Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1991) (29)

Seite 6 Liecht. Umweltbericht, Juni 1991 Renaturierung - ein gelungenes Beispiel Nachdem in den vergangenen Jahrzehnten viele Gräben und Bäche in Betonrohre verlegt worden sind, erkennt man heute zunehmend die grosse Bedeutung naturnaher Wasserläufe für die wildlebenden Tiere und Pflanzen, aber auch für das Wohlbefinden der Menschen. Der Wasserbau orientiert sich wieder stärker an der Natur und ist bestrebt, Gewässer zu revitalisieren (wiederbeleben) oder zu renaturieren (Wie- derherstellung eines naturnahen Zustandes). Ein gelungenes Beispiel ist der Kracharüfegraben. 
Für schwimmstarke Fischarten wurde 1981 bereits das Hindernis an der Mündung des Binnenkanals in den Rhein durch den Bau einer Fischpassanlage saniert. Derzeit wird der Mündungsbereich des Spiersbaches in den Rhein vom Land Vorarlberg mit Kostenbetei- ligung Liechtensteins (1/3) so umgebaut, dass er wieder durchwanderbar wird. Gewässerverlauf / Ufer- und Sohlbereich Ein natürlich fliessendes, mäandrierendes Fliessgewässer braucht Fläche. Diesem Na- turgesetz ist bei Renaturierungsmassnahmen stets von Anfang an weitmöglichst Rechnung zu trägen. Das Ausscheiden solcher Gewäs- serrandflächen ist angesichts der rasant fort- schreitenden Überbauung und Bodennutzung dringend und im Gewässerrenaturierungspro- gramm an den Anfang zu stellen. Solche Flä- chen haben in Verbindung mit dem Gewäs- ser, welches sie schützen, einen hohen Natur- wert. Befestigte Bachsohlen und oder Ufer sind naturfeindlich. Ein Bach in einem Rohr ist tot, auch wenn er sauberes Wasser führt. Um den verbauten Fliessgewässern ihre teilweise oder ganz verlorene «Vitalität» wieder zu- rückzugeben, sind erhebliche Um- oder Rückbauten erforderlich. Diese können nach sorgfältiger Planung durch Ingenieure und Biologen auch zusammen mit notwendigen Eingriffen in die Gewässer oder beim Gewäs- serunterhalt erfolgen. Um jedoch mittelfristig sieht- bzw. für die Natur spürbare Verbesse- rungen zu erreichen, sind jährlich Renaturie- rungsmassnahmen grösserer Teilabschnitte von Fliessgewässern in Angriff zu nehmen. Zusammenfassung Die seit dem 10./11. Jahrhundert erfolgten Eingriffe in die Gewässer des Fürstentums Liechtenstein sind in Abb. 2 schwerpunkt- mässig dargestellt. Die dadurch entstandene Entfernung vom Naturzustand erreichte ca. 1970 ihren Höhepunkt. Gewässer- und Natur- schutzmassnahmen sowie der einsetzende. na- turnahe Wasserbau führten bereits zu be- trächtlichen Verbesserungen dieser negativen Situation. Durch Weiterführung dieser spe- ziellen Massnahmen zusammen mit dem all- gemeinen Umweltschutz kann in den näch- sten Jahrzehnten ein Zustand erreicht wer- den, welcher sowohl die Versorgung mit na- türlichem Trink- und Brauchwasser als auch den Schutz der heimischen Fischarten garan- tiert. Wie sich die «Natürlichkeit» der Gewässer langfriStig entwickelt, hängt von deren weite- ren Nutzung und der Besiedlung des Landes ab. 
■ Literatur   M.F. Broggi: Der Landschaftswandel im Talraum des Fürstentums Liechtenstein. Zeitschrift Vermessung, Photogrametrie, Kultur- technik 4/1990 Christian Göldi: Die Rheinkorrektion von 1927 bis heu- te. Werdenberger Jahrbuch 1990 Alois Ospelt: Die Rheinkorrektion entlang der st. gal- lisch-liechtensteinischen Grenze. Werdenberger Jahrbuch 1990 Amt für Gewässerschutz: Ökologisches Gewässerinventar 1983 
Georg Willi, Vaduz Unmittelbarer Anlass für die Renaturierung des Grabens entlang der Gemeindegrenze Eschen-Mauren war die Erweiterung der Ten- nisanlagen Eschen-Mauren. Noch vor weni- gen Jahren hätte man bei einem derartigen Projekt die Verrohrung des Grabens vorgese- hen, eine Lösung, die wohl unbestritten und das einfachste Vorgehen gewesen wäre, um 
sich eines im Wege stehenden Grabens zu entledigen. Schon sehr viel früher wurde er- kannt, dass Abwässer nicht einfach in Gräben und Bäche geleitet werden können. Die Er- kenntnis aber, dass die naturgemässe Erhal- tung und Gestaltung eines Baches ebenso not- wendig ist, hat sich erst in neuester Zeit   durchgesetzt, im Falle des Grenzgrabens Eschen — Mauren jedenfalls noch zur rechten Zeit. Es sind verschiedene Gründe, die für die Offenhaltung bzw. Wiederöffnung von Gerin-
	        

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