Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1988) (24)

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Liecht. Umweltbericht, September 1988 Energiesparen — leicht gemacht Mehr als die Hälfte der in Liechtenstein verbrauchten Energie wird für Heizung und Warmwasseraufbereitung verwendet. Ein weiteres Drittel verbraucht der Verkehr. Wenn sich alle energiebewusst verhalten wür- den, könnte der Energieverbrauch ohne Komforteinbusse beträchtlich reduziert werden. Energiefachmann Robert Horbaty vom Öko-Zen- trum Langenbruck gibt uns einige Hinweise, wie und wo wir leicht Energie sparen können. Robert Horbaty, Langenbruck Die heutige Situation auf dem Energiesektor ist vor allem durch zwei Tatsachen gekenn- zeichnet: 1. 
Verbrauchen wir heute — ungeachtet aller Mahnungen — in einem Ausmass Energien aus erschöpflichen Energiequellen (Öl, Gas, Uran usw.), werden diese — ausser Kohle - alle irgendwann in der ersten Hälfte des näch- sten Jahrhunderts erschöpft sein. Dies gilt - bei einer Weiterführung der heutigen Ener- gieversorgungspolitik — insbesondere auch für Uran. 2. 
Die Sonnenenergie in ihren verschieden- sten Erscheinungsformen (Sonnenstrahlung, Wind, Wasserkraft, Biomasse) ist die einzige Energieform, welche dauernd von aussen un- serem Planeten zugeführt wird. Sie ist somit - mindestens für die nächsten paar Milliarden Jahre — unerschöpflich. Ziel einer vernünftigen Energiepolitik wäre es deshalb, erschöpfliche Energieträger mög- lichst sparsam und mit einem hohen Wir- kungsgrad zu verbrauchen und den Einsatz von Sonnenenergie massiv zu fördern. Dies muss nicht mit einer Verschlechterung der Lebensqualität verbunden sein — im Ge- genteil: Eine Verringerung unseres Energiever- brauchs kann durchaus eine Verbesserung un- serer Lebensbedingungen bedeuten. Ein Privathaushalt unter der Lupe Eine durchschnittliche vierköpfige Familie - mit Einfamilienhaus und Auto — braucht etwa 4300 kWh Strom, verfährt mit ihrem Mittel- 
klass-PW bei einer Fahrleistung von 20 000 km pro Jahr 15 000 kWh Benzin und verheizt 3 000 Liter Öl (entspricht 
30 000 kWh). Der Gesamtenergieverbrauch einer Familie be- läuft sich somit in einer Grössenordnung von 50 000 kWh pro Jahr. Geizen beim Heizen Aus obiger Zusammenstellung geht klar her- vor, dass mit Abstand am meisten Energie verheizt wird. Das muss nicht so sein! So konnte zum Beispiel der Heizenergiebedarf des Öko-Zentrums Langebruck 
durch konse- quente energietechnische Gebäudesanierung (Isolation, Dreifachverglasung, passive Son- nenenergienutzung usw.) um mehr als 2/3 re- duziert, werden. Einfamilienhäuser, die nach den neuesten Erfahrungen der Solartechnik gebaut werden, brauchen weniger als 1 000 Liter Öl im Jahr und verfügen dank Pufferzo- nen (Wintergärten), geringer Luftzirkulation und der nach Süden ausgerichteten Haupträu- me über eine stark verbesserte Wohnqualität. 70 Prozent der Schweizer sind Mieter (in Liechtenstein rund 45 Prozent; Anm.d.Red.). Sie können deshalb den ergetischen Zustand ihres Wohnhauses nur sehr beschränkt beein- flussen. Die individuelle Heizkostenabrech- nung ist die einzige Möglichkeit, um ein ener- getisch sinnvolles Verhalten (kurz Lüften, niedrigere Raumtemperatur, Heizung mit dem Thermostat und nicht mit dem Fenster regulieren) der Mieter zu honorieren. Nicht wie üblich die Wohnfläche, sondern der effek- tive Wärmeverbrauch ist die Grundlage der Heizkostenabrechnung. Wie gross die Bereit- schaft der Bevölkerung zum Energiesparen ist, zeigt eine Untersuchung — durch individu- elle Heizkostenabrechnung werden in Mehr- familienhäusern 20 bis 30 Prozent Heizöl ein- gespart. 
Sparen beim Fahren Nur gerade 20 Prozent der im Auto ver- brauchten Energie kann für die Fortbewe- gung verwendet werden, der Rest geht in Form von Abwärme in die Umwelt. Der Pri- vatverkehr ist mit Abstand die grösste Ener- gieverschleuderung in unserem täglichen Leben! Das beste Energiesparhaus kann sehr kontra- produktiv sein, wenn wegen Umzugs aufs Land ein langer Arbeitsweg resultiert, der nur mit dem Auto zurückgelegt werden kann! Ein Auto verbraucht bis zu zehnmal mehr Energie pro Person als der Zug. Aber nicht nur der geringe Energieverbrauch des öffentlichen Verkehrs bietet Vorteile. Zugfahren ist stress- frei, ermöglicht das gleichzeitige Reisen und Arbeiten: im Speisewagen kann man sich zu- dem genüsslich verpflegen. Im Nahverkehrsbereich ist das Fahrrad die sparsamste und umweltfreundlichste Lösung. Es benötigt nur erneuerbare Energie und er- spart dem Benützer den teuren und energiein- tensiven Gang (oder eben Autofahrt) ins Fit- ness-Center und ins Solarium. Abschalten beim Haushalten 27 Prozent des Gesamtstromverbrauchs in der Schweiz gehen zu Lasten der Haushalte (in Liechtenstein ähnlich; Anm.d.Red.), wobei darin die fest installierten Elektroheizungen nicht berücksichtigt sind. Die grössten Strom- fresser in unserem Alltag sind Geräte, welche entweder wärmen oder kühlen. Vernünftiges Verbrauchsverhalten ist die wir- kungsvollste Sparübung. Es ist schon fast müssig, all die Stromspartips wie «Duschen statt Baden», «Deckel auf die Pfanne», «nur bei voller Waschmaschine waschen» usw. auf- zuführen — man kennt sie, muss sie aber auch anwenden.
	        

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