Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1989) (26)

Seite 22 Liecht. Umweltbericht, Dezember 1989 Unsere Erde - ein winziges, in Unordnung geratenes Labor in den Weiten des Universums Ohne Gewissheit über die Folgen experimentiert der Mensch im Che- miebaukasten Erde. Ozonanreicherung in der Atmosphäre, Zerstörung der Ozonschicht in der Stratosphäre, Treibhauseffekt sind augenfällige Folgen sorgloser Experimente neben einer Vielzahl unbekannter Risi- ken für den Globus. Michael Wohlmuth, Feldkirch Aller Anfang ist schwer, und da der erste Eindruck neben dem häufigsten und dem letz- ten besonders im Gedächtnis haften bleibt, lässt sich schon zu Beginn einiges verderben. Auch der Umstand, dass der Titel so umfas- send gewählt wurde, macht die Angelegenheit nicht leichter; aber nur dann, wenn eine The- matik den Blick für das Ganze schärft, kann man zu vernetztem Denken gelangen — und das ist ja schliesslich ein wichtiges Ziel dieser Vortragsreihe. Die Beschäftigung mit extrem ausgeweiteten Wissensgebieten birgt aber eine Gefahr in sich, die durch einen Witz, der unter Mathematikern kursiert, besonders po- intiert zum Ausdruck gebracht wird: Ein Spe- zialist ist jemand, der über ein kleines Gebiet sehr viel weiss, und er ist bestrebt, über ein noch kleineres Gebiet noch mehr zu wissen, bis er dann im Grenzfall alles über nichts weiss. Beim Universalisten, der versucht, sich über möglichst grosse Gebiete zu informie- ren, besteht umgekehrt die Gefahr, im Grenz- fall nichts über alles zu wissen. Der goldene Mittelweg, der beiden Extremfällen aus- weicht und hier beschritten werden soll, be- steht nun darin, möglichst globale Sichtweisen mit ausgewählten, aktuellen Beispielen zu kombinieren. 
Makrokosmos ... Gestatten Sie mir zunächst ein paar Worte zur Erläuterung des Titels. Die bemannte Raum- fahrt hat dazu geführt, dass einige Menschen unsere Erde nur noch als kleine Kugel am Himmel sahen. Alles, was Menschen je ge- dacht, gefühlt, erfunden und erlitten haben, hat sich also auf dieser kleinen Kugel abge- spielt. Die Aussagen verschiedenster Apollo- Astronauten von Mondlandeunternehmen belegen, dass diese Sicht der Erde einen unge- heuren Eindruck hinterlässt und das Bewusst- sein nachhaltig verändert. Aber der Mensch hat sich erst ca. 1 Lichtsekunde in das Weltall hinaus bis zum Mond gewagt. Messonden sind schon bis an das Ende unseres Planeten- systems vorgedrungen, und die Licht- und Funksignale dorthin sind über 4 Stunden un- terwegs. Die moderne Astronomie mit ihren raffinierten Geräten hat jedoch gezeigt, dass diese Distanzen, die der menschliche Pionier- geist überbrückt hat, kosmisch gesehen, zu vernachlässigen sind, denn der nächste Fix- stern ist einige Lichtjahre von der Erde ent- fernt. Ca. 100 Milliarden Fixsterne, zu denen auch unsere Sonne zählt, bilden zusammen unsere Heimatgalaxis mit einem Durchmesser von ca. 120 000 Lichtjahren. Galaxien wurden zu Milliarden entdeckt, doch braucht das Licht bis zur nächsten, dem Andromeda-Ne- 
bel, schon über eine Million Jahre. Dieser kleine «Ausflug» in die Weiten des Univer- sums leistet vielleicht einen Beitrag, zu erken- nen, wie bedeutungslos — kosmisch gesehen - das ist, was wir Menschen auf dieser, unserer winzigen Erde treiben. Für das menschliche Gehirn, das im Zuge der Evolution entwickelt wurde, um sich im Mesokosmos zu orientie- ren oder einfacher gesagt mit den Gegenstän- den des Meter-Bereichs zurechtzukommen, sind die gewaltigen astronomischen Grössen des Makrokosmos eigentlich unfassbar, ge- nauso wie der Mikrokosmos, die Welt der Atome und Moleküle. ... und Mikrokosmos Alle zugängliche Materie besteht aus Ato- men, und um sich deren Winzigkeit zu veran- schaulichen, kann man sich eine Strasse von der Erde zur Sonne vorstellen, die mit Milli- meterpapier gepflastert und ca. 1000 km breit ist. Soviele Quadrate von 1 mm Seitenlänge benötigt man, wenn man alle Atome, die in einem Fingerhut voll Wasser enthalten sind, fein säuberlich getrennt auflegen wollte. Un- ter den Temperaturbedingungen der Erde, im Mittel etwa +15°C, schliessen sich nahezu alle Atome zu Verbänden zusammen. Die kleinsten Aggregate, zu denen die Moleküle zählen, bestehen aus wenigen Atomen und sind nur Millionstel von Millimetern gross. Am anderen Ende der Skala stehen die Kri- stalle, die für das freie Auge sichtbar sind und deren Atomzahl astronomisch ist. Durch die andauernde Energieeinstrahlung der Sonne werden viele Atomaggregate einer ständigen Transformation unterworfen, und die Chemie — eine Wissenschaft und Kunst zugleich und in frühen historischen Perioden
	        

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