DIE NATÜRLICHEN LANDSCHAFTSFORMER
Die Bedeutung der Geologie für die Landschaft. Geologie ist allgegenwärtig, sie
begegnet uns auf Schritt und Tritt in der Landschaft. Der wandernde wie betrachtende
Mensch ist in stetem Kontakt mit ihr, ohne dass er sich dessen besonders bewusst ist. Die
Vielschichtigkeit der Materie und die über Millionen von Jahren ablaufenden Prozesse
sind allerdings nicht leicht verständlich und lassen vor dem Thema zurückschrecken.
Wenn man die Steine betrachtet, wird man ein bisschen an die Ewigkeit erinnert. Diese
wurde im Religionsunterricht mit folgendem Bild illustriert: Wenn ein Vögelchen jedes
Jahr einmal sein Schnäbelchen am Hausberg wetzt und dieser dadurch einmal abgetra-
gen ist, dann ist eine Sekunde der Ewigkeit vergangen. Lassen wir die Zugabe mit der
Sekunde weg und ersetzen wir das Schnäbelchen mit dem Zahn der Zeit, so nähern wir
uns den zeitlichen Dimensionen der geologischen Abläufe.
Die Gesteine können ganz verschiedener Herkunft sein. Sie entstanden aus
Magma, das sich in der Erdkruste langsam abkühlte oder in Form von Lava an die Ober-
fläche trat. Sie können -durch Druck und Temperatur umgeformt oder aber aus bereits
einmal abgelagertem Material wieder aufgebaut worden sein, Letztere nennt man Sedi-
mente oder Ablagerungsgesteine. Die Gebirge unserer Region sind hauptsächlich aus
Sedimenten aufgebaut. Im Gotthardgebiet, im Bündner Oberland und im Tessin sind
dagegen die anderen beiden Gesteinsarten in Gestalt von Graniten und Gneisen vorherr
schend. Doch lassen wir den Film der Landschaftswerdung von vorne ablaufen
Unsere Gebirge entstanden im Meer. Das europäische Festland hat seine derzei-
tige Gestalt und Grösse erst allmählich, im Verlaufe von drei Gebirgsbildungen, erlangt.
Das sind unvorstellbar lange Prozesse, deren Ablauf immer als ein gleichzeitiges Werden
und Vergehen aufzufassen ist. Sobald die Gesteine den Witterungseinflüssen ausgesetzt
sind und die Gebirgsbildung Höhenunterschiede entstehen lässt, setzen auch der Abtrag
und die Einebnung ein. Wie diese Vorgänge im einzelnen ablaufen, hängt wesentlich
von den Klimabedingungen ab. Die aus kristallinem Gestein bestehenden Gebirge des
Aaremassivs, des Gotthards und des Bündner Oberlandes gehen auf die zweite Gebirgs-
bildung vor rund 250 Mio. Jahren zurück. Dieses damalige Gebirge wurde unter wüsten-
ähnlichen Bedingungen eingeebnet. Zeugen dieses Vorganges sind die rötlichen bis grü-
nen Sand- und Tonsteine, die wir aus dem Sarganser- und vor allem aus dem Glarner-
{and kennen. Die Alpen und der Jura sind erst eine Folge der jüngsten, der alpinen
Gebirgsbildung, die vor Dutzenden von Millionen Jahren einsetzte.
DPA
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