren. Kurz: Schritte der Marktintegration ziehen sachnotwendig auf sie abgestimmte Schritte der Politikintegration nach sich und begünstigen zusammen mit dieser die Her­ ausbildung einer neuen politischen Einheit (die politische Integration).'4 Schliesslich, drittens, wirken Integrationsprozesse auch auf der sozio- kulturellen Ebene der Gesellschaft (sozio-kulturelle Integration),15 weil etwa die wirtschaftliche Freizügigkeit soziale Kontakte und Verbindungen schafft, die Homogenisierung der Rechts- und Lebensverhältnisse sowie die Herausbildung gemeinsamer Institutionen ein Gemeinschaftsbewusst- sein entstehen lässt und so wiederum neue Integrationsimpulse gesetzt wer­ den. Sollte man diesen dynamisierenden Wechselbeziehungen zwischen den wirtschaftlichen, den politischen und den sozio-kulturellen Aspekten der Integration eine Bezeichnung geben, so würde ich von strukturellen In- terdependenzen sprechen, die vor allem dann zu bedenken sind, wenn mit einer womöglich nur partiellen oder sonstwie begrenzten Teilnahme an Integrationsprozessen geliebäugelt wird.16 Nach diesen zugegebenermassen etwas theoretisch-abstrakten Vor­ bemerkungen zum Phänomen der Integration und der Komplexität mit ihr verknüpfter wichtiger Interdependenzen (weitere Hessen sich anführen) werde ich jetzt konkreter und wende mich - Schritt für Schritt - der eigent­ lichen liechtensteinischen Orientierungsproblematik zu. Um zu unterstrei­ chen, dass es sich bis hierhin wirklich nur um Vorbemerkungen gehandelt hat, möchte ich den folgenden Teil als Teil I bezeichnen. Er nimmt so kurz wie möglich zur «Dynamik des europäischen Integrationsprozesses» Stel­ lung. Dem schliesst sich ein zweiter Teil an, der sich mit dem aktuellen Stand und den für Liechtenstein bedeutsamen Entwicklungstendenzen der gegenwärtigen EG-EFTA-Gespräche über einen gemeinsamen Europä­ ischen Wirtschaftsraum (EWR) befasst; schliesslich, last but not least, 14 Im Ergebnis ähnlich Kreile, ibid., der allerdings nicht klar zwischen Politikintegration und politischer Integration unterscheidet. 15 Siehe Meyer-Cording (unter Fruchtbarmachung der Integrationslehre Rudolf Smends). 16 Vor allem mit Blick auf den zur Zeit lebhhaft diskutierten und seit dem 20. Juni offiziell verhandelten EWR. 186
	        

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