Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1988) (23)

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Liecht. Umweltbericht, März 1988 Jahrzehnten, Fahrbahnbreiten bis zu 9 Meter und damit riesige Verkehrsflächen auf. Kon- zept- und Planlosigkeit haben es fertigge- bracht, dass diese gesamte Fläche dem Auto- fahrer zur Verfügung steht. Warum sind diese Strassen nicht längst ausge- baut für die vielzitierten «Menschen, Fussgän- ger, Kinder»? Das Beispiel der Marianum- strasse im Mühleholz zeigt, wie eine 6 m breite Fahrbahn einerseits der Erschliessung eines grossen Quartiers mit Schulen, Gewer- be und Freizeitanlagen genügt, andererseits doch zu erheblich vorsichtigerer Fahrweise als früher zwingt. Durch zusätzliche Gestaltung des Strassen- raumes können Kirchstrasse wie Lettstrasse sowohl für Anwohner wie Benützer verträg- lich gemacht werden. Sämtliche Massnahmen sind einerseits darauf auszurichten, dass beide Strassenzüge später die Verbindung zu einer Entlastungssstrasse herstellen. Andererseits muss innerhalb des bebauten Gebietes eine drastische Temporeduzierung gegenüber der heute üblichen Fahrweise erreicht werden. Entlastungsstrasse Ernst zu nehmende Prognosen bestätigen, was selbst Laien ahnen: In nicht ferner Zeit wird der Verkehr im Zentrum zumindest in Stosszeiten zum Erliegen kommen. Die explosive Anhäufung von Arbeitsplätzen und die normale Verkehrszunahme lässt Bela- stungen erwarten, denen weder die heutigen Strassen noch ein voll ausgebautes Äule ge- wachsen sind. Daher wäre es unverantwortlich, das Problem einfach zu verdrängen und so zu tun, als bräuchte Vaduz nie und nimmer eine Entla- stungsstrasse. Also ist die Vorsorge in Form der Freihaltung von Projektierungszonen oder -schneisen unumgänglich. Verkehrszäh- lungen beweisen, dass nur möglichst ortsnahe Lösungen sinnvoll sind. Wie im Übersichtsplan ersichtlich, ist kaum eine Gemeinde besser geeignet für eine Entla- stungssstrasse als das langgezogene Vaduz. Die Zubringer können in einem so optimalen Rhythmus angelegt werden, dass der Ort in Verkehrskammern mit kurzen Wegen aufge- teilt wird. Dadurch werden auch die Belastun- gen verteilt. Als Linienführung sollte generell westlich entlang dem Binnenkanal eine Schneise offen gehalten werden. Abweichun- gen sind nur gegeben beim Anschluss an eine mögliche Schaaner Entlastungssstrasse, im Bereich Irkales-Mühlehölzle sowie im Neugut an der Triesner Gemeindegrenze. Sicher wird, wenn es einmal soweit sein sollte, die Umweltverträglichkeit einer solchen Ent- lastungssstrasse besondere Aufmerksamkeit erfordern. Für sensible Bereiche wie beim Liechtensteinischen Gymnasium oder in Bau- zonennähe müssen Lösungen gefunden wer- den, welche zum Teil unterflur liegen. Öffentlicher Verkehr, Car- Parking Die Anstrengungen zur Förderung des öffent- lichen Verkehrs laufen auf eine Verdichtung der Postautokurse hinaus. Die herrschende Ansicht, man müsse die Postbusse für Wende- manöver weiterhin durch das Städtle bzw. durchs Regierungsviertel schleusen, ist strikte abzulehnen. Durch Abtausch der Parzelle 
Dr. Risch ist in unmittelbarer Nähe zum Post- amt in Kombination mit der Haltestelle eine Wendemöglichkeit zu schaffen. Auch wenn es nicht gerade das Serfauser Mo- dell sein muss, die Diskussion um irgendeine Bahn, unterflur oder nicht, sollte ernsthaft geführt werden. Sicher aber kann in der Bahnfrage kein Ersatz für die vorerwähnten notwendigen Massnahmen gesucht werden. Manche Leute möchten die Reisecars voll- ständig aus Vaduz verbannen. Dies könnte sich als schwerwiegender Fehler für die Zu- kunft erweisen und würde zahlreichen ander- weitigen Bestrebungen und Interessen wider- sprechen. Dass allerdings sämtliche-  Cars im Mittelpunkt von Vaduz abgestellt werden, kann nicht Ziel und Zweck sein. Was wir brauchen ist ein Ein- und Aussteigeplatz für rund sechs Busse im Zentrum sowie Abstell- plätze ausserhalb des Dorfes, z. B. in der Mühleholzrüfe, beim Fussballplatz, in Gewer- bezonen usw. Durch elektronische Kommuni- kation zwischen Car-Halteplatz und Parkplatz kann der zeitliche Ablauf mit kurzer Warte- frist geregelt werden. Und schliesslich . Um den Strassenverkehr einigermassen in den Griff zu bekommen, sind noch viele wei- tere Vorkehrungen zu prüfen und allenfalls durchzusetzen. — Im Ortszentrum wird eine Art «Verkehrs- flächenbewirtschaftung» notwendig. Das 
heisst, der öffentliche Grund ist aufzuteilen in Flächen für den fliessenden Verkehr, den ruhenden Verkehr, für Fussgänger und für Dorfbildgestaltung. Dem fliessenden Ver- kehr ist nur der absolut notwendige Platz einzuräumen. Parkplätze, auch private, müssen klar und deutlich sichtbar sein; jede wilde Parkierung gehört durch technische Massnahmen unterbunden. — Auch in Gemeindestrassen ist den Tempoli- miten Nachachtung zu verschaffen. — Die hemmungslose und einseitige Vermeh- rung der Arbeitsplätze durch Banken, Treuunternehmen und Ämter darf nicht einfach hingenommen werden. Muss alles und jedes seinen Standort in Vaduz haben? Auch über Gleitzeit und damit verbundene Transportprobleme ist zu reden. Es gibt eine Theorie, die da sagt: je schöner die Strassen, umso mehr Verkehr ziehen sie an. Oder umgekehrt, je mieser die Verkehrs- wege, desto weniger Verkehr. Das mag einige Prozente ausmachen. Sicher ist aber auch, wenn wir im gleichen Stil weiterwursteln wie die letzten 25 Jahre, dann verkommt das Va- duzer Zentrum zur Unbewohnbarkeit. Also beginnen wir lieber — schön der Reihe nach, Schritt 1-4! Und sollten die Prognosen nicht zutreffen oder der öffentliche Verkehr spürbare Verbesserung bringen, dann ist gar nichts falsch gelaufen; dann bauen wir die Entlastungsstrasse eben nicht.
	        

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