Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1989) (26)

Liecht. Umweltbericht, Dezember 1989 
Seite 19 Das freilebende Tier als Indikator für den Funktionszustand des Ökosystems Jedes naturbelassene oder zumindest naturnahe Ökosystem verfügt zumeist über eine beachtliche Kompensationskraft, um Störeinflüsse auszugleichen. Dem von Menschenhand fast ausschliesslich nach öko- nomischen Gesichtspunkten umgestalteten Lebensraum ist aber unter anderem auch die Fähigkeit, auftretenden Mängel oder Belastungen zu kompensieren, weitgehend, wenn nicht ganz verloren gegangen. Kurt Onderscheka, Wien Dadurch können wie bei jedem Organismus, dessen Abwehrkräfte nur noch bescheiden sind, bereits relativ geringfügige zusätzliche Störfaktoren, die ein gesunder Körper ohne jedwede äusserlich erkennbaren Krankheits- symptome bewältigt, mehr oder minder schwere Erkrankung auslösen. Es ist jedoch unzureichend, die Bekämpfung der Umweltschäden erst dann einzuleiten, wenn sie bereits für jedermann erkennbar und damit schon schwerwiegend und irreversibel sind. Deshalb ist es eine vordringliche Auf- gabe der Wissenschaft, zur Prüfung des Funk- 
tionszustandes eines Lebensraumes so emp- findliche Methoden zu entwickeln, die es er- möglichen, Schadwirkungen so früh wie nur möglich zu erkennen. (siehe Kasten) Bei Anwendung geeigneter Verfahren gibt sowohl die Untersuchung des lebenden Tieres als auch die des Körpers eines erlegten Stük- kes unter anderem Auskunft über den Funk- tionszustand der Umwelt. Aber auch ganze Tierpopulationen, ja sogar Lebensgemein- schaften, in denen eine Vielzahl von Tieren zusammengefasst ist, eignen sich hervorra- gend als Indikatoren. Je nach spezieller Fra- gestellung sollte man die jeweils bestgeeigne- ten Techniken heranziehen. Auswahlkriterium für Bioindikationen Für die Auswahl einer Tierart als geeigneter Bioindikator sollten möglichst viele der nach- stehend angeführten Kriterien zutreffen. 1. Die Tierart sollte über das gesamte zu prüfende Gebiet und darüber hinaus verbrei- tet sein. 2. Die Tiere sollten eine hohe Standorttreue aufweisen. 3. Die Tiere sollten ganzjährig oder zumin- dest langzeitig denselben, möglichst kleinen Lebensraum nutzen. 4. Sie sollten zumindest eine mittlere Stellung in der Nahrungskette einnehmen. 5. Das Geschlecht und Alter der Tiere sollte leicht zu bestimmen sein. 6. Die Tiere sollten im Untersuchungsgebiet eine so hohe Populationsdichte aufweisen, dass mit Sicherheit aus demselben Lebens- raum eine für die Interpretation der Analyse- nergebnisse ausreichende Anzahl von Pro- banden entnommen werden kann. 7. Ebenso notwendig ist es auch, dass für die zu prüfenden Kriterien für diese Tierart be- reits Normalwerte vorliegen. 8. Die Technik der Probenentnahme und des Probentransportes muss bewährt und auch für den Nichtspezialisten ohne besondere Schwie- rigkeit erlernbar bzw. durchführbar sein. 9. Die Kosten für die Beschaffung des Pro- benmaterials und die für die eigentliche Un-
	        

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