Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1981) (7)

Helga Hausmann Von Beruf Industrie-Kaufmann, wohne ich seit 15 Jahren in Vaduz und bin mit einem kleinen Büro für Sekretariatsdienste selbständig. Als Müllerstochter habe ich in Norddeutschland schon früh Kontakte mit der Landwirtschaft gehabt. Wenn ich mich im elterlichen Betrieb in der Futter- mittelherstellung wunderte, warum Papri- ka ins Hühnerfutter kam, konnte mir kei- ner sagen, ob es den Hennen auch schmeckt. Dass die Leute aber lieber gel- be Eier assen, habe ich selbst beobachtet. Heute sehe ich, was aus diesen Anfängen geworden ist, wenn mein Bruder z. B. Hub- schrauber mietet, um im Lohnverfahren Insektizide (also Gifte zur Herstellung von Lebensmitteln) über die Felder der Bauern sprühen muss. Eines Tages habe ich mir überlegt, dass ich ausser Schreibarbeiten noch etwas Sinnvolleres tun könnte. Dass ich ausser Kritik an unserer Betongesell- schaft mit Wegwerf-Ideologie Alternativen für gesunde Ernährung und natürlichere Lebensweise aufzeigen könnte, damit Ver- änderungen möglich sind. Als dann eine Idealistengruppe aus dem Thurgau an 
mich herantrat, die für ihre liechten- steinischen Kunden hier ein Depot für na- turnahe Produkte wollte, ergriff ich die Ge- legenheit. Jetzt habe ich — vorläufig noch hobbymässig — ein BIO-Lager im Mühle- holz in Vaduz und vertreibe naturbelasse- ne Lebensmittel. Ich möchte verantwor- tungsbewussten Produzenten Abnahme- garantien geben können, für nicht auf Ko- sten von Menschen und Umwelt herge- stellte Produkte und damit im Bereich mei- ner Armlänge dazu beitragen, dass «die Welt in Ordnung ist». 
Liechtensteiner Umweltbericht Ernährung 
Seite 7 frau, ist mitverantwortlich für die Gesundheit ihrer Familie, wie auch für die Gesundheit unserer Volkswirtschaft. Viele Dinge, die wir tun, haben weitreichende Konsequenzen. Wir tragen nicht nur für die allen gehörenden Güter wie Wasser, Luft, Boden, Fauna und Flora Verantwortung, son- dern auch für unser physisches und psychi- sches Wohlergehen. Wir dürfen nicht alles der Chemie und Medizin überlassen. Deshalb müssen wir uns besser informieren. Wussten Sie etwa, dass im Winter z. B. An folgendem Beispiel möchte ich zeigen, dass wir 
eindeutigere Deklarationen fordern müssen: Keine Industrie-Eier kaufen wir nämlich nur dann, wenn wir aus bäuerlichen Betrieben mit uns bekanntgemachter An- schrift «Freiland-Eier» erhalten. Weder <fri- sche Landeier> noch <Trinkeier ab Bauernhof> noch <Nesteier aus Bodenhaltung> noch <Su- negg Eier> (sogar mit dem Tierschutzzeichen) sind die sogenannten «glücklichen Hühner». Es gibt tatsächlich sehr wenig Bodenhaltungs- betriebe, die nicht nebenher noch Käfigbatte- Eine Gurke im Winter verbraucht 3 Liter Erdöl! rien haben. In der Regel dürfen 200-1000 Hühner im Auslauf leben, während im glei- chen Betrieb 5000-10 000 Stück in Hallen und Batterien arbeiten, damit dann kaum feststellbar ist, welches wirklich «Freiland-Ei- er» sind. Das Durcheinander an Begriffen ist dementsprechend verwirrend. Bei den nicht auf Kernseife basierenden Waschmitteln wird zum Glück immer mehr bekannt, dass sparsamste Verwendung ratsam ist und dass Weichmacher die Verunreinigung der Wäsche und sogar Pilzkrankheiten för- dern. Wissenschaftler warnen je länger je mehr vor den Syndets (synthetischen Deter- 
gentien/Weissmacher etc.), weil Phosphate unsere Gewässer zur Überproduktion im bio- logischen Sinn reizen, an der sie letztlich er- sticken (umkippen). Hier ist Information also im wahren Sinn lebensnotwendig. An dieser Stelle möchte ich Alt-Reg.-Rat Dr. Georg Malin zitieren, der schon 1974 zum Mut zur Bescheidenheit aufrief, als er sagte: «Die Lebensbasis muss gesunden. Darüber gilt es Bescheid zu wissen; wer Bescheid weiss, ist bescheiden.» Ich überlege auch, in- wieweit Medien, Schulen und Bildungsstätten dafür Verantwortung übernehmen müssen, dass wir die 
Zusammenhänge nicht — oder 
Stichwort Ernährung Der fragwürdige gesundheitliche Wert von Nahrungsmitteln, die mit Giftstoffen produ- ziert werden, bringt ohne Zweifel der chemi- schen Industrie Vorteile, nämlich immer neue Märkte. In der Wachstums-Euphorie unserer Industriegesellschaft schwimmt der Landwirt, zwar meist widerwillig, mit. Ins Fäustchen lacht sich die Agro-Chemie, weil für sie durch die grossflächigen Monokulturen paradiesi- sche Zustände geschaffen werden. Was bleibt nun Ihnen und mir zu tun? Meine persönli- chen Anliegen sind: Fortsetzung auf Seite 8
	        

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