Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1992) (30)

Seite 16 Liecht. Umweltbericht, November 1992 Bio-Ernährung - ein Luxus? Es ist ein oft gehörtes Vorurteil, die Ernährung mit biologischen Er. zeugnissen sei teuer und daher nur etwas für die Reichen. Dass die nicht stimmt, belegt eine Studie der Universität Hohenheim (BRD). In der Untersuchung wird das Konsumver- halten von «Privathaushalten, die sich zu ei- nem grossen Teil mit Lebensmitteln aus al- ternativem Landbau ernähren» — genannt Bio-Haushalte — untersucht und mit denjeni- gen «Konventioneller Haushalte» vergli- chen. Der Gesamtvergleich aller Ausgaben für Le- bensmittel zeigt, dass Bio-Haushalte durch- schnittlich rund 7 Prozent weniger Geld für Lebensmittel ausgeben. «Dieses Ergebnis, das häufig • geäusserte (Vor-)Urteile widerlegt, ist darauf zurückzu- führen, dass die Ausgaben der Bio-Haushal- te für Genussmittel, aber auch für den Aus- ser-Haus-Verzehr sehr viel niedriger sind als bei den Konventionellen», heisst es in der Studie. Die erwähnten Einsparungen werden durch erheblich höhere Ausgaben für Ge- treide und Gemüse wieder geschmälert. Es bleibt aber ein leichtes Plus von 7 Prozent, bei ungefähr gleichem Niveau der tierischen Produkte: Während konventionelle Haus- halte viel Geld für Fleisch ausgeben, sind bei den Bio-Haushalten die Ausgaben für Milch- produkte entsprechend hoch. 
Andere Produkte, andere Kosten Die festgestellten Unterschiede im Ver- brauch einzelner Produkte und Gruppen er- weisen sich im einzelnen als sehr aussage- kräftig: Zum einen lassen sich die Preisvor- teile genauer analysieren — «Bio-Haushalte kaufen die dreifache Menge an Karotten, Hülsenfrüchten, Mehl und Getreidekörnern, aber weniger als ein Drittel der Menge an 
Bier- und Fleischwaren». Zum andern kom- men die Bio- Haushalte mit ihrem hohen Verbrauch an Getreide und Gemüse — und dem (damit zusammenhängenden?!) offen- bar kleineren Bedürfnis nach Fleisch und Genussmitteln — dem modernen Leitbild ge- sunder Ernährung sehr nahe!   Im direkten Vergleich sind Bio-Produkte   durchschnittlich um die Hälfte 
teurer als Konventionelle. Aber auch Bio-Haushalte bezahlen nicht jeden Preis und weichen oft auf Pseudo-Bio oder Konventionelles aus: Für Bio-Produkte wird durchschnittlich nur knapp die Hälte ihres Budgets ausgegeben. Nach Aussage der Befragten könnte dieser Anteil allerdings noch steigen, wenn das An- gebot von Bio-Produkten reichhaltiger wäre. Dies gilt vor allem für Fleisch, ferner für Milchprodukte, Getränke und Obst. 
■ (Lit.: «Kultur und Politik» 3/90, Grosshöchstet- ten/BE) Klaus Büchel, selbständiger Berater für ökologischen Landbau, referierte am 26. Juni 1991 vor der Mitgliederver- sammlung der Liechtensteinischen Ge- sellschaft für Umweltschutz (LGU) über die Chancen einer naturnahen Landwirtschaft. Diese ist seiner. Mei- nung nach vön drei Faktoren abhängig: der Eigeninitiative der Bauern, den Rahmenbedingungen des Staates (un- ter anderem Subventionen, Anreize, Verbote und Gebote), und der Kauf- entscheidung der Konsumentinnen und Konsumenten: «Staat und KonsumentInnen  spielen in dieser Frage eine zen- trale Rolle. Beide setzen sich aus den- selben Personen zusammen, nämlich aus der Bevölkerung. Sie hat es in der Hand, sie kann die Marktnachfrage steuern. Darum appelliere ich an unse- re Gesellschaft, sie möge sich nicht nur bei den Forderungen für eine umwelt- schonende Landwirtschaft stark ma- chen, sondern sie soll in Zukunft auch ein dementsprechend konsequentes Konsumverhalten zeigen.»
	        

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