Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1991) (29)

Seite 2 Liecht. Umweltbericht, Juni 1991 Naturopa-Kampagne für die Fische Unter dem Slogan «Wie ein Fisch im Wasser» hat die Naturschutzinfor- mations-Abteilung des Europarates, kurz Naturopa-Zentrum, im ver- gangenen Jahr eine Kampagne zum Schutz der europäischen Süsswas- serfische gestartet. In Liechtenstein wird die Kampagne von der Liech- tensteinischen Gesellschaft für Umweltschutz als nationaler Agentur des Naturopa-Zentrums unterstützt. Wilfried Marxer-Schädler, Schaan In einer Untersuchung über die europäischen Süsswasserfische im Auftrag des Europarates wurde festgestellt, dass von den 194 einheimi- schen Arten 23 dringende Schutzmassnahmen benötigen, 148 Arten müssen zumindest auf nationaler oder lokaler Ebene geschützt wer- den, und nur 23 Arten gelten als nicht gefähr- det. 8 Süsswasserfischarten sind bereits ausge- storben. Dieser alarmierende Befund hat den Europarat veranlasst, vier Fischarten in den Anhang II (Streng geschützte Tierarten) der «Berner Konvention» (Übereinkommen über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Le- bensräume), welche seit 1982 auch in Liech- tenstein in Kraft ist, aufzunehmen. 127 Fisch- arten Wurden in Anhang III (Geschützte Tier- arten) aufgenommen. Europarat besorgt über Gefährdung der Fische Nach einem Bericht über den Zustand der europäischen Süsswasserfische, der der parla- mentarischen Versammlung des Europarates von Frau Attila aus Finnland im März 1990 vorgelegt wurde, hat dieses Gremium die Empfehlung 1128 verabschiedet, die später vom Ministerrat angenommen wurde. Die Empfehlung richtet sich, an die Mitglieds- staaten des Europarates und fordert diese auf, eine europäische Strategie zum Schutz und zur Wiederherstellung der natürlichen Le- bensbedingungen der Süsswasserfische und der Erhaltung gesunder, einheimischer Fisch- bestände auszuarbeiten. Diese Empfehlung richtet sich vor allem auch gegen die Gewäs- serverschmutzung und das Überbefischen, Die parlamentarische Versammlung hofft zu- dem, dass die Staaten der wissenschaftlichen Forschung vermehrte Beachtung schenken, um ein besseres Verständnis für die Fische und ihre Ökosysteme, die Wiederherstellung und die Pflege der Fischbiotope zu erreichen. Schliesslich bezweckt die Empfehlung auch, dass bei den Anglern und Berufsfischern eine veränderte Einstellung zu- den Fischen er- reicht wird, um den Anliegen des Tierschut- zes eher gerecht zu werden und vermeidbares Leid zu verhindern. Breitere Information der Öffentlichkeit • In der Öffentlichkeit sind die Fische nicht sehr bekannt. Selbst unter der wachsenden Zahl der Sportfischer sind in der Regel nur einige wenige Edelfische interessant, während die Kenntnis über viele Kleinfische kaum verbrei-  tet ist. Unter den besonders stark gefährdeten Fischarten finden sich jedoch oftmals gerade auch wenig bekannte. Das Ziel einer Informa- tionskampagne, wie sie unter der Leitung des Naturopa-Zentrums durchgeführt wird, be- 
steht daher darin, ein vertieftes Verständnis für das Leben unter der Wasseroberfläche zu wecken. Hierzu zählen nicht nur die Gesamt- heit der Fischarten, sondern auch die entspre- chenden Lebensgemeinschaften mit der wei- teren Tier- und Pflanzenwelt, die als Lebens- raum, Schutz, Nahrung, Laichplatz, Wander- strecke usw. dienen. Fische verbinden Länder und Regionen Manche Fischarten unternehmen weite Laich- wanderungen. Sie machen dabei vor Staats- grenzen weniger Halt als vor unüberwindba- ren Staumauern. Der Schutz der Fischarten hat daher in manchen Fällen eine internatio- nale Dimension. Das gilt auch für das Ele- ment, in welchem der Fisch lebt, das Wasser. Gewässerverschmutzungen, wie beispielswei- se die Chemiekatastrophe von Schweizerhal- le, wirken schnell über die Staatsgrenzen und Regionen hinaus. Es ist daher sehr 'zu begrüs- sen, dass sich der Europarat für den Schutz der Süsswasserfische einsetzt und dass das Naturopa-Zentrum eine Kampagne zum Schutz der Süsswasserfische initiiert hat. Es ist übrigens die vierte Naturopa-Kampagne nach der Kampagne zum Schutz 
der, Gewässer (1974), zum Schutz der Feuchtgebiete (1976) und zum Schutz der Ufer (1983). Aktivitäten in Liechtenstein Die Fischkampagne wurde im März 1990 offi- ziell in Strassburg eröffnet. Die Liechtenstei- nische Gesellschaft für Umweltschutz hat in Liechtenstein die Federführung für die Kam- pagne übernommen. Im Verlaufe eines Jahres wurden die folgenden Aktivitäten im Rahmen der Kampagne durchgeführt: • Pressekonferenz im Juni 1990 gemeinsam mit Fischereiverein und Amt für Gewässer- schutz: Vorstellen der Kampagne, Erläute- rungen über die 'Gefährdung einheimischer Fischarten, Aufgabe der Fischerei im Bereich des Naturschutzes. Gutes Presseecho. 
Wilfried Marxer-Schädler ist seit 1986 Geschäftsführer der Liechtensteinischen Gesellschaft für Umweltschutz und da- bei unter anderem für die Herausgabe des Liechtensteiner Umweltberichtes zuständig. • Versand der Informationsbroschüre «Wie ein Fisch im Wasser» des Schweizerischen Bundes für Naturschutz an die Mitglieder der Liechtensteinischen Gesellschaft für Umwelt- schutz. Das gleiche tat auch der Fischereiver- ein und der Tierschutzverein. • Versand reichhaltiger Dokumentationsun- terlagen zum Thema Fische, Gewässer, natur- naher Wasserbau, Revitalisierung an alle Ge- meinden des Landes, die Umweltschutz- Kommissionen, verschiedene Amtsstellen   und Organisationen des Natur- und Umwelt   schutzes. • Übergabe einer Diaserie zum Thema «Ge- schichte des Rheins» und eines Videofilms «Gewässer ohne Lebensraum» an die Didak- tische Medienstelle des' Landes. • Versand der Informationsbroschüre «Bä- che und Flüsse: alles fliesst» des Schweizeri- schen Bundes für Naturschutz an die Mitglie- der der Liechtensteinischen Gesellschaft für Umweltschutz. Der nunmehr vorliegende Liechtensteiner Umweltbericht stellt den Abschluss der Fisch- kampagne dar, ohne dass deswegen dieses Thema vom Tisch wäre. Wir hoffen, mit der Kampagne einen kleinen Impuls zum besse- ren Verständnis des Lebens im Wasser gege- ben zu haben, der dazu führen kann, dass bei künftigen Eingriffen in Gewässer vermehrt auf die Natur Rücksicht genommen wird. 
  Materialien zum Thema   • 
Die Broschüren «Wie ein Fisch im Wasser» und «Bäche und Flüsse: alles fliesst» können solange Vorrat reicht bei der Liechtensteinischen Gesellschaft für Umweltschutz zum Preis von Fr. 3.— be- zogen werden. • Die im Text erwähnte Diaserie «Ge- schichte des Rheins» und das Videoband «Gewässer ohne Lebensraum» können bei der Didaktischen Medienstelle, Schulzentrum Mühleholz, ausgeliehen werden. • Der Schweizerische Bund. für Natur- schutz hat im Rahmen der Fischkampa- gne eine grosse Zahl zusätzlicher Mate- rialien erarbeitet, die wir hier kurz vorstellen: • Dia-Serien «Fische der Schweiz» (50 Dias/Fr. 76.—), «Lebensraum Bach» (50 Dias/Fr. 76.—) plus Tonbandkassette (Fr. 20.—) und «Naturnaher Wasserbau» (70 Dias/Fr. 98.—) plus Tonbandkassette (Fr. 20.—).   • Poster «Fische der Schweiz» (Fr. 7.—) und «Lebensraum Bach» (Fr. 12.—). • SBN-Merkblätter «Süsswasserfische — einfach bestimmt» (Fr. 4.50) und «Na- turbäche» (Fr. 3.—).   Diese Unterlagen können beim SBN, Postfach 73, 4020 Basel bestellt werden.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.