Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1986) (20)

Liechtensteiner Umweltbericht 
Missachtete Alarmsignale 
Seite 5 grösse) mit einem Schlupfloch von 12x12 cm zur Verfügung gestellt werden. Als Unterlage dient Holz mit einer dicken Lage Zeitungspa- pier (niemals Styropor, Plastik, Sägemehl, Katzenstreue oder Heu). Als Stopfmaterial sind Zeitungsfetzen geeignet. Trockenes Laub könnte Zecken enthalten. Das Häus- chen muss mindestens 3 mal wöchentlich gereinigt werden. Als Insektenfresser benötigt der Igel immer eine fleischliche Nahrungsgrundlage. Z.B.: 
Wer kranke Igel findet, kann diese bei den Liechtensteiner Tier- ärzten gratis untersuchen lassen: Dr. Peter Malin Fallsgass 259, Mauren Tel. 3 12 43 Dr. Albert Risch Fingastr. 643, Triesen Tel. 2 66 88 Dr. Sepp Ritter Möliweg 1, Schaan Tel. 2 17 82 
Eine Handvoll Hundeflocken, 500 g gehack- tes Rindfleisch, 1 Esslöffel frischer Lebertran, und dies alles mit Wasser angefeuchtet. Im weiteren sind geeignet: Hunde- und Katzen- dosenfleisch, Fisch auf alle Arten, hin und wieder Hühnerhals, hartgekochte (nie rohe) kleingeschnittene Eier und alle Arten von In- sekten und Würmern. Ungeschwefelte Sulta- ninen (Wiiberle), kleine Bananenstücke oder «CLAUS» Weichfutter mit Ameiseneiern und Insekten. Wasser soll immer frisch, in einem sauberen kippsicheren Gefäss, zur Verfü- gung stehen. (Keine Milch!) Kaufbares «Igel- futter» darf nur als Zusatznahrung und nicht als Haupt- und Aufzuchtfutter dienen. ■ Missachtete Alarmsignale: das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten Mario F. Broggi Stellen Sie sich einmal vor, ein Flugpassagier geht mit seinem Whisky in der Hand während eines Transatlantikfluges ins Cockpit und fängt an, all die Instrumente herauszureissen, deren Bedeutung er nicht begriffen hat. Die- ser Vergleich einer amerikanischen Biologin - von Hoimar von Dithfurt übermittelt — ist genau das, was wir im Moment mit den Arten in unserer Umwelt tun. 
Die natürliche Aussterberate betrug in der bisherigen Erdgeschichte etwa eine Art Pro Jahrhundert. Das war das Tempo, das die Evolution bei zusätzlicher Entstehung neuer Arten vorgab. Diese Aussterberate ist in den letzten 100 Jahren dramatisch angestiegen. Sie betrug um die vergangene Jahrhundert- wende schon eine Art im Jahr, sie ist nach Schätzungen von Experten heute auf den Wert von einer Art pro Tag angewachsen. Extrapolieren wir diesen Wert auf das nicht mehr so ferne Jahr 2000, kommen wir auf eine 
Aussterberate von einer Art por Sekunde. Von den 10-15 Millionen Tier- und Pflanzen- arten werden sich dann ein Fünftel auf Nim- merwiedersehen verabschiedet haben. Kaum mehr als 30-40 Tier- und Pflanzenar- ten greifen wir aus den bisher 15 Millionen Arten heraus, mit Gebrauchswert für uns als Nutztiere und Nutzpflanzen, der Rest scheint uns als Ignoranten gleichgültig. Während wir einen dreckigen Fluss wieder reinigen können, können wir eine Art, die wir ausrotten, mit ihrem ganz spezifischen geneti- schen Programm, das in langer Evolutionsar- beit entstanden ist, nicht wieder zurückholen. Wir vernichten damit genetische Reserven, die uns vielleicht irgend einmal einen Ausweg eröffnet hätten. Wir in Liechtenstein tragen auf kleinem Raum zur Vernichtung ebenfalls massgeblich bei. Die beiden bisher veröffentlichten Roten Listen der gefährdeten Arten beinhalten im- merhin 65 Pflanzen- und 15 Vogelarten, die wir im 20. Jahrhundert bei uns ausgerottet haben, weitere 114 stehen auf dem Ausster- beetat. Man nimmt diese Zahlenwerte zur Kenntnis, meint vielleicht, dass sie nicht schön seien, und geht dann wieder zur Tagesordnung über. Vielleicht in der gleichen Zeitungsausgabe, wo eine derartige Rote Liste gefährdeter Ar- ten besprochen wird, beklagt man einen all- fälligen Rückgang des Bauvolumens, berich- tet über eine Bauzonenerweiterung, als ob dies alles keinen ursächlichen Zusammenhang habe. Um mit Hoimar von Dithfurt zu spre- chen: muss es denn wirklich geschehen als Folge eines grundsätzlich rational durch- schaubaren Fehlverhaltens? Sind wir einfach nicht lernfähig? 
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