Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1992) (30)

Was heisst Gentechnologie? Die Gentechnologie umfasst jene Methoden, welche gezielt in die strukturelle Einheit einzelner Erbmoleküle eingreifen. Im Gegensatz zur Züchtung durch die Auswahl bestimmter Vertreter von Tier- und Pflanzenarten mit überdurchschnittlichen Eigenschaften (Saatgutaus- wahl, •Braunviehzucht usw.) erzeugt die Gentechnologie neuartige Lebewesen, die sich selbst weiter vermehren können oder aber nur im Labor hergestellt werden können. 
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Liecht. Umweltbericht, November 1992 Wie Autobestandteile Die Rede ist von «Tiermaterial», «Nut- zungsdauer», «optimale Ausnützung des weiblichen Keimzellenpotentials». Und «Abgang aus dem System Kuh» heisst Geburt. «Biokonversionssystem» soll Euter bedeuten. 1989 wurde das er- ste Kalb mit eingebautem Menschen- Gen geboren. Es soll schneller wach- sen, grösser werden, fettfreies Fleisch produzieren. Fischeier werden durch Temperaturschock steril gemacht, um das Wachstum zu beschleunigen. In Fo- rellen werden Menschen-, Flunder- oder Karpfen-Gene eingeschleust und in Schweine Menschen-, Rinder- oder Ratten-Gene. Gentechnik vermittelt einen techni- schen Zugang zur Natur. Tiere werden zu manipulierbaren Bestandteilen re- duziert und Krankheiten als Fehlfunk- tionen einzelner Gene interpretiert. Im grossen Legobaukasten des Lebens er- scheint alles «machbar» und «be- herrschbar» zu sein. Es ist, als würden hier Tierbestandteile wie Autobestandteile ausgewechselt, ersetzt, entfernt oder zugefügt. Vom Leiden der Tiere während dieser Mani- pulation ist nie die Rede. Und wo bleibt die Achtung vor der Kreatur, der Re- spekt vor dem Lebendigen? Zwischen Menschen und Tieren scheint die Gen-   technologie eine Kluft aufgetan zu ha- ben, die jedes Mitgefühl mit dem Tier als Individuum von vornherein verun- möglicht. (Aus: Lebensmittel aus dem Genlabor. Hg. Stiftung für Konsumentenschutz, Bern 1991) Die Gentechnologie wird bei Viren und Bak- 
  terien, Pflanzen, Tieren und Menschen ein- gesetzt bzw. erforscht. Die folgenden An- wendungen sind bereits weit vorangeschrit-   ten: • 
Genmanipulierte Bakterien produzieren Wachstumshormone, die beispielsweise in der Rindermast Wachstumssteigerungen von 5 bis 30 Prozent bewirken. Das Bovi- ne Somatotropin BST ist derzeit weder in der EG noch in der Schweiz zugelassen. • Säugetieren wird direkt ein Wachstums- hormon-Gen hineinmanipuliert. Erfolg- reich war dieser Gentransfer bisher bei Mäusen, Schweinen, Fischen, Hühnern, Schafen, Rindern und Kaninchen. • In 10 Teichen in Oklahoma/USA 
tummeln 
sich 70 000 junge Riesenkarpfen, die im ersten in die Natur versetzten Gen- techversuch mit einem Forellen-Gen ver- sehen wurden, das ein schnelleres Wachs- tum verspricht. • Für die Käseproduktion werden gentech- nologisch manipulierte Bakterien ent- wickelt, die als sogenannte Starter-Kultu- ren eingesetzt werden sollen. Die Käse- reifung soll innert Tagen statt Monaten erfolgen. Neue Aromen sollen möglich werden.
	        

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