Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1980) (5)

Liechtensteiner Umweltbericht Auto Seite 13 nisiert, um Lehrer und Jugendleiter, Ver- treter von Natur- und Umweltschutzorga- nisationen, Beamte und Politiker, Gärt- ner und Landwirte, Förster und Jäger, Er- wachsene wie Kinder möglichst gut und umfassend über die verschiedensten Um- weltfragen zu informieren, aber auch um möglichst viele zu aktivieren. Der Lehrer- service des WWF Schweiz informiert und berät Lehrerinnen und Lehrer aller Schul- stufen über aktuelle Probleme des natur- und Umweltschutzes. Der Schweizeri- sche Bund für Naturschutz (SBN) bietet ähnliche Unterrichtshilfen an. Die LGU möchte die Umwelterzie- hungsarbeit in Schule und Oeffent- lichkeit fördern und verbessern Unsere Möglichkeiten und Mittel sind natürlich viel kleiner und beschränken sich oft auf die Vermittlung der aufge- 
zählten schweizerischen Dienstleistun- gen. Dabei darf es jedoch nicht bleiben. Jedes Jahr veranstalten wir zusammen mit dem Liechtensteiner Landesmuseum eine Sonderausstellung: 1977: Die Flora des Fürstentums Liech- tenstein 1979: Luchs und Wildkatze 1980: Schutz der Tier- und Planzenwelt und ihrer natürlichen Lebens- räume (Feuchtgebiete) Zu den beiden letzten Ausstellungen ge- stalteten wir spezielle Arbeitsunterlagen. Der interessierte Lehrer erhielt diese von der LGU zur Verfügung gestellt und konnte sie vor, bei oder nach dem Aus- stellungsbesuch mit seinen Schülern (Se- kundarstufe I) bearbeiten. Sehr eindrück- lich ist nach wie vor die Diaschau des Landesmuseums «Rettet das Ruggeller Riet». Sie bereicherte den Besuch der 
letzten Ausstellung sehr. Der liechten- steinische Teil dieser Feuchtgebiete- Ausstellung kann von allen weiterfüh- renden Schulen -unseres Landes bei der LGU für eine beschränkte Zeit angefor- dert werden. Die entsprechenden Ar- beitsunterlagen werden ebenfalls zur Verfügung gestellt. Gerade in der Um- welterziehung könnte ein eigenes Natur- historisches Museum wertvolle Hilfestel- lung bieten. Es wäre eine ausgezeichnete Bildungsstätte für Natur- und Umweltbe- reiche und würde zur Schaffung des drin- gend notwendigen Umweltverständnis- ses in der ganzen Bevölkerung viel bei- tragen. Die LGU lädt alle Lehrerinnen und Leh- rer, alle an der Umwelterziehung Inter- essierten ein, in der Arbeitsgruppe «Ju- gend und Schule» mitzuarbeiten. Ge- meinsam können wir mehr erreichen. Das Auto - das goldene Kalb, 
dem vie- les geopfert wird. Das Auto als Statussymbol, ist dies nicht alles Schnee von gestern? Inzwischen gibt es ein Tempolimit, in- zwischen wünschen sich viele Bürger nicht mehr so breite Strassen, gar lie- ber Wohnstrassen (vgl. Liechtensteiner Umweltbericht Nr. 4) ! Also wieder eine Redimensionierung des Autos, auf das, was es ist: ein bequemes und bei unserer Streubauweise notwendi- ges Fortbewegungsmittel. Erich Reyhl, Genf, Mitarbeiter bei der «Basler Zeitung» sieht es in einem Ta- geskommentar vom 7. März 1980 zum Genfer Automobilsalon differenzier- ter: die Autokultur gedeiht auf einer «Fluchtwelle» vor den täglichen Pro- blemen. Wir drucken seinen Kom- mentar hier ab, weil er zum Nachden- ken auffordert. Die Untertitel sind von uns gesetzt. Red. Ein Leitartikel in «Ich»-Form ist in der Schweiz nicht gerade üblich. Heute habe ich mich aber doch zum «Ich» entschlossen,  weil ich mich als Aussenseiter in dieser Welt des Autos fühle, die in Genf gezeigt wird. Auf der Suche nach einem Kleinwagen Zwar war ich zweimal stundenlang am 50. Salon. Dabei habe ich nach einem mögli- chen Ersatz für meinen fünf Jahre alten «Deux Chevaux» Ausschau gehalten, der einige Zeichen von Altersschwäche zeigt. Ein kleines wendiges Auto, das man auch tüchtig beladen und eventuell selbst repa- rieren kann, aber sparsam und nicht allzu teuer sollte es sein. Seit der Energiekrise 1973 habe ich mir in meiner unschuldigen r Einfalt in den Kopf gesetzt, dass Leute wie  ich 
