Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1988) (24)

Mitteilungen der Liechtensteinischen Gesellschaft für Umweltschutz (LGU) — Redaktion: Wilfried Marxer — Layout und Druck: Gutenberg AG, Schaan, auf Altpapier - LGU-Geschäftsstelle: Landstrasse 30, 9494 Schaan, Tel. 075/2 52 62 (Erscheint 2-3mal jährlich) Editorial Energiepolitik ja oder nein? Liechtenstein ist und bleibt auf Energie- importe angewiesen. Dies hindert uns jedoch nicht und entbindet uns nicht von der Verant- wortung, eine selbständige Energiepolitik zu betreiben, eigene Vorstellungen über Ener- gieproduktion, -verbrauch und -verteilung zu entwickeln. Gerade diesbezüglich lässt der jüngst erschienene Energiebericht der F. L. Regierung einiges vermissen. Wenn als ener- giepolitische Ziele Aufklärung der Bevölke- rung, raumplanerische Massnahmen, Ener- giesparen (nur) im Bauwesen, die Erstellung eines Energiekatasters, Erdgasversorgung, 
Blockheizkraftwerke sowie der Bau des Rheinkraftwerkes genannt werden, so wird klar, dass Energiepolitik in Liechtenstein aus- schliesslich darin besteht, Energieproduktion sicherzustellen, und sich damit begnügt, Er- reichtes zusammenzufassen und weiterzu- führen. Noch schwerer wiegt allerdings, dass Entscheidendes wie Privatverkehr und alter- native Energien sogar frömlich aus dem Be- richt ausgeklammert wurden. Die LGU verlangt von der Energiepolitik eines unabhängigen Landes kurz vor den 90er Jah- ren jedoch Vorstellungen über eine sinnvolle Neuorientierung in der Zukunft. Energiepoli- tik muss die Überzeugung und den poiliti- schen Willen widerspiegeln, aufgrund vorlie- gender wissenschaftlicher Erkenntnisse Kor- rekturen am bestehenden Weg vorzuneh- 
men. Ist es denn so undenkbar, dass ein Energiebericht 1988 Ziele formuliert wie z. B. Gewinnung von 2 Prozent Elektroenergie aus Solaranlagen bis 1995, sofortige Förderung dezentraler Wärmekraft-Kopplungsanlagen durch entsprechende Ordnung oder die Ein- sparung zumindest von 10 Prozent Elektro- energie binnen eines bestimmten Zeit- raumes. Entwickelt denn in Liechtenstein niemand mehr eigene Vorstellungen, ja sogar Visio- nen? Glaubt denn niemand mehr an den eigenen Beitrag und an die eigene Verant- wortung zur Veränderung durch Überzeu- gung? Lassen wir ganz einfach alles gesche- hen mit dem falschen Hinweis darauf, dass wir als kleines Land sowieso nichts alleine entscheiden können und deshalb alle mögli- che Verantwortung delegieren? Die LGU widmet den vorliegenden Umwelt- bericht dem Thema Energie mit dem An- spruch, die Akzente anders zu setzen: Erneu- erbare Energien wie Sonne, Wind und Erd- wärme werden aufgezeigt, eine Sparpolitik für mehrere Bereiche wird formuliert und der Ökobonus als Modell einer Selbstregulierung des Privatverkehrs vorgestellt. Kritische Fra- gen um die Umweltverträglichkeitsprüfung der geplanten Rheinkraftwerke vervollständi- gen ein Bild, das von der Überzeugung aus- geht, dass eine Steigerung der Energiepro- duktion unnötig ist. Angesichts der Tatsache, dass die Erzeugung von mehr Energie oder der Verbrauch fossiler Energien nur mit dem Preis einer weiteren Schädigung der Umwelt erfolgen kann, ist daher der Erkenntnis lang- sam Platz zu machen, dass wir Energiepolitik als Verteilungspolitik zu betrachten haben, da uns dieses Gut nicht unbeschränkt zur Verfügung steht. Sparen, substituieren, Ein- satz erneuerbarer Energieträger müssen des- halb auch Eckpunkte einer neuen Energiepo- litik darstellen. Mit freundlichen Grüssen Dr. Peter Goop, Präsident der Liechtensteinischen Gesellschaft für Umweltschutz Die Beiträge im Liechtensteiner Um- weltbericht geben nicht immer die Mei- nung der Redaktion oder der Liechten- steinischen Gesellschaft für Umwelt- schutz wieder.
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.