Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1979) (4)

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Siedlungsraum November 1979 Was sind Wohnstrassen? Als Wohnstrassen gelten Quartierstras- sen, welche in erster Linie nach den Be- dürfnissen der Fussgänger ausgerichtet sind. Der Autoverkehr wird in der Ge- schwindigkeit limitiert (20 km/h) und ist auf den Zubringerdienst (Anwohner und Besucher) beschränkt. Die Strasse bildet durch die Art der Ge- staltung (Bänke, Spielplätze, Pflanzen) und den Belag ein für den Anwohner angenehmer Aufenthaltsort und ein ver- bindendes Element im Quartier. 
Warum Wohnstrassen? Mit dem schnell ansteigenden Auto- verkehr wurden in den letzten Jahr- zehnten die Strassen hauptsächlich autogerecht ausgebaut. Der Fussgänger oder Radfahrer kam dabei zu kurz. Obwohl die Strassen breiter und über- sichtlicher geworden sind, häufen sich die Unfälle immer mehr. Die Betrof- fenen sind vor allem Kinder, alte Leute und auch Radfahrer. Aus dem Unbehagen über die Verkehrs- gefahren wuchs das Bedürfnis nach Strassen, die mehr Sicherheit bieten. Der Verkehrslärm, die Abgase und der Staub, teilweise verursacht durch quar- tiersfremden Verkehr, unterstrichen den Wunsch nach sicheren und wohn- lichen Strassen. Da Durchgangsverbin- dungen und breite autogerechte Stras- sen Quartiere sozial «zerschneiden», kann die Wohnstrasse praktisch als ein Bindeglied für das Quartier eingesetzt werden. Diese und andere Grinde ha- ben dazu geführt, dass die Idee der Wohnstrasse in vielen Ländern begrüsst und ausgeführt wird. Warum bei uns? Obwohl unsere Dörfer nicht mit ver- dichteten Agglomerationen vergleich- bar sind, haben auch bei uns viele Quartierstrassen eine überdimensionale Verkehrsbelastung durch die Nutzung als «Schleichwege» zur Umfahrung von Verkehrsknoten erfahren. Viele Stras- sen wurden früher zu grosszügig ausge- baut und förderten somit die Raserei. Unfälle haben sich deshalb auch bei uns auf Quartierstrassen vermehrt. Warum sollten nicht auch wir Quartierstrassen mit menschlichem Aussehen bekommen und der'  aserei Einhalt gebieten? Was sind die allfälligen Nachteile? Wird eine Strasse, welche bis anhin re- gen Durchgangsverkehr hatte, zur Wohnstrasse erklärt, so wird dieser über eine andere Strasse abgeleitet, dies zum Nachteil der dortigen Bewohner. Dieses Argument ist richtig, doch nicht allgemein verwendbar. Denn es sollten nur stark bewohnte Quartierstrassen, welche keinen oder nur wenig Durch- gangsverkehr aufweisen, zu Wohnstras- sen erklärt werden, es sei denn, man will aus ortsplanerischen Gründen oder um «Schleichwege» zu unterbinden, die Wohnstrasse als eigentliche «Bremse» einbauen. Jede Gemeinde besitzt einen Verkehrs- plan, in dem die Strassen klar in ihrer Hierarchie unterschieden werden: in 
Quartier-, Sammel- und Landstrassen. Das heisst, dass die Verkehrsplanung lange bevor die Wohnstrassenidee ak- tuell wurde, gewisse Strassen und damit Bewohner bevorzugt und andere be- nachteiligt hat. Die Einführung der Wohnstrassen in einigen Quartieren bedeutet kein Ver- kehrschaos oder auch Behinderung. Ge- wiss sind Parallelstrassen etwas stärker belastet, aber nicht in dem oft propa- gierten Ausmass.
	        

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