Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1996) (35)

NATURSCHUTZ IM 21. JAHRHUNDERT SEITE 
9 Die Geschichte einer Naturschutzaktion Bannriet: Von der Naturschutzvision zur Naturschutzaktion Die jüngere Geschichte der Naturschutzaktion im Bann- riet wurzelt im von der LGU veranstalteten Naturschutz- symposium 1991. In fast allen damals gehaltenen Refera- ten schien die Problematik des Naturwertverlustes auf, der im Talraum Liechten- steins besonders aufgenfällig ist. Die im Rahmen dieses Symposiums veranstaltete Exkursion  führte ins Bannriet, denn am Bannriet konn- te exemplarisch die Verar- mung einer vielfältig struktu- rierten Kulturlandschaft do- kumentiert werden, die unter zunehmendem Intensivie- rungsdruck bereits einen Grossteil ihrer naturnahen Elemente verloren hat und Gefahr läuft, noch den letz- ten, relativ gut erhaltenen Rest aufzugeben. Trotz er- heblicher Naturwertverluste innerhalb der letzten 20 Jahre, zeichnet sich das Bannriet auch heute noch durch einen recht gros- sen Anteil naturnaher Flächen aus. zahlreiche freistehende Bäume, Etnwässerungsgräben, Hecken, Windschutzstreifen und Flur- gehölzgruppen prägen das Land- schaftsbild. Die Streueparzellen, auch feuchte Magerwiesen oder Flachmoore genannt, sind das Herzstück dieser Landschaft. Sie beheimaten selte- ne Pflanzen- und Tierarten, welche in intensiv genutzten Wiesen und Äckern kein Auskommen mehr finden könnten. Doch nicht nur als Herberge bedrohter Arten erfül- len die Flachmoore eine wichtige Aufgabe. Sie sind Trittstein- biotope, z.B. für Wandervögel. In ihnen halten sich natürliche Fein- de von Kulturschädlingen auf, wo- 
von Daniel Miescher, Vicepräsident der LGU durch sie auch für das umliegende intensiv genutzte Kulturland von Bedeutung sind. Die Flachmoore regulieren den Bodenwasserhaus- halt, indem sie das Wasser von Starkniederschlägen aufnehmen und speichern und dieses während niederschlagsärmeren Zeiten an ihre Umgebung abgeben. Zudem stellen sie als Überbleibsel einer vergangenen ehemals weitverbrei- teten Landwirtschaftspraktik ein kulturhistorisches Erbe dar. Nicht zuletzt werden diese naturnahen Inseln mit ihren Flurgehölzen als optische Verschönerung der Land- schaft empfunden. Damit erhöhen sie den Erholungswert des Riets für uns stressgeplagte Menschen im Zeitalter des Industrialismus. Im Zuge des Wirtschaftsauf- schwunges und der damit einher- gehenden Intensivierung der 
Landwirtschaft sind wichtige Teile des Bannriets zerstört worden. Von den 12.5 ha Streueflächen im Jahre 1971 sind heute gerade noch 3.6 ha übriggeblieben. Mit dem Verschwinden der Streue- flächen verschwanden auch diejenigen Lebewesen, wel- che auf diesen Lebensraum angewiesen sind. So z.B. der für Flachmoore charakte- ristische Grosse Brachvogel. Im Rahmen des schweizeri- schen Nationalfondsprojektes «Boden» wurde der Min- destbedarf an naturnaher Fläche für das Schweizer Mittelland auf 12% errech- net. Das Bannriet weist rund 10% naturnahe Flächen auf. So entstand die Naturschutz- vision, d.h. die Wunschvor- stellung, dieses Stück Kul- turlandschaft erstens zu er- halten und zwar so, dass zweitens, die noch vorhandenen Streueparzellen mittels Pufferzo- nen von der intensiv genutzten Flä- che geschützt und zusätzlich durch ein Biotopverbundsystem mitein- ander verbunden werden. Im Jahre 1991 waren noch gut 70% der Streuefläche ohne jeden Schutzstatus, während heute nur noch knapp 20% weder unter Magerwiesenvertrag stehen, noch von der LGU gepachtet oder ge- kauft sind. Damit wurde vielen sel- tenen Pflanzen- und Tierarten der Lebensraum erhalten. Das Beispiel Bannriet ist eine Er- mutigung für alle die etwas für den Naturschutz tun wollen. Setzen wir doch mehr solche Visionen um! Nächste Doppelseite: Bannriet im Frühling LIECHTENSTEINER UMWELTBERICHT FEBRUAR 1996
	        

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