stigen Eigenarten dieses Lebensraumes vermehrt in den Blickpunkt zu setzen. Hierzu
gehört vor allem unser Alpenrhein. Waren im 19. Jahrhundert die flussbaulichen
Belange für die Entwicklung des Tales überlebenswichtig, sind im späten 20. Jahrhun
dert neue gewichtige öffentliche Interessen hinzugetreten. Unsere Vielzahl an Nutzerin-
teressen machte es im Verlauf der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nötig, diese zu
koordinieren und im öffentlichen Interesse über unsere Raumplanungsinstrumente zu
gewichten. Es gilt heute, den Raum in einer Gesamtschau wie auch von den Verbindun-
gen her zu sehen. Viele Interessenfelder sind bereits markant belegt. Für die Natur, das
scheinbar Unnötige und Unermessliche, hatten wir in den letzten Jahrzehnten nur mehr
wenig Platz. Heute wissen wir, dass auch sie Raum beansprucht, um den Naturhaushalt
in einem Gleichgewicht zu halten. In unserer Zeit der Hektik fällt tagtäglich eine Sum-
mation an Einzelentscheiden, deren Tragweite wir kaum mehr überblicken können. Wir
:eagieren deshalb eher, als dass wir agieren. Die Eile zwingt zur Kurzatmigkeit und führt
zu einem politischen Denken in Mandatszeiten. Eine Vorausschau für die nächste Men-
schengeneration wird zur Utopie. Diese Herausforderung, diese Vorausschau, wäre aber
im Gesamtinteresse des Menschen in seiner Landschaft unabdinglich. Gefragt ist Vision,
der Mut zu Würfen, wie sie im vergangenen Jahrhundert flussbaulich verwirklicht wur-
den. Die Not ist heute eine ähnliche, sie wird aber von vielen noch nicht als solche wahr-
genommen, was an einem Managementseminar zur Aussage führte, dass wir zwar in die
falsche Richtung fahren, aber immerhin erster Klasse. ;
Die Vision einer Neugestaltung des Alpenrheins. Sicher, wir haben zwischen-
zeitlich im Rheintal schon vieles präjudiziert. Die Nationalstrasse N 13 folgt nah dem
Rhein. Einige Industriezonen sind ebenso bereits am Rhein angelangt. Jeder Quadrat-
meter Boden ist teuer und meist einem klaren Nutzungszweck zugeordnet. Das Abfluss-
gerinne wird so von vielen Infrastrukturen und Anlagen bereits begleitet. Jetzt steht
nochmals ein grosses Vorhaben an, das noch mehr zementiert. Gemeint ist das Projekt
der Rheinkraftwerke am Alpenrhein mit fünf Staustufen auf der gemeinsamen Strecke
Liechtenstein-Werdenberg. Die bereits eingeschränkte Bedeutung des Rheins als Erho-
lungs- und Naturraum müsste vollends verloren gehen, sein ungestümes Fliessen wäre
:hm genommen. Vielleicht bietet sich darum an der Schwelle zum 3. Jahrtausend für
lange eine letzte Chance, uns über das künftige Rheintalbild nochmals Gedanken zu
machen. auf die zu erfolgende Weichenstellung Einfluss zu nehmen.
ya