Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1979) (4)

Liechtensteiner Umweltbericht 
Siedlungsraum Seite 11 An sich ist die Idee in Liechtenstein nicht neu, nimmt man die alten Dorf- winkel, um deren Restaurierung man sich ja nun eifrig bemüht, so kommt man dem mit der Wohnstrasse gesetz- ten Ziel schon recht nahe. Die natür- lichen Barrieren sind da, die im allge- meinen miserable Fahrdisziplin wird durch unübersichtliche, schmale Stras- sen radikal eingeschränkt und die Stras- se hat wieder eine organische und ge- stalterische Funktion. Wie wär's, wenn man z. B. für den Anfang an geeigneten Strassen wieder einmal ein paar Bäume pflanzen würde, anstatt die wenigen be- stehenden eiligst zu entfernen, wenn wieder einmal eine ohnehin meist selbst- verschuldete Kollision zeigt, dass Bäume stärker sind als Autos. 
Ich begrüsse diese Idee im Grundsatz. Allzulang waren wir einzig eine «Auto- gesellschaft» und haben den Fussgänger vernachlässigt und die Strassen für uns, bzw. für unsere Autos beschlagnahmt. Auf die liechtensteinischen Verhältnisse 
bezogen, plädiere ich für eine versuchs- weise Einführung. Selbstverständlich müsste man mit den Anwohnern einer solchen «Versuchs-Wohnstrasse» reden und über das Pro und Kontra diskutie- ren. Den Eltern ist sicher mehr gedient, wenn sie ihre Kinder in der Nähe der elterlichen Wohnung wissen, als wenn sie ihre Spielplätze weit weg und un- kontrollierbar selbst aufsuchen und so irn ganzen Dorf herum vagabundieren. Als günstigste Ansatzpunkte sehe ich dichtbesiedelte Sackgassen, denn dort muss der Autofahrer schon heute auf die spielenden Kinder besonders Rück- sicht nehmen. Die Tafel «Wohnstrasse» kann ihm das Erinnerungsvermögen für die besondere Rücksichtnahme stärken. Als zusätzliche Massnahme könnte ich mir bei der Einfahrt in die Wohnstrasse eine farbig eingebaute Schikane in Form einer Schwelle vorstellen. Ich habe diese Einrichtung schon vor Jahren in Südamerika, so u. a. in Brasilien, gese- hen, sie sind bereits auch in Europa da und dort zu finden. Die hohen Unfallziffern gerade bei Kin- dern und älteren Leuten innerhalb der Wohngebiete müssten allen Menschen zu denken geben. Deshalb sind alle Be- strebungen begrüssenswert, die Gefah- ren reduzieren, welche die Folge der Motorisierung der letzten Jahrzehnte sind. Wohnstrassen können ein wich- tiger Schritt in diese Richtung sein und es ist bestimmt lohnenswert, erste Ver- suche auch in unserem Land zu unter- nehmen. Vielleicht gelingt es auch durch Wohn- strassen unseren Gemeinden den dörf- lichen Charakter wiederzugeben, den sie bedauerlicherweise in den letzten Jahrzehnten verloren haben. Die Wohn- strasse kann ähnlich wie der alte Dorf- platz ein ungefährlicher Ort der Begeg- nung werden. Ich begrüsse daher diese Initiative sehr.
	        

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