Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1997) (37)

Welchen wirtschaftlichen Nutzen kann die Landwirtschaft aus der Gentechnologie ziehen? Inwieweit wird dieser Nutzen bei den Bauern liegen? • Gentechnologie kann die Kosten für Hilfsstoffe reduzieren (Pestizide, Herbizide, Fungizide, Insektizide). Es müssen weniger verschiedene Pestizide eingesetzt werden. • Gentechnologie kann die äussere Qualität eines Produktes verbessern. Dies kann auch ein Vorteil für die Bauern sein. • Gentechnologie kann die Haltbarkeit verbessern. • Gentechnologie kann die Transportfähig- keit verbessern. Tomaten können zum Beispiel im untersten Winkel von Spanien produziert werden und dann in ganz Europa verteilt werden. • Gentechnologie kann Ertragseinbussen reduzieren. Die VBO wird zum Thema Gentechnologie eine ablehnende Stellungnahme abgeben. Von seiten der Bauern und der ganzen Landwirtschaft gäbe es sicher Aspekte, die man als Vorteile aufführen kann. Aber die möglichen Langzeitfolgen, die für die Landwirtschaft zu einem grossen Nachteil werden könnten, über- wiegen für die Bauern. Sie sind zumindest der- zeit nicht abschätzbar. Von der Industrie wird als Vorteil ange- bracht, dass gentechnisch veränderte Produkte die Verfügbarkeit landwirtschaftlicher Produkte verbessern, weil die Ertragsausfälle abnehmen werden und der Ertrag gezielt gesteigert werden kann. Ich möchte mich mit dieser Aufzählung aber nicht so verstanden wissen, dass die Land- wirtschaft im allgemeinen für die Gentechno- logie ist. Einige Bauern werden dafür sein und andere dagegen. Die VBO (Vereinigung bäuer- licher Organisationen), der Dachverband der 
Bauern in Liechtenstein, wird zum Thema Gentechnologie eine ablehnende Stellungnah- me abgeben. Besteht die Gefahr, dass durch den Einsatz der Gentechnologie in der Landwirtschaft die Vielfalt der Kulturpflanzen verloren geht? Die natürliche Vielfalt der Kulturpflanzen wird dadurch sicher reduziert. Grundsätzlich bestim- men viele andere Faktoren die Reduktion der Artenvielfalt bei den Kulturpflanzen. Die Gen- technologie kann diesbezüglich jedoch ebenfalls eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen. Es gibt zum Beispiel mehr als 20 verschiedene Karottensorten. Durch die Gentechnologie können aber die jeweiligen positiven Eigen- schaften der Karottensorten in vielleicht 1— 3 Sorten zusammengefasst werden. Langfristig hat dies sicher sehr schwere Auswirkungen. Ich kann mir vorstellen, dass auch wieder einmal ein Schädling eine Resistenz gegen ein Pestizid entwickeln kann. Bei so wenigen Sorten ist dann eine Selektion gar nicht mehr möglich. Werden auch in der Landwirtschaft Liechten- steins in Zukunft transgene Tiere, welchen z.B. artfremde Wachstumshormon-Gene mittels Gentechnik eingebaut werden, zum Einsatz kommen? Das hängt völlig davon ab, was auf dem Schweizer Markt passiert. Wenn in der Schweiz die Landwirtschaft diesen Weg einschlägt, wird dies Liechtenstein auch tun. Ausser wir kapseln uns ganz von der Schweiz ab, was ich mir nicht vorstellen kann. Wir haben in Liechtenstein keine Produktion von irgendwelchen Hilfs- stoffen, wie zum Beispiel Düngemittel, Pflan- zenschutzmittel, etc. Deshalb ist Liechtenstein auf den Markt um sich herum angewiesen, sei dies der Schweizer- oder der EU-Markt. Alleine kann Liechtenstein gar keinen Weg gehen. Ich finde gut, dass wir auf dem Gebiet der Gentech- nologie eine gesetzliche Grundlage schaffen und damit signalisieren, was wir wollen. Aber in manchen Bereichen ist Liechtenstein einfach machtlos. Wir danken Klaus Büchel für das Gespräch.
	        

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