Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1987) (21)

• 
Selbstversorgungsgrad: Die LGU hat eine Studie über den Selbstversorgungsgrad Liechtensteins in Zeiten gestörter Nah- rungsmittelzufuhr ausarbeiten lassen und wird diese Studie veröffentlichen. 
Seite 10 
Europarat 
April 1987 Wer beteiligt sich an der Kampagne? 
Im Rahmen der Haushaltsberatungen zum Jahresende 1985 haben die Organe des Europarates die Durchführung einer europäischen Kam- pagne für den ländlichen Raum gebilligt, die in den Jahren 1987/88 stattfinden soll. Diese Initiative ist dazu bestimmt, Antworten zu finden auf die Bedrohungen, denen sich die Zukunft des ländlichen Raumes heute gegenübersieht: die Aufgabe unterentwickelter Landregionen, das Ausufern der städtischen Ballungsräume in den umliegenden länd- lichen Raum, und im allgemeinen das wachsende Ungleichgewicht zwischen Mensch und Natur. Es geht darum, die öffentliche Meinung im 
Hinblick auf die Problematik anzusprechen und Lösungen zu su- chen. Die Probleme des ländlichen Raumes stellen sich in den Europaratsstaaten und den ver- schiedenen Regionen jeweils unterschiedlich dar. Liechtenstein sieht sich weder mit dem Problem der Landflucht, noch mit einem Ent- wicklungsgefälle zwischen einzelnen Regio- nen konfrontiert, obwohl diesbezüglich auch hier merkliche Unterschiede bestehen. Hin- gegen ist die Ausdehnung des Siedlungsgebie- tes in das landwirtschaftliche Kulturland, die intensive Beanspruchung des Bodens und der Landschaft, die Nutzungspenetranz bis in die abgelegensten Gebiete, die Veränderung der natürlichen Gegebenheiten, von baulichen Massnahmen, sogenannten Meliorationen bis hin zur flächendeckenden Bedrohung der Le- bensgrundlagen infolge Luftverschmutzung auch in Liechtenstein ein akutes Problem. Es können jedoch nicht alle Probleme gleicher- massen in dieser Kampagne Platz finden. Da- her stellen die nationalen Agenturen der Na- turschutz-Informationszentren die Kampagne unter das spezifische Motto 
hand gestalteten Landschaft bewusst wahr- genomen werden. Es ist vorgesehen, die Wettbewerbsarbeiten auszustellen. Ein- sendeschluss ist der 30.April 1987. • Bodenausstellung: Vom 10. — 31. Mai zeigt die LGU an drei weiterführenden Schulen Liechtensteins eine Ausstellung mit dem Titel «Boden — bedrohte Lebensgrund- lage?». • Landesweite Landwirtschaftszone: Die LGU wird 1987 die Bemühungen um die Verankerung einer landesweiten, gesetz- lich abgesicherten Landwirtschaftszone verstärkt fortsetzen. • Liechtensteiner Umweltbericht: Der Um- weltbericht vom Herbst 1987 wird das The- ma Boden/Raumplanung schwerpunkt- mässig aufgreifen. • Thesen der LGU zur Landwirtschaftspoli- tik: Es ist beabsichtigt, mit einer ausführ- lichen Stellungnahme der LGU zur Land- wirtschaftspolitik im Verlaufe des Jahres 1987 an die Öffentlichkeit zu treten. 
