Volltext: Liechtensteiner Umweltbericht (1985) (17)

Die Abfallberge wachsen und wachsen . . . . . . deshalb ist es notwendig, dass je- dermann mithilft die Abfallflut mög- lichst gering zu halten. Glas, Papier, Metall, Batterien, Öle, Chemikalien, Möbel und Kleider muss man unbe- dingt zwecks Wiederverwertung zu den entsprechenden Sammelstellen brin- gen. Mancherlei Dinge, die wir weg- werfen, sind Wertstoffe. Zu dieser Gruppe gehören auch die organischen Abfälle aus Haushalt und Garten, die man deshalb kompostieren und der Na- tur als wertvolle Erde zurückgeben sollte. Ein Viertel des täglich anfallenden Kehrichts besteht aus organischen Stof- fen wie z. B. Gemüse- und Früchtere- sten, Rasen- und Heckenschnitt, Blu- men und dergleichen. Daraus lässt sich wertvoller Humus herstellen. Wenn man sich das überlegt, stellt man fest, dass wir der öffentlichen Hand und zu guter Letzt uns selbst viele unnötige Kosten für die Entsorgung einsparen können. 
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Interview 
September 1985 Interview mit dem Leiter des Amtes für Gewässerschutz, Ing. Theo Kindle, zu Fragen des Gewässerschutzes und der Gewässerpflege im Raume Ruggