Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1981) (9)

Liechtensteiner Umweltbericht Ortsbildschutz Seite 7 Bauens, die Ordnung des Verkehrs, und trotzdem: Unordnung. Gestaltung - ein umfassendes Anliegen Gestaltung ist ein umfassendes, höchst viel- schichtiges Anliegen. Die Wahrnehmung der Gestalt eines Dorfes, eines Ortes, einer Stadt erfolgt durch den einzelnen, der sich in einer vielfältigen Summe von Räumen, Plätzen, Wegen, Hausgruppen und Landschaften be- wegt. Ordnung trägt zur positiven Gestalt- 
wahrnehmung bei, wenn sie Vielfalt und Viel- deutigkeit unserer Ortsbilder gleichermassen begünstigt wie auch beschränkt. Die Siedlungsgestalt besteht gleichermassen aus sichtbaren und unsichtbaren Strukturen. Die unsichtbaren Strukturen sind durch Ord- nungen geregelt, etwa durch die Bodenord- nung, die Bauordnung, Steuern, Verbote, Reglemente. Immer mehr Ordnungen führen dazu, dass der Bürger genug davon hat. Ge- gen die Ordnung der Verwalter setzt der Bür- ger die Freiheit der Gestaltung, wie es seinem Geschmack entspricht. 
Verordnete Reglementierung von oben, ma- ximale Ausschöpfung des verbleibenden Frei- heitsgrades von unten, mit dieser vereinfach- ten Formel lässt sich unsere Hilflosigkeit ge- genüber. einem umfassenden Gestaltungsauf- trag erklären. Ortsbildgestaltung macht aber notwendig, dass alle mitmachen. Planung darf nicht Diktat sein, Individualität beinhaltet andererseits  nicht Narrenfreiheit. Nebeneinander oder miteinander?   Ortsbildgestaltung wird heute vom «Inselge- danken» bestimmt. Wir kennen: • die reliktischen Inseln der Vergangenheit, an denen der Denkmal- und Umgebungs- schutz den Verlust der Zusammenhänge zwi- schen materieller .Bausubstanz und Benüt- zung demonstriert, • die nostalgischen oder modernistischen In- seln der Ortszentren, der öffentlichen Ver- waltungen und der privaten Dienstleistungen, an denen der Architekt in grösstmöglicher • Gestaltungsfreiheit seine Begabung entfalten will (vgl. gerade in Liechtenstein! Red.), • die individualistischen Inseln der privaten Wohnbautätigkeit, wo der einzelne glaubt. den Zwängen staatlicher Reglementierung teilweise entfliehen zu können, um nur wieder   den Konsumzwängen der Baudekor-Industrie zu unterliegen, • die Inseln der wirtschaftlichen Vernunft, 
in denen es eine gewinnorientierte  Wirtschaft. versteht, den verantwortlichen Behörden das Prinzip der Minimierung der Investitionen und der Maximierung des Ertrages klarzuma- chen.   Unsere -Ortsbilder, ein Ergebnis insularen Denkens, sind Ausdruck des Nebeneinan- ders. Ortsbildgestaltung kann sich nicht .auf ausgewählte Inseln .beschränken. Notwendig wäre ein Konsens über das Miteinander, die Lesen Sie bitte weiter auf Seite 8
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.