Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1990) (27)

Liecht. Umweltbericht, Mai 1990 Seite 11 Torf gehört ins Moor Sackweise findet ihr Ausverkauf statt: Obwohl es verschiedene Alter- nativen gibt, werden auf Grünflächen und in Privatgärten die letzten Hochmoore begraben. (PG) Der Torfabbau ist die Hauptzerstö- rungsursache der Hochmoore. Nach der Ent- wässerung und Abtorfung bleibt eine durch- furchte, ausgetrocknete Moorlandschaft zu- rück. Die hochmoortypische Tier- und Pflan- zenwelt wird von fremden Vegetationsstruk- turen verdrängt und verschwindet. Das Hoch- moor ist tot. Wenn wir Durchschnittszahlen aus der Schweiz zugrundelegen, so importiert Liech- tenstein jährlich über 400 000 kg Torf zu gärt- nerischen Zwecken und über 300 000 kg Blu- men- und Topferde mit Torf als volumenmäs- sigen Hauptanteil. Etwa 10 kg, zwei Drittel des jährlichen pro-Kopf-Verbrauchs, streut der Liechtensteiner buchstäblich in den Wind: was nämlich an Torf zur angeblichen Boden- verbesserung in die Gärten verteilt wird, ist nach 2 Jahren grösstenteils wieder abgebaut und verschwunden. Eine Hochmoorfläche wächst im Jahr zwischen 0,5 und 1 Millimeter. 21 km2 Hochmoorfläche wären nötig, um den in Liechtenstein jährlich verbrauchten Torf zu regenerieren — mehr als ein Zehntel der Flä- che Liechtensteins oder ein Gebiet von der Grösse der Gemeinde Eschen und Mauren. Der Torf selbst ist eine absolut sterile, organi- sche Substanz. Im Gegensatz zum Kompost oder zur Rinde versorgt er den Garten nicht mit wertvollen Nährstoffen. Daher spricht kein vernünftiger Grund für die Verwendung von Torf im Garten. Als grosse Alternative dienen Kompost und Gründüngung. Norma- lerweise wandern diese wertvollen Ressour- cen auf die Mülldeponie. Dabei können sie mengenmässig den Torf ohne weiteres erset- zen. Kompostieren Sie daher im Garten oder holen Sie Kompost auf ihrem Gemeindekom- postplatz. 
Rindenprodukte als Alternative Die käufliche Alternative zum Torf heisst Rinde. Da die Baumentrindung vom Wald in die Sägewerke verlagert wurde und eine Aus- bringen in den Wald an den Kosten und Ent- fernungen scheitert, ist die Verwendung von Rindenprodukten im Garten eine gute Mög- lichkeit, die Rinde dem Naturkreislauf wieder zuzuführen, anstatt sie zu deponieren oder zu verbrennen. Zwei verschiedene Produkte sind im Handel erhältlich: 1. Der Rindenmulch, bei dem es sich um zerkleinerte frische Rinde handelt. Er ist als Abdeckmaterial für den Gartenboden geeignet und dämmt Unkraut zurück. Rin- denmulch verhindert Verschlammung und Austrockung des Bodens ebenso wie Ero- sion und hat eine temperaturausgleichen- de Wirkung, die sowohl den Pflanzen als auch den wichtigen Bodenorganismen zu- gute kommt. Wachstum und Ertrag der Pflanzen werden positiv beeinflusst. 2. Rindenhumus ist zerkleinerte, fermentier- te Rinde mit oder ohne Nährstoffzusatz. Er wird in den Oberboden eingearbeitet und erhöht den Anteil an organischer Sub- stanz im Boden. Rindenhumus verhindert ebenfalls die Erosion, verbessert den Was- serhaushalt, lockert und belüftet den Bo- den und begünstigt das Leben der Boden- organismen. Auch andere Rindensubstrate, die mehrheit- lich aus Rindenhumus, Ton und geringen Mengen Torf bestehen, sind sinnvoll. Sie die- nen als Ersatz für die Blumenerden mit Torf bei der Anzucht von Pflanzen, in Blumenkü- beln und Balkonkästen. 
Torf versauert den Boden Beim Vergleich von Torf und Rindenhumus als Bodenverbesserer schneidet der Rinden- humus eindeutig besser ab: Sein Nährstoffge- halt liegt bei Stickstoff um das Zwanzigfache, hei Phosphor um das Sechsfache und beim Kalium um das Zehnfache höher. Daher kann man ihn auch sparsamer anwenden. Für eine Fläche von 100 m²  genügen 140 Liter Rinden- humus statt 300 Liter Torf. Auch versauert der Torf mit seinem ph-Wert zwischen drei und vier den Gartenboden. Rindenhumus hat einen ph-Wert zwischen 5,5 und 7. Das för- dert die mikrobiologische Aktivität im Boden. - Rindenprodukte sind in jeder Gärtnerei und überall dort erhältlich, wo auch Torf gekauft werden kann. Der ist nur an einer Stelle un- verzichtbar — im Moor selbst. 
■ Kompost (HPS) Ein Naturgarten ohne Kompost ist un- denkbar. Marie-Luise Kreuter beschreibt in ihren Naturgartenbüchern den Kompost als «kleine Erdfabrik», in der Milliarden winziger Mikroorganismen (Bakterien, Pilze, Algen), zahllose Bodentierchen und Regenwürmer zerkleinerte Pflanzen- und Küchenabfälle, Holzreste und Miste von Haustieren zu gesun- dem Humus umsetzen. Noch nicht völlig zer- setzter Kompost kann bestenfalls bereits nach 6-9 Monaten verwendet werden und ist zu diesem Zeitpunkt besonders reich an Nähr- stoffen, während beispielsweise in einer drei- jährigen, vollständig zersetzten Komposterde viele wertvolle, aktive Bestandteile bereits wieder abgebaut sind. Bei der Kompostierung ist neben der Zerkleinerung auf eine ausge- wogene Mischung der Abfallprodukte zu ach- ten. Abwechselnd sollten feuchte und trocke- ne Materialien aufgeschichtet werden, um eine reichliche Luftzirkulation zu gewährlei- sten und Staunässe zu vermeiden. Kompost besorgen: kein Problem! (WMS) Für alle, die nicht selbst kom- postieren oder zu wenig eigenen Kom- post haben, wartet auf den Gemeinde- kompostierplätzen genügend hochwer- tiges Material in allen Reifestadien ab- holbereit. Kleinmengen sind in der Re- gel gratis (bei Gemeinden anfragen). Grössere Mengen sind gebührenpflich- tig. Die Kosten liegen aber um das mehrfache unter den Preisen für Torf- mull. Die meisten Gärtnereien bieten gleich- falls Kompost- und Rindenprodukte als Torfersatz an (Inhaltsangabe genau le- sen!). Einen Spezialservice bietet die «Risch grün» in Vaduz (Tel. 2 43 58). die liechtensteinischen, gesiebten Qua- litäts-Kompost in 40-Liter-Säcken oder offenen Kompost in grossen Mengen verkauft und anliefert. Preise: 40 Liter- sack Fr. 8.— (Abholpreis) bzw. Fr. 10.— (Lieferpreis); Kubikmeterpreis Fr. 11.50 für Lieferung und ca. Fr. 20.— für Kompost bei Bestellung von minde- stens 5 Kubikmetern (bei geringeren Mengen auf Anfrage). «Risch grün» liefert auch grobe Rinden als Bodenbe- deckung im Herbst/Winter.
	        

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