Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1981) (8)

Seite 14 Natur- und Umweltschutz in der Politik Juli 1981 Umweltschutzbelange im Parlament Im vergangenen November und Dezember 1980 waren verschie- dene Umweltschutz-Themen Gegenstand von Debatten im liechtensteinischen Parlament. Wie bereits im letzten «Liech- tensteiner Umweltbericht» möchten wir in loser Form aus 
den Protokollen der öffentli- chen Landtagssitzung zitieren. Diese Protokolle und weitere Parlamentsunterlagen sind üb- rigens gegen ein bescheidenes Entgelt bei der Regierungs- kanzlei zu beziehen. Landtagssitzung vom 19. November 1980 Abg. Franz Oehri: Herr Präsident, meine Herren. In der letzten Zeit berichten die Mas- senmedien immer wieder über die Hormonaf- färe oder den Oestrogenskandal, der in unse- ren Nachbarstaaten aufgedeckt wurde. Um mit weniger Futter mehr Fleisch zu produzie- ren, wurden die Kälber mit verbotenen Hor- monen behandelt. Der Genuss des Fleisches von diesen Kälbern sei besonders für schwangere Frauen und für Kinder gefähr- lich. Ebenso hört man von der Behandlung von Fischen mit Chemikalien, die für Men- schen schädlich seien. Ich möchte nun den zuständigen Regierungsvertreter anfragen, ob in unserem Lande das Kalbfleisch, die kalbfleischhaltige Babynahrung sowie Fisch- produkte untersucht wurden oder ob irgend- welche Massnahmen getroffen wurden, um einen Skandal bei uns zu verhindern. Regierungsrat Anton Gerner: Sie haben alle in den letzten Wochen über die Massen- medien von der Anwendung von Hormonen bei der Kälbermast gehört. Sie haben dabei auch eine gewisse Ratlosigkeit im Hinblick auf die Untersuchungsmöglichkeiten und die Untersuchungskapazität mitverfolgen können. Wie mir seitens unseres Veterinäramtes mit- geteilt wird,' haben sich bis heute bei uns keine konkreten Anhaltspunkte oder Ver- dachtsmomente betreffend den Missbrauch von Hormonen bei der Kälbermast ergeben. Entsprechende Untersuchungen werden selbstverständlich auch in unserem Lande durchgeführt, sobald uns die erforderlichen Untersuchungsstellen zur Verfügung stehen. Unser Veterinäramt pflegt in dieser Angele- genheit eine enge Zusammenarbeit mit den zuständigen Stellen in unserer Nachbar- schaft. Wir werden selbstverständlich alle Vorkehrungen treffen, um einem allfälligen Einsatz von Hormonen bei der Kälbermast vorzubeugen. Es werden gezielte Untersu- chungen angesetzt, ob Hormone eingesetzt werden, und gegen die Fehlbaren werden die nötigen Schritte eingeleitet. 
Im weiteren wurden in der heutigen Anfrage die Fischprodukte angesprochen. Hier haben die Untersuchungen der dafür aufgrund des Zollvertrages zuständigen Bundesorgane (Grenztierärzte) sowie Stichproben im Lande praktisch keine Antibiotikabelastung zutage gebracht. Ich entnehme einer Pressemittei- lung, die heute erschienen ist, dass die Unter- suchungen von panierten Fischstäbchen und von Fischfilets in der Schweiz ein günstiges Ergebnis gezeigt haben. Von 203 untersuch- ten Proben ergab eine einzige ein möglicher- weise positives Resultat. Wie dazu noch mit- geteilt wird, bestätigt dieses Ergebnis frühere Untersuchungen des grenztierärztlichen Dienstes. Babynahrung: Hier wurden schon vor ca. 14 Tagen, also gleich zu Beginn der «Hormon- affäre», die entsprechenden Verkaufsge- schäfte aufgesucht und die vorhandenen Vor- räte (ausländischer Herkunft) beschlag- nahmt. Es handelt sich beim Einsatz von Hormonen in diesen Bereichen wirklich um ein sehr ernst zu nehmendes Problem. Es ist aber auch dringend nötig, so meine ich, die heutigen Diskussionen von der eher emotionalen auf die sachliche Ebene zurückzuführen. Landtagssitzung vom 3. Dezember 1980 Abg. Josef Biedermann: Meine kleine An- frage betrifft die Förderung biologischer An- baumethoden. Durch die verschiedenen Mel- dungen in in- und ausländischen Medien wur- den wir als Konsumenten wieder einmal mehr auf die Situation aufmerksam gemacht, dass die Landwirtschaft mit der Chemie sehr eng verflochten ist, dass die Landwirtschaft — wie es in einem deutschen Fernsehfilm einmal hiess —.mit der Chemie in einer unheimlichen Ehe lebt. Anlässlich der Budgetberatung in der Landtagssitzung vom 20. Dezember 1978 habe ich angeregt, dass neben der Sub- ventionierung von Schädlingsbekämpfungs- mitteln auch biologische Anbaumethoden ge- 
fördert werden sollen. Regierungsrat Dr. Wal- ter Oehry hat mir damals geantwortet, dass er diese Idee dem zuständigen Amt allenfalls zur Untersuchung weiterleiten könne. Ich fra- ge heute, ob in dieser Beziehung schon et- was unternommen wurde. Ich frage dies im Wissen um einige interessierte Kleinbauern, die bereit wären, bei entsprechender Förde- rung die Landwirtschaft auf biologischer Ba- sis zu betreiben. Regierungsrat Dr. Walter Oehry: Die Schwierigkeiten auf diesem Gebiet bestehen darin, dass zwischen biologischem und nicht biologischem Ackerbau bzw. Landbau keine genauen Grenzen gezogen werden können. Der eine Landwirt behauptet, noch biologi- schen Anbau zu betreiben, wenn er nur. be- stimmte Handelsdünger verwendet, der an- dere nimmt noch 1 oder 2 Spritzungen im Obstbau in Kauf. Biologischer Landbau verlangt infolge ge- ringerer Ernten und vermehrter Handarbeit eine Erhöhung der Produktepreise, die nach schweizerischen und europäischen Angaben ungefähr 30 % über den handelsüblichen lie- gen. Wenn biologisch angebaute Früchte oder Gemüse vom Staat preislich gestützt werden sollen, so müsste konsequenterweise für jedes Feld, für jede Lieferung eine che- misch biologische Untersuchung gefordert werden, was in der Praxis nicht durchführbar ist. Nur mit der Aufschrift «biologisches Ge- müse» hat der Konsument keine Gewähr, dass das Gemüse nun tatsächlich auf biologi- schem Landbau gezogen wurde. Im übrigen haben die Versuchsanstalten und Labors ver- schiedentlich in Vergleichsuntersuchungen festgestellt, dass biologische Früchte unter Umständen sogar noch mehr Rückstände aufwiesen als normal angebotene, dann, wenn sie zur Steigerung des Ertrags über- düngt worden sind. Es bieten sich also derzeit keine praktikablen Möglichkeiten, diesen Zweig der Landwirtschaft zu stützen. Redaktion: Die Auskunft des Landwirt- schaftsministers kann nicht befriedigen. Zwei Aussagen bedürfen einer besonde- ren Korrektur, nämlich die erhöhten Pro- duktionskosten für den biologischen Landbau und dass die Produkte des biolo- gischen Landbaues nicht besser oder gar noch schlechter als die des konventionel- len Landbaues seien. Fortsetzung Seite 15
	        

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