Die Siedlungen der Gegenwart lassen keine Grenzen, jedenfalls keine natürlichen, mehr
erkennen. Respektabstände zu Gewässern gibt es keine mehr, nicht einmal mehr zum
zhein. Zu Vernässung neigende Gebiete, früher unbesiedelbar, sind heute von ganzen
Einfamilienhausquartieren überzogen, und die Bebauung steiler Hanglagen wird aus
"aumplanerischer Sicht begrüsst, weil diese Böden für die Landwirtschaft ohnehin nicht
'nteressant sind. Wenn heute überhaupt noch Grenzen bestehen, sind sie finanzieller
der gesetzlicher Art, aber nicht mehr natürlich vorgegeben. Entsprechend ist unseren
nodernen Siedlungen auch der Landschaftsbezug abhanden gekommen.
Als Grössen, welche das Werden unserer Siedlungen bis gegen die Mitte des 20
Jahrhunderts prägten, können die Klimagunst, die Hochwassersicherheit, die Boden
fruchtbarkeit, die Möglichkeiten zur Energiegewinnung und die Mobilität genannt wer
den. Gehen wir der Frage etwas nach, welche Grössen in unserer Region eine besondere
Bedeutung gespielt haben. ;
Die Dörfer am Hangfuss. In vorindustrieller Zeit, als die Bevölkerung mehrheitlich
7on der Landwirtschaft abhängig war und die Nahrungsmittelbeschaffung aufgrund der
eschränkten Transportmöglichkeiten Schwierigkeiten bereitete, war die Klimagunst
3ines Gebietes von existentieller Bedeutung. Feinheiten des lokalen Klimas wurden aus-
zenutzt und bei der Wahl des Siedlungsstandortes berücksichtigt. So gut es unter den
joraussetzungen der Talform eben ging, wurden die Dörfer an südlich exponierten Hän-
zen angelegt. Beispiele hierfür sind in Liechtenstein die Dörfer Eschen, Mauren, Vaduz
.ınd Triesen. Im Werdenberg sind es vor allem Weite und Oberschan. Die anderen Ort-
schaften sind infolge der Lage der Bachschwemmfächer eher gegen Westen oder Osten
ausgerichtet. Wo sonst günstige Standortbedingungen herrschten, aber eine Südexposi-
tion aus topographischen Gründen nicht möglich war, wurde wenigstens der Schutz vor
den Nordwinden gesucht. Neben den südexponierten Dörfern, die durch den Schellen-
erg oder die Schuttfächer vor den rauhen Winden geschützt sind, gehören auch die
meisten Fraktionen von Wartau zu dieser Gruppe. Gretschins, Murris und Azmoos
schmiegen sich an den Berg, Fontnas und das Liechtensteiner Dorf Triesen «drücken»
sich in eine Geländemulde. Die Erbauer dieser Dörfer waren nicht in der Lage, die ein-
zelnen Klimaelemente zu messen. Sie verfügten jedoch über einen reichen Erfahrungs-
schatz im Umgang mit ihrem Lebensraum und pflegten ihre Beobachtungsgabe. Dies
erlaubte es ihnen, geeignete Siedlungsstandorte ausfindig zu machen.
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