Die Liechtensteinische Gesellschaft für Um- weltschutz kommt gerne der Pflicht nach, alle Vereine und Gruppen, Gemeinden und Be- hörden auf die Europaratskampagne auf- merksam zu machen und zur aktiven Teilnah- me aufzufordern. Zielverwandte Organisatio- nen werden eigens zu einem Informationsge- spräch eingeladen. Es ist zu hoffen, dass mög- lichst viele ihren Beitrag zur Europaratskam- pagne leisten werden. Die LGU bittet uni Bekanntgabe von Aktionen im Rahmen der Kampagne, damit die Aktivitäten koordiniert werden können. Offiziell wird die Kampagne am 3. bis 5. Juni 1987 anlässlich der Umweltministerkonferenz in Lissabon/Portugal eröffnet werden. Der Abschluss ist auf Herbst 1988 vorgesehen. Regierung trägt die Kampagne mit Die Liechtensteinische Regierung wird die Kampagne mit einem eigenen Beitrag unter- stützen. Das in den Jahren 1987 und 1988 laufende Projekt trägt den Arbeitstitel «Das liechtensteinische Dorf in seiner Landschaft». Die Schaffung einer Wanderausstellung und einer Tonbildschau, sowie die Herausgabe ei- ner Broschüre und ergänzender Publikatio- nen sind vorgesehen. «Für eine Landwirtschaft im Einklang mit der Natur» Europarat-Konvention zum Schutz der Wirbellosen und der Fische der Süssgewässer 
Die Landwirtschaft ist seit einiger Zeit ins Gerede gekommen. Wie niemand sonst leben die Bauern mit und vom Boden. Sie stehen aber auch unter massivem Konkurrenzdruck und sehen sich zu einer immer intensiver wer- denden Produktion gezwungen, unter deren Wirkung der Boden schwere Schäden nimmt. Der Einsatz von Düngemitteln, Monokultu- ren, Bewirtschaftung ungeeigneter Böden, Schädlingsbekämpfungsmittel, schwere Trak- toren greifen die Fruchtbarkeit und Regene- rationsfähigkeit des Bodens an. Die Liechten- steinische Gesellschaft für Umweltschutz wird anlässlich der Europaratskampagne spezielles Augenmerk auf die Landwirtschaft legen und mit Lösungsvorschlägen an die Öffentlichkeit gelangen. Aktivitäten der LGU Die LGU sieht vorläufig folgende Aktivitäten im 
Rahmen der Kampagne vor: Fotowettbewerb: Mit dem Fotowettbe- werb, der das Thema «Unsere Landschaft im 
Wandel» aufweist, soll die Veränderung der einst ländlich geprägten Umwelt bis hin zur durch und durch von Menschen- 
Bis heute wurde die Konvention zum Schutz der wildlebenden Tier- und wildwachsenden Pflanzenarten und ihrer natürlichen Lebens- räume in Europa, bekannt auch als Berner Konvention, von 18 europäischen Staaten unterzeichnet und ratifiziert. Die erste Liste umfasste 119 Gefässpflanzen- und 410 Wir- beltierarten. Die Berner-Konvention des Europarates wird nun auch auf die Fische der Süssgewässer und die Wirbellosen (Insekten, Spinnen, Weichtiere) ausgedehnt werden. Die Liste der Arten, die zusätzlich unter den absoluten Schutz fallen, soll bis Ende 1987 in Kraft gesetzt werden. Damit wird das Augenmerk auf Tierarten gerichtet, die kaum populär sind, aber eine bedeutende Rolle im Natur- haushalt spielen. Über die Hälfte aller Süsswasserfischarten gelten europaweit als gefährdet. Von den Wirbellosen — es dürfte an die 100 000 Arten geben — sind über 50% Insekten. Den Schutz der Insekten ausser acht lassen, heisst das Schicksal eines Grossteils der wildlebenden 
Fauna zu übersehen. Nicht einmal 5% dieser Arten gelten als gemeinhin schädlich bis lä- stig, ohne den überwiegenden «Rest» dürften wir vermutlich gar nicht überleben können. Die allmähliche Erkenntnis, dass Insekten grösstenteils sehr nützlich sind, macht sich heute allmählich bemerkbar (Stichwort biolo- gische Schädlingsbekämpfung in der Land- wirtschaft). Mindestens 6000 Insektenarten laufen derzeit Gefahr auszusterben. Die gros- se Mehrheit ist bedroht, weil ihre Lebensräu- me beeinträchtigt sind. Beispielsweise sind Hunderte Arten von gefallenen, verrotteten, liegengebliebenen Stämmen abhängig. Sol- che Wälder sind heute in Mitteleuropa selten. Infolgedessen steht einem Grossteil der eu- ropäischen Waldinsekten en bloc der Arten- tod bevor. Die LGU setzt sich deshalb dafür ein, bestimmte Waldgesellschaften, z. B. un- sere Rheinauen, gezielt aus der forstlichen Nutzung zu entlassen, um hier Lebensräume für eine bedeutsame Kleininsektenwelt zu er- halten. Mario F. Broggi  
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.