Modellansicht von Florinskapelle, «Tschagga-
:urm» und «Rheinbergerhaus». Situation um
1870. Das Modell befindet sich im Besitz des
_iechtensteinischen Landesmuseums.
Zur Geschichte der Pfarrei Vaduz: Fetz
1882), Poeschel (1950), Seeger (1956)
und Ospelt (1973).
Vergl. dazu LUB 1/1, S. 360: «...Capellae S:
Zlorini Confessoris inter Parochias Schan,
et Trisen Curiensis Diocesis sic, quod ad
aullam earundem Parochiarum pertinet...»
3 LUB //1, S. 334-335,
4 Vergl. Poeschel (1950), S. 157, Müller
(1959), S. 320-321 und Ospelt (1973),
S. 18-20.
5 Vergl. LUB 5, S. 311 und Malin (1992),
5. 10.
5 Fetz (1882), S. 320.
Die archäologischen Ausgrabungen im Bereich
der abgegangenen Florinskapelle südlich vor
dem «Schädlerhaus»
Neubauten auf historischem Boden (1872-1874)
Seit dem Jahre 1873 bildet Vaduz eine eigene Pfarrei. Bis dahin waren die
Vaduzer der Pfarrei Schaan zugehörig. In Schaan besuchten sie den Gottes-
dienst, dort wurden sie getauft, getraut und beerdigt. Völlig unabhängig von
den Pfarreien Schaan und Triesen? bestand in Vaduz die Florinskapelle als reine
Herrschaftskapelle für das gräfliche Haus und dessen Bedienstete. Sicher hatte
sie Begräbnisrecht, wahrscheinlich auch Taufrecht. Der erste urkundliche Nach-
‚weis erfolgt in einem um 1375 angelegten Urbar des Domkapitels zu Chur mit
der Feststellung „Jtem ain klains wisli lit hinnan zuo an des pfaffen/wingarten
‚on sant flurin” (Ein kleines Wieslein liegt hinnenzu bei des Pfaffen Weingarten
‚on St. Florin).? Sowohl die Sonderstellung der Kapelle als rein herrschaftliches
Zotteshaus wie auch das Patrozinium des Hl. Florinus und die geschichtliche
„age lassen den Schluss zu, dass ihre Anfänge in eine Zeit weit vor der ersten
ırkundlichen Nennung im 14. Jahrhundert zurückreichen.* Sie dürfte als Eigen-
sirche ursprünglich einem Herrenhof, dessen Standort wir etwa im Areal des
2eutigen Regierungsviertels annehmen können, angehört haben. Besondere
3edeutung erhielt die Kapelle St. Florin als Grabstätte des Grafen Hartmann Ill.
von Werdenberg-Sargans zu Vaduz (+1354/55) und dessen Sohnes Heinrich V.
/+1397).5
Nach der Erhebung der «Unteren Hofkaplanei» im Jahre 1842 zur selbständi-
gen Kuratie für die Gemeinde Vaduz, aus welcher schliesslich die Pfarrei hervor-
ging, wurde die Florinskapelle den gewachsenen Raumansprüchen nicht mehr
Jerecht. So fiel im Jahre 1860 der Beschluss einen Neubau aufzurichten.
Dreizehn Jahre später, am 5. Oktober 1873, wurde in einer feierlichen Prozessi-
an in Anwesenheit geistlicher und weltlicher Würdenträger das Allerheiligste
aus der alten Florinskapelle in die neu erbaute Pfarrkirche übertragen. In Vaduz
’eierte man das Kirchweihfest. „Es war ein höchst feierlicher, aber zugleich auch
ain Trauerzug. Denn die alte Kapelle war nun von all‘ ihrem Schmucke und
Würde vollständig entkleidet; sie stund nun da verlassen von Gott und ihrem
vielhundertjährigen Patron und von allem Volke, reif dem Grabe, wie eine alte,
verlassene, arme Witwe. Der letzte Gang aus ihrem schon verödeten Raum war
n der That geeignet, ein dankbares Gefühl für die langjährigen religiösen
Nohlthaten und Gnaden, welche sie so lange vermittelt hatte, mit einer
aigenthümlichen Trauer, wie Heimweh, zu erfüllen!”, beschreibt Hofkaplan Joh.
zranz Fetz seine Gefühle.® Es war klar, dass die alte, nun verlassene Kapelle nur
ı1och kurze Zeit bestehen sollte. Sie „wurde nämlich im Jahre 1874 zu Grabe
getragen, d.h. vollkommen zerstört, so dass von derselben, nach ihrem Bestan-
de von mehr als 500 Jahren, keine Spur mehr übrig blieb. Bei dieser Zerstörung
<amen die ältesten und alten Grundmauern vollständig zum Vorschein mit
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