Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1991) (29)

Liecht. Umweltbericht, Juni 1991 
Seite 3 Liechtensteinisches Gewässersystem im Wandel der Zeit Vor knapp tausend Jahren konnte sich das Gewässersystem im heuti- gen Liechtenstein noch ungehindert entfalten. Seitdem haben sich die zumeist naturfeindlichen Eingriffe gehäuft. In jüngster Zeit wird der Naturwert der Gewässer vermehrt erkannt und es werden Anstrengun- gen unternommen, um mehr Naturnähe im Gewässersystem zu errei- chen. Theo Kindle, Eschen Der Wandel der Fliessgewässer unseres Lan-  des im Laufe der Zeit von ihrem Naturzu- stand zu mehr oder weniger reinen Entwässe- rungs-, Meliorations- und Kanalisationssyste- men wurde schon öfter ausführlich beschrie-  ben. Wesentliche und markante Stationen dieser «Verwandlung» sind: - Bis ins 11. Jahrhundert absolut freier, mäandrierender Gewässerlauf. Zeitweise überschwemmte Auenwälder im Rheintal mit weiten Kiesflächen und versumpften Gebieten (Riet, Moore etc.). - Ab dem 11./12. 
Jahrhundert zunehmende Bemühungen insbesondere den Rhein ein- 
zudämmen, um überschwemmungssicheres Kulturland zu gewinnen. - 
Ab dem 19. Jahrhundert Beginn der plan- mässigen Entwässerungsarbeiten an den bisher natürlich fliessenden Bächen und Anlegung neuer Gräben, Abzugskanäle und Drainagen. - 
Bau der Rheindämme 1850 bis 1870 mit Verlust der Naturufer, Altarme, Auwald- strukturen sowie weitgehend auch der Flussdynamik. - 
Durch die Anhebung der Rheinsohle infol- ge Kiesablagerungen zwischen den neuen Dämmen - Anhebung des Grundwasser- spiegels. Dadurch weiterer Ausbau der Entwässerungsgräben und Dammerhö- hungen. 
Theo Kindle ist Leiter des Amtes für Gewässerschutz in Vaduz. Die Wasser- versorgung, der Gewässerschutz, aber auch die Fischerei und Abfallwirtschaft fallen in seinen Amtsbereich. - 
Durch den Bau des Binnenkanals 1931 bis 1943 kam es zu ersten massiven Grundwas- serabsenkungen und zum Rückgang der Wasserführung hauptsächlich in den Bä- chen entlang dem Rhein. Diese Entwick- lung wurde durch massive Absenkung der Rheinsohle um ca. 4,5 m durch Kiesentnah- men in den Jahren 1950 bis 1972 drastisch verstärkt. Dadurch und durch die Nutzung des Lawena- und Saminabaches zur Strom- erzeugung trockneten ca. 30 km grössere und mindestens noch mal so viele kleinere Bäche und Gräben ganz oder zeitweise aus. Auch die Wasserführung des Binnenkanals, der ja zur Hauptsache Grundwasser ab- führt, ging drastisch zurück. - Durch diese Grundwasserabsenkung sowie durch den weiter fortschreitenden Bau von Drainagen, Bacheindolungen nach dem Bau von Binnenkanal, Esche usw. kam es zum Verlust praktisch sämtlicher natür- licher Feuchtgebiete. Da die Gewässer natürlicherweise Lebensräu- me sind, bedeutet dieser Verlust das Ver- schwinden vieler Pflanzen und Tiere aus dem Naturkreislauf. Die Grundwassernutzung für die Wasserversorgung wurde beeinträchtigt.  Ab Mitte der 40er Jahre kam es zum syste- matischen Ausbau der Kanalisationsnetze in den Gemeinden bzw. dem Ableiten der Abwässer aus Industrie, Gewerbe und Haushalt in die Gewässer. Die Landwirt- schaft wurde intensiviert. Neben dem er- wähnten schleichenden und eigentlich dra- matischen Artenschwund, kam es zu spek- takulären Fischsterben. Die Wasserversor- gung geriet in Gefahr. - Derzeit wirken sich die durch die zuneh- mende Produktion von Spitzenenergie bei den Wasserkraftwerken auftretenden Was-seritandsschwankungen  besonders auf Flo- ra und Fauna sehr negativ aus. Diese täg- lichen Wasserstandsschwankungen betra- gen in Zeiten mit Niederwasser im Rhein bis zu 1 m. Unnatürliche sich negativ aus- wirkende Wassertrübungen treten infolge Bauarbeiten im fliessenden Wasser, Einlei- ten von ungereinigten Kieswaschwässern sowie Stauraumspülungen auf. Kiesentnah- men aus dem Rhein und seinen Zuflüssen im oberen Rheineinzugsgebiet beeinträchti- gen den natürlichen Geschiebehaushalt.   Wasserqualität schrittweise wieder verbessert Nach dem Inkrafttreten des Gewässerschutz- gesetzes 1956 wurden umfangreiche Massnah- men zur Erfassung und Reinigung der Abwäs- ser getroffen. Dies führte bis heute zu einer Wasserqualität, die die Gefährdung der Was-
	        

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