Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1989) (26)

Liecht. Umweltbericht, Dezember 1989 
Seite 23 sogar eine Art Religion — ahmt die natürliche Umwandlung der Atomaggregate nach. Che- mie — das heisst die Umwandlung von Ato- maggregaten — und damit auch Biologie ist nur in einem ganz bestimmten Abstand von Fixsternen möglich und kosmisch gesehen da- her ein höchst seltener Vorgang, denn die meiste Materie einer Galaxie ist in Fixsternen angesammelt, wo die Atome durch die extre- me Hitze ihre Hülle und damit ihre Binde- fähigkeit verloren haben, oder in interstel- larem Staub, wo die Atome meist nahe dem absoluten Nullpunkt zu sehr stabilen Kristal- len erstarrt sind. Ausserdem sind die Atom- sorten, die auf der Erde häufig vorkommen und für uns so wichtig sind, wie z. B. Kohlen- stoff-, Stickstoff- oder Sauerstoffatome, im Weltall nur als eine Art Verunreinigung anzu- sehen, denn zu mehr als 99 % besteht das Universum aus Wasserstoff- und Heliumato- men, die alleine praktisch keine Atomaggre- gate bilden können. Die Erde als winziges Labor Wenn man die Erde als ein extrem kompli- ziertes, winziges Labor begreift, sollte man zugleich auch daran denken, dass dabei viele Umstände glücklich zusammengetroffen sind. Dieses Labor ist durch Sonnenenergie einige Milliarden Jahre in Betrieb und als interessan- tes Ensemble von Atomaggregaten, das dabei entstanden ist, kann man zweifellos den Men- schen bezeichnen. Die Evolution des Lebens ist unter anderem dem Umstand zu verdan- ken, dass es Atomverbände gibt, die der Ab- grenzung dienen, und solche, die sich automa- tisch kopieren, und wiederum andere, die die Umwandlung von Atomaggregaten — also chemische Reaktionen — steuern. Dieses Zu- sammenspiel von Molekülen und damit das Entstehen von Ordnung ist nur unter ständi- ger Energiezufuhr möglich und deshalb ist das Leben Konkurrenz um verfügbare Energie, und das Lebewesen, welches das zutreffend- ste Weltbild hat, besitzt einen entscheidenden Vorteil. erkenntnisgewinnendem Prozess. Dass dieser offenbar noch nicht an sein Ende gelangt ist, wird an einem Bild deutlich, das ebenfalls von Konrad Lorenz stammt. Es zeigt einen stein- zeitlich gekleideten Menschen, der in der einen Hand seine Jagdausrüstung und in der anderen eine Atombombe hält. Um die Pro- blematik, die nun besprochen werden soll, zu verdeutlichen, stellen Sie sich bitte den glei- chen Steinzeitjäger vor, nur hält er anstelle der Atombombe Reagenzgläser und Chemi- kalien in der Hand und die Gefühle, die in ihm aufkeimen, sind sicherlich vergleichbar 
mit denen, die Goethes Zauberlehrling oder Aladin mit der Wunderlampe erlebten. Nach dieser etwas abstrakten Einleitung soll nun die aktuelle Ozonproblematik zur Erläute- rung dienen. Zum Beispiel Ozon Sauerstoffatome kombinieren sich in der Re- gel zu einem 02  — Molekül. Durch entspre- chende Energiezufuhr wird ein solches 02 - Molekül wieder in seine beiden einzelnen, für/ sich alleine unbeständigen Sauerstoffatome aufgespalten. Diese verfügen nun über ver- schiedene Möglichkeiten zu reagieren. Eine besteht darin, dass sich wiederum ein 02- Molekül bildet, und es kann auch der Fall eintreten, dass sich die einzelnen Sauerstoff- Atome an ein 02-Molekül anschliessen, so- dass dann dreiatomige Ozon-Moleküle mit der Formel 03  entstehen. Diese Ozon-Mole- küle aus drei Sauerstoffatomen besitzen we- sentlich mehr Energie als die gewöhnlichen, zweiatomigen Sauerstoffmoleküle und sind deshalb bestrebt, ein Sauerstoffatom abzuge- ben, damit wiederum das stabilere 02-Mole- kül vorliegt. Diese grosse Reaktivität des Ozon-Moleküls bewirkt einerseits seine Giftigkeit, wenn es z. B. mit Schleimhäuten in Berührung kommt, weil die ungesättigten Fettsäuren oxidativ zer- stört werden. Die Symptome, die von Atem- 
beschwerden, Nasenbluten, Brust- und Kopf- schmerzen über Bronchitis bis zu Lungenöde- men reichen, sind ja hinlänglich bekannt und haben zur gesetzlichen Festlegung geführt, dass am Arbeitsplatz die Konzentration des Ozons den Wert von 0.2 mg/m3 nicht über- schreiten darf. Auf der anderen Seite lässt sich das grosse Reaktionsvermögen auch gün- stig einsetzen, um Mikroorganismen z.B. im Bade- oder Trinkwasser ohne Pestizidrück- stände zu zerstören, weil vom Ozon-Molekül dann einfach das harmlose O2-Molekül über- bleibt. Um aus dem Ozon-Molekül ein Sauer- stoffatom abzuspalten, ist wenig Energie er- forderlich und der dazu notwendige Betrag steht in äusseren Schichten der Atmosphäre durch UV- Sonnenlicht mit einer Wellenlänge von ca. 240-300 nm ständig zur Verfügung. Die Ozon-Moleküle in etwa 25 km Höhe ver- brauchen also für ihren Zerfall UV- Licht und sorgen dafür, dass dieses nicht auf die Erd- oberfläche gelangt, wo es grossen Schaden anrichten würde. Eine Schwächung oder gar Zerstörung der Ozon-Schicht hätte unabseh- bare Folgen, denn das UV-Licht bewirkt eine Zunahme an Hautkrebs, schädigt Augen, das Immunsystem, bestimmte Getreidesorten und das Meeresplankton, die Ernährungsbasis für eine Vielzahl von Lebewesen. Die klima- tischen Änderungen, die beim Verschwinden des Ozon-Schutzschildes auftreten würden, muss man schlichtweg als katastrophal be-
	        

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