Vorbilder sein sollten. Deshalb möchte ich auch gerne in Zukunft mit einem Klein- wagen herumfahren. Aber was habe ich in Genf erlebt? Die Kleinwagen wurden am Salon scham- voll versteckt. Die «Deux Chevaux» in ei- ner Ecke, die kleinen Fiats hinter einer Art Spanischen Wand, einzig die Minis genos- sen das Flutlicht. Fast der ganze Salon schien nur noch ab «zehn aufwärts» zu be- stehen. Ich meine ab 10 000 Franken auf- wärts, ab 10 Liter pro 100 Kilometer auf- wärts. Bei den Preisen gab es fast keine Ausnahmen zu dieser Regel, und wenn beim Verbrauch einmal eine Zahl darunter angegeben wurde, so hatte ich das ko- mische Gefühl, dass irgend etwas an diesen Verbrauchszahlen «frisiert» sein musste, zumindest angesichts des Volumens und (aus: «Süddeutsche Zeitung») Gewichtes und der obersten Kilometeran- gabe auf dem Zähler dieser Wagen. Neben der Feststellung, dass der Salon fast nur aus Mittel- und Oberklasse besteht, war ziem- lich eindeutig eine Zunahme der Sport- und Geländewagen festzustellen. Da ich zu den Leuten gehöre, die immer alles gerne auf einen einfachen Nenner bringen wollen, habe ich mir meine Ge- danken gemacht, wie sich all das zusam- menreimt mit den Energiesparaufrufen, dem angeblich gesunkenen Standard usw. Nach Lektüre der reichlich verteilten Pro- spekte und der Stilblüten der Festreden ist mir die Erkenntnis gekommen: Unsere 
Autokultur prosperiert auf der «Flucht- welle». Das Auto hilft uns, unseren -tägli- chen Problemen zu entfliehen, unseren vier Wänden, unseren Wohnsilos, unseren Städten, kurzum den verhassten Orten, an denen wir uns täglich erniedrigen müssen. Mit geborgten PS können wir uns urplötz- lich stark fühlen. Wenn diese Analyse stimmt, so müsste man das Problem des überbordenden Autoverkehrs und des da- mit verbundenen Energie- und Material- verschleiss anders anpacken. Ermah- nungen zur Zurückhaltung beim Gebrauch des Autos, behördliche Schikanen zur Bremsung des Autoverkehrs, selbst hohe Benzinpreise nützen da nichts. Eine Um- frage in Frankreich zeigt, dass selbst bei 6,50 FF pro Liter noch kaum am Auto ge- spart würde, lieber an allen anderen Din- gen, sogar am Essen. Widerstand gegen falsche Dimensionen Man sollte jenen Werbeslogans und Politi- kersprüchen etwas mehr Widerstand ent- gegensetzen, die uns einreden, dass das Auto «der Freiheit der Menschen neue Di- mensionen verleiht» oder «Spiegelbild der modernen Demokratie» sei, wie dies der Präsident des 50. Autosalons, Francois Pey- rot, erklärte. So wird im Nebeneffekt auch noch die Demokratie abgewertet. Schade auch, dass sich ein Künstler wie Hans Erni mit seinem Salonplakat 1980 in den Dienst der Hochstilisierung der Automobilkraft- protzerei stellt. Was soll man schliesslich vom Genf er Staatsrat Guy Fontanet halten, der erklärt: «Das Auto ist ein wundervolles Mittel, kraftvoll, schnell, das dem leisesten Befehl folgt . . . Es hat uns mehr Bewegungsfrei- heit, überhaupt mehr Freiheit gebracht . . . Ein Druck mit der Fusspitze genügt, um das liebenswerte Ungeheuer zum Stehen zu bringen.» Ich würde in Anlehnung an diesen Aus- spruch sagen: «Benutzen wir doch die Fussspitze.»
	        

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