Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1988) (23)

Liecht. Umweltbericht, März 1988 
Seite 5 25 Jahre Verkehrsplanung in Vaduz Horst Seger aus Vaduz (Ingenieur- und Vermessungsbüro) hat sich im April 1987 in einer Schrift zur Vaduzer Verkehrsplanung geäussert. Im Gegensatz zu Hubert Ospelt (siehe Beitrag in diesem Umweltbericht) hält Horst Seger an der Idee einer Umfahrungsstrasse für Vaduz fest. Horst Seger, Vaduz Vor einem Vierltejahrhundert präsentierte das Zürcher Büro Barti + Kast den Bericht «Ein Zentrum für Vaduz». Grundgedanken dieser. Planung waren eine Fussgängerzone im Städtle mit plattenartiger Ausweitung bis zum Äule hin. Die PKW-Parkierung war unter der Platte im Niveau der Äulestrasse angeordnet. Das dem Bericht zugrunde gelegte Verkehrs- schema war klar und einfach und hätte noch heute seine Gültigkeit, wenn eine zielstrebige und koordinierte Weiterentwicklung eingelei- tet worden wäre. Statt dessen fing damals in Vaduz eine beispiellose Planerei an. Zahlrei- che Fachleute produzierten in 25 Jahren zah- lose Bestandesaufnahmen, Strassenpläne, Leitbilder, Verkehrskonzepte, Gutachten, Variantenuntersuchungen, Studien, Analy- sen, Verkehrsrichtpläne, Expertisen und vie- les anderes mehr. Brauchbares und Un- brauchbares; Kostabares, Kostspieliges und Köstliches. Es ist heute nicht mehr auszumachen, ob die Planer durch mangelnde Entscheidungskraft der Behörden irritiert wurden, oder ob umge- kehrt die politischen Gremien aufgrund der sich bekämpfenden Planungen verunsichert waren. Es ist auch gar nicht beabsichtigt, ir- gendwelche Schuldige zu suchen. Vielmehr müssen die Resultate beurteilt und aus den Versäumnissen Schlüsse gezogen werden.  Ergebnis — Null Jedenfalls kann ohne zu übertreiben gesagt werden: das Ergebnis aus soviel Mühe und Kosten ist erbärmlich, gleich Null. Ausser der 1963 eingeführten Einbahnregelung in Städtle und Aule, der völlig danebengegangenen Ab- stimmung über die Umfahrungsstrasse 1976 sowie der zaghaften Dorfbildkosmetik im Städtle 1984 sind keine verkehrstechnischen 
Massnahmen zu verzeichnen, welche irgend  ein Konzept vermuten lassen. Diese langjährige Konzeptlosigkeit ist Ursa- che des wirklich einmaligen Ortsbildes von Vaduz. In keiner anderen Gemeinde des Lan- des findet man Beispiele, wo so verkehrsrei- che Strassen wie die Aulestrasse, Kirchstras- se, Lettstrasse und der Schräge. Weg derart fussgängerfeindliche und gefährliche Merk- male aufweisen. Ungeschützte Trottoirs nur aus Farbe oder mit versunkenen Randsteinen, in Fahrbahnen mündende Gehwege, unmoti- vierte und kaum sichtbare Einengungen, Rüt- telstrecken, Schlaglöcher, riesige Wasserla- chen, durch Falschparkierer dauernd verstell- te Trottoirs und vieles mehr sind die Regel. Die Planlosigkeit fördert das Ausweichen in verkehrstechnisch ungeeignete Nebenstrassen oder Schleichwege. Eine solche Praxis lenkt nur von den eigentlichen Aufgaben ab, verla- gert Missstände, bringt aber für die neuralgi- schen Punkte keine spürbare Verbesserung und verdirbt wiederum weitere Quartiere und Gegenden. Es muss also festgestellt werden: verkehrsplanerisch steht Vaduz schlechter da als vor 25 Jahren.   Neuer Anfang Was not tut, ist das eindeutige Bekenntnis zum seinerzeitigen Kozept sowie das zielstre- bige und unverzügliche Umsetzen der Gedan- ken in entsprechende Massnahmen. Das Ein- halten der richtigen Reihenfolge ist ebenso einfach wie wichtig: 1. Gemeinde und Land bestätigen vorbehalt- los die Zielsetzung, nämlich die Realisierung des Fussgängerbereiches im Städtle, erweitert bis ins Regierungsviertel. 2. 
Daraus ergibt sich zwingend der zweite Schritt, die Sanierung der Äulestrasse mit flankierenden Massnahmen an der Landstras- se Schaan-Vaduz-Triesen. 
3. Ausbau der Kirchstrasse und der Lett- strasse. 4. Festlegen • von Projektierungszonen bzw. -schneisen für eine eventuelle spätere Entla- stungsstrasse. Der erste Punkt dürfte kaum Widerspruch hervorrufen, da eine breite Zustimmung in der Einwohnerschaft gesichert ist. Auf die weiteren Schritte muss jedoch im folgenden eingegangen werden. Äulestrasse Ein weiteres Hinauszögern des Ausbaus der Äulestrasse ist nicht zu verantworten. In An- betracht der ausstehenden Bauvorhaben (Re- gierungsviertel, Landesbank) ist eine erste Etappe, z. B. Postamt bis Lindenkreuzung, unverzüglich in Angriff zu nehmen. Provisori- sche Reparaturen sind daher nur auf der Strecke Adlerkreuzung bis Postamt sinnvoll. Sie dürfen allerdings nicht dazu führen, dass diese zweite Etappe auf die lange Bank ge- schoben wird. Zu den angeblichen Schwierigkeiten bei ein- zelnen Bodenauslösungsfällen darf an das rechtskräftige Bestehen der Richtpläne Städt- le, Äule-Süd und Äule-Nord erinnert werden. Die Ausschöpfung von massiven Vorteilen (Ausnützungsziffer usw.) aus Spezialbauord- nungen und Richtplänen setzt die Bereitschaft für zumutbare Landabtretungen voraus. Unter flankierenden Massnahmen an der Landstrasse Schaan-Vaduz-Triesen ist z. B. das Aufstellen weiterer Ampelanlagen ausser- halb des Zentrums gemeint. Damit soll er- reicht werden, dass der Verkehr sozusagen portioniert wird und nicht ungebremst ins Dorf prallen kann. Um Missverständnissen vorzubeugen: Der Ausbau der Äulestrasse fördert zwar die Verwirklichung des Grund- konzeptes, kann jedoch nicht zur Lösung der allgemeinen Verkehrsprobleme beitragen. Kirchstrasse, Lettstrasse Moderner Strassenbau kann durchaus auch Reduzierung der Verkehrsfläche bedeuten. Besonders die Kirchstrasse, aber auch Teile der Lettstrasse weisen seit Jahren, wenn nicht
	        

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