Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1991) (29)

Horst Lorenz, Gamprin In kaum einem andern Land ist die Natur in dem Ausmass zurückgedrängt worden und sind naturnahe Flusslandschaften zu so einem knappen Gut geworden wie in Liechtenstein. Zu erhalten was noch übrig blieb ist deshalb nicht nur ein besonderes Anliegen der Fische- rei; es muss jedem etwas bedeuten, dem die Zukunft unseres Landes und unserer Nach- kommen wichtig erscheint. Es gibt gute Bei- spiele dafür, was durch Willen und Kenntnis der Probleme durchgesetzt werden kann; den- ken wir an die Wiederbewässerung der Äule- Häg in Balzers, an die wohlgelungenen Ge- staltungsversuche des Binnenkanals unterhalb Ruggell oder auch an das Vorhaben, das unte- re Saminatal unter Schutz zu stellen. Leider treten diese Anliegen in Kollision mit oft jahr- zehntealten Baugewohnheiten, mit veralteten Ansichten im Schutzwasserbau und mit der von Unkenntnis der Naturvorgänge geprägten Gleichgültigkeit. Aber auch  andere mensch- liche Eigenschaften wie Gewinnstreben set- zen die Zukunft aufs Spiel. Paradebeispiele dafür sind die ausser Kontrolle geratene Bo- denspekulation und die absurden Absichten energietechnischer Wassernutzung, wie es das geplante Rheinkraftwerkprojekt darstellt. Es reicht nicht mehr aus, bei Wasserbauvorha- ben dieser Art den ökologischen Gesichts- punkten mit technischen und gestalterischen Massnahmen Rechnung zu tragen, welche die wirklichen Probleme lediglich kaschieren, aber niemals lösen. 
 Aus der heutigen Sicht des Natur- und Landschaftsschutzes und der Fischerei muss man sich fragen, ob und wo überhaupt noch gebaut werden darf. Die Nullvariante — auch ein Verzicht auf bereits geplante Projekte — muss als Entscheidungs- alternative im Planungsverfahren mitberück- sichtigt werden. Naturnahe Flusslandschaften müssen erhalten werden Ob es sich um die Rheinkraftwerke, um den Schutz des Saminatals oder den Bau der Be- wässerungsanlagen Aule-Häg handelt — Ent- scheidungen dieser Art sind letztlich Wertent- scheidungen und damit vom Wandel der ge- sellschaftlichen Wertvorstellungen abhängig. Kraftwerks- und Regulierungsbauten, deren Nutzen und Sinn früher kaum in Frage gestellt wurden, sind heute meistens heftig um- stritten. Dieser Gesinnungswandel ist sicher auch eine Folge des hohen Verbauungsgrades der Land- schaft und der Fliessgewässer. Der relative Überfluss an Energie (angesichts der grossen ungenutzten Energiesparpotentiale und einer veralteten Energiepolitik) und einem absolu- 
Liecht. Umweltbericht, Juni 1991 
Seite 13 Vom Fischer zum Heger Wir Fischer und viele andere der Natur verbundene Menschen spüren die Veränderungen, die an und in unseren Gewässern in den letzten Jahrzehnten vor sich gegangen sind. Die Ursachen sind vielfältig. Am augenscheinlichsten ist der gegenüber früher geringere Fischbestand und die gestörte Bestandsstruktur — zweifellos Folgen unserer gestörten Umwelt. Aber auch in unserer Einstellung gegenüber der Fischerei hat sich ein markanter Wandel vollzogen. Die Fischerei steht heute im Spannungsfeld zwischen Naturschutz, Gewässerpflege und Fischhege. 
Horst Lorenz ist Präsident des Fischerei- vereins Liechtenstein. In dieser Funk- tion ist er Vertreter im Fischereibeirat der Regierung, der Rheinanliegerkonfe- renz, der Arbeitsgemeinschaft für die Fischerei der Alpenländer ArgeFA, dem liechtensteinischen Komitee der In- ternationalen Alpenschutzkommission CIPRA und der überregionalen Koordi- nationskonferenz gegen die geplanten Rheinkraftwerke.
	        

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