Seite 10 Sonderbeilage: Landwirtschaft und Umweltschutz
Juli 1981 Fortsetzung von Seite 9 Tierhaltung verlangt — eben den gegenüber den Produzenten wirtschaftlich gerechten Preis. Die Natur- und Landschaftsschützer im speziellen sind ihrerseits aufgerufen, ver- mehrt das gemeinsame Gespräch mit der Landwirtschaft zu suchen und auf der Konsu- mentenseite aktiv für Aufklärung über Zu- sammenhänge zu wirken. Der Konsument muss mündig werden. Die Forderung nach
übersichtlichen Strukturen, der Verbesserung der Beziehungen Konsument — Händler - Produzent, wie sie im Liechtensteiner Um- weltbericht Nr. 7 erhoben wurden, könnte zu Verbesserungen beitragen. Die Herausforderung an die Agrarpolitik Das agrarpolitische Ziel muss klar die Erhal- tung einer bäuerlichen Landwirtschaft sein,
«In der landwirtschaftlichen Ausbildung soll alternativen Methoden mit umweltschonen- der, tierschützender, energie- und fremdstoffsparender sowie gesundheitsfördernder Auswir- kung vorrangige Bedeutung zu- kommen.» und zwar eine bäuerliche Landwirtschaft in den unterschiedlichsten Betriebsgrössen bis zur Nebenerwerbslandwirtschaft und in viel- fältigen Bewirtschaftungsformen. Eine Bin- dung an das Eigentum, eine gesunde bäuerli- che Einstellung mit einwandfreier Beratung kann die mögliche Gewähr für die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit, für die Nachhaltig- keit der Agrarproduktion und für die notwen- dige Ehrfurcht und Verantwortung vor dem Leben bieten. Trotz einengender Faktoren
wie Umwelt und Wirtschaftssystem (besser Gesellschaftsordnung) kann der konventio- nelle Landbau mehr alternative Elemente in der Flächenproduktion einsetzen als bisher praktiziert. Wir als Konsumenten müssen an- dererseits berücksichtigen, dass eine bäuerli- che Landwirtschaft mit ökonomischen Nach- teilen fertig werden muss. Ökologische Über- legungen spielten in der Agrarpolitik zu lange keine Rolle. Gerade für den Bereich der Öko- logie gilt, dass vorsorgen besser ist als heilen. Die beste Vorsorge bildet der Schutz der Landwirtschaft, in der auch das Förderungsin- strumentarium auf schonende Wirtschaftswei- sen abgestimmt ist, d. h. durch Massnahmen gegen die Spezialisierung und zur Förderung des Familienbetriebes. Das überschaubare Liechtenstein würde sich für Modelle natur- näherer Erhaltungsziele der Landwirtschaft ohne staatlichen Dirigismus — solange dies aus ökologischer Sicht noch möglich ist — eignen.
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