_etzter Grundriss der Florinskapelle vor deren
Abbruch im Jahre 1874. Erbauung um 1500.
>olygonal geschlossenes Chor mit Streben,
quadratischer Turm und längsrechteckiges
„aienschiff über der herrschaftlichen Gruft.
Zerastert dargestellt: Kapellenwestwand vor
der Verlängerung von 1670. An der Südseite
oefindet sich der Sakristeianbau von 1670
‘Grundriss aus den Zeichnungen aus den Jah-
‚en 1870/72 von Landestechniker Rheinber-
ger übernommen)
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mit Schottererde eingedeckt. Deren Hauptgrundrisse sind im Gehbelag vor dem
«Schädlerhaus» im Rahmen der Platzgestaltung nachgezeichnet worden. Ein-
drücklich gestatten sie dem interessierten Besucher dieser wohl bedeutendsten
archäologischen Fundstätte von Vaduz einen Blick in die Vergangenheit.
Die spätgotische Kapelle
Die Kapelle, wie sie sich noch 1874 darbot, muss — abgesehen von einer späte-
ren Verlängerung, vom Sakristeianbau und vom älteren Turm — um 1500 über
der Gruft des Grafen Hartmann Ill. von Werdenberg-Sargans zu Vaduz
(+1354/55) neu erbaut worden sein. Möglicherweise steht die Altarstiftung von
1476 mit diesem Neubau in Zusammenhang.
Über das Aussehen der gegen Osten ausgerichteten Kapelle, die 1874 der
Spitzhacke zum Opfer gefallen ist, haben wir aus verschiedenen Aufzeichnun-
gen genaue Kenntnis.'® Kaplan Johann Franz Fetz hatte noch die Möglichkeit,
die Kapelle zu begehen. Weiter begleitete er als aufmerksamer Beobachter
deren Abbruch und hielt seine Beobachtungen schriftlich fest. Nebst den
umfangreichen Aufzeichnungen des Kaplans’, der seine Monographie mit
mehreren Planaufnahmen von Peter Balzer illustrierte, vermitteln uns insbeson-
dere Bleistiftzeichnungen von Landestechniker Peter Rheinberger aus den Jah-
ren um 1870/72 wertvolle Informationen über das jüngste und zugleich letzte
Erscheinungsbild der Florinskapelle. In einer Grundriss- und zwei Schnittzeich-
nungen dokumentierte Landestechniker Rheinberger diese vor dem Abbruch
detail- und massstabgetreu.
Die Florinskapelle bestand zu dieser Zeit aus einem langgestreckten, von einer
schlichten Längstonne‘® überwölbten Schiff, an dessen Westwand sich eine
zweistöckige Orgelempore befand. Über dem polygonal geschlossenen Chor
erhob sich ein einfaches Rippengewölbe mit einem runden Schlussstein. Die
Ecken des Chores waren zur statischen Sicherung aussen durch Streben ver-
stärkt. Ein niedriger Triumphbogen und sechs Chorstufen trennten das Lang-
haus vom Altarbereich. An der nördlichen Chorwand erhob sich der im Grun-
driss quadratische Turm. An die Südwand der Kapelle war eine Sakristei
angebaut. Um 1600 erhielt die Kapelle eine neue Stuckausstattung. Die damali-
ge Renovation, die mit der Weihe der ebenfalls neu gestalteten Altäre am
31. März 16022 abgeschlossen werden konnte, gab dem Kirchenraum ein ein-
16 Die Quellen sind zusammengefasst bei Fetz (1882), Poeschel (1950) und Ospelt (1973)
17 Fetz (1882).
18 FamARh/H 16. Erstmals ausführlich publiziert bei Frommelt/Pepic (1995).
19 Um 1670 wurde das Gewölbe im Kapellenschiff durch eine Flachdecke ersetzt. Erst der Einbau
der neuen zweistöckigen Orgel im Jahre 1840 machte die erneute Überwölbung des Schiffes
mittels einer Gipsplattendecke notwendig.
20 Poeschel (1950), S. 158.