Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1986) (20)

Igel werden häufig Opfer des Strassenver- kehrs. Die tags erwärmte Asphaltfläche wird abends durch die Abstrahlung von Wärme für viele Beutetiere des Igels und so für ihn sel- ber attraktiv. Mancher Igel könnte verschont werden, wenn Autofahrer bei Anbruch der Dunkelheit und in der Nacht vorsichtiger und aufmerksamer fahren würden. Igel sind zwar immun gegen Schlangengifte. Schneckenkörner allerdings können ihn zur Strecke bringen. Auch wenn die Igel, wie auf den meisten Packungen angegeben, die Kör- ner verschmähen, fressen sie die vergifteten Schnecken und können daran qualvoll sterben. Literatur Helga Fritzsche: «Igel als Wintergäste», GU-Ratgeber. Dr. Walter und Christi Poduschka: «Ge- liebtes 
Stacheltier». Verhalten und Auf- zucht von Igeln» Bundesamt für Veterinärwesen: Merk- blatt für die Pflege und das Überwintern von Igeln. Dr. Walter Poduschka u.a.: «Das Igel- brevier». Richtlinien zur vorübergehen- den Pflege des Igels. 
Wichtige Hinweise • Jungigel zur Aufzucht nur anneh- men, wenn keine Igelmutter da ist. Mindestens eine Stunde ..beobach- ten, ob die Mutter fehlt! • 
Igel zum Überwin tern <erst ab Mitte Oktober, und wenn der Igel weniger als 500 Gramm  wiegt, annehmen. Aber keine Igel aus ihren Nestern herausnehmen! • Kranke Igel tierärztlich untersuchen lassen. Gratis bei den Liechtenstei- ner Tierärzten. • Keine Milch füttern.   • 
Die Igelpflege braucht Zeit (ca. eine Stunde pro Tag) ....... und Raum (ca. 2 m2). • 
Für den Winterschlaf darf das Igel- quartier eine Temperatur von maxi- mal 6-8 Grad aufweisen. • Für das Überwintern ohne Winter- schlaf braucht der Igel, eine Tempe- ratur von mindestens 17-20 Grad. Bei Temperaturen von  8-17 Grad befindet sich der Igel in einem .......für ihn gefährlichen Dämmerzustand! • Igel sind Wildtiere und müssen nach der Pflege und Überwinterung wie- der in die Freiheit  entlassen werden.   Igel sind keine Haustiere! 
  
Seite 4 
Igel September 1986 Wie können wir dem Igel helfen Alle Lebewesen verfolgen in ihrem Leben und in ihrer Entwicklung seit jeher unter anderem ein wichtiges Prinzip: Sich überall dort ausbreiten und vermehren, wo ein freies Plätzchen entsteht, um dort den ungenutzten Raum und die zur Verfügung stehende Nahrung für das eigene Leben und zur Fortpflanzung zu nutzen. Dabei passen sich alle Tiere und Pflanzen im Laufe der evolutionären Entwicklung an die Bedingungen an, die in und auf dem Boden, im Wasser und in der Luft vorgegeben sind. Durch menschliche Aktivitäten werden diese Bedingungen und damit die Lebensräume von Tieren und Pflanzen in so schnellem Masse und so nachhaltig verändert, dass die Lebensräume reduziert oder zerstört werden. Einer von unendlich vielen anderen, die von diesem Schicksal bedroht sind, ist ein insektenfressender Stachelhäuter: Der Igel. Weiträumige Zerstörung von «wilden» Landschaften, die Bedrohung durch Gifte und den Strassenverkehr, und das immer karger werdende Angebot seiner Nahrungstiere, die ihrerseits dasselbe Schicksal erdulden wie der Igel, lassen ihn seltener werden. Wieviele Menschen würden wohl sein Aussterben gar nicht bemerken? Was können wir zu seinem Schutz tun? Der Igel wird zur Gruppe der Insektenfresser (Fledermäuse, Spitzmäuse, Maulwurf) ge- zählt und ist seit rund 60 Millionen Jahren auf der Erde zu finden (menschliche Vorfahren entstanden vor ca. 1 Million Jahren). Er be- lebt Wälder mit starkem Unterholzwuchs, Hecken, Gärten, Gestrüppe und meidet un- terholzfreie Wälder sowie Gelände ohne Un- terschlupfe und «wilde» Elemente. Er kommt meist erst in der Dämmerung aus dem Unter- schlupf hervor, sucht schnüffelnd seine Nah- rung, und rollt sich bei Gefahr zu einer sta- cheligen Kugel zusammen. Er vertilgt grosse Mengen von Insekten, frisst gerne Schnek- ken und bei Gelegenheit auch Reptilien und Jungvögel von bodenbrütenden Arten. Als echter Winterschläfer reduziert er im Winter alle seine Körperfunktionen auf ein Minimum, und überdauert so die Zeit des geringsten Futterangebots und der härtesten klimati- schen Bedingungen schlafend. 
Igel bauen ihr Nest unter Laub, Ästen oder Gestrüpp an dicht verwachsenen Orten von Hecken, Waldrändern oder Gärten. Die oft sterile Reinlichkeit in vielen Gärten vernichtet solche Unterschlupfe, oder ermöglicht sie erst gar nicht. Ebenso finden Igel heutzutage immer weniger Nistgelegenheiten in unseren aus- und aufgeräumten Kulturlandschaften, wo Monokulturen dominieren, und wildwach- sende Pflanzen als «Unkräuter» abgetan wer- den. Dadurch verschwindet nicht nur Le- bensraum, sondern auch eine vielfältige Nah- rungsgrundlage für unseren Stachelhäuter. Schwimmbassins oder gemauerte Boden- vertiefungen können Igeln zum Verhängnis werden, wenn sie am steilen Rand nicht mehr herausklettern können. An einem angestell- ten Stück Holz kann er als guter Kletterer entkommen. Igel sollen grundsätzlich erst nach eingetre- tenem kalten Herbstwetter (ca. Mitte Okto- ber) ins Haus genommen werden, und dies 
Das kleine Stacheltier ist mit seiner langen Zunge ein erfolgreicher Insektenjäger. nur dann, wenn sein Körpergewicht 
weniger als 500 g beträgt. Andernfalls soll er am Fundort wieder ausgesetzt werden. Nur bei Schnee oder Frost gefundene Igel sollen auf jeden  Fall ins Haus genommen werden. Jungigel ohne Mutter können zur Pflege auch früher aufgenommen werden. Bei genügend Körpergewicht sollen sie noch vor dem Win- ter wieder ausgesetzt werden. Dabei ist vor der Aufnahme mindestens eine Stunde zu warten, da die Igelmutter auf Futtersuche sein könnte. In diesem Fall unbedingt die Jungigel der Mutter überlassen! Die meisten Igel haben Flöhe. Falls der Igel nicht unterkühlt ist, soll er in lauwarmem Wasser gebadet und an allen Körperstellen gespült werden. Anschliessend (nicht mit Fön) trocknen lassen in einem zugfreien Raum. In einer umgrenzten Fläche von mindestens 2 m2  (genügend Auslauf) soll eine starke Kar- tonschachtel (mindestens Schuhschachtel-
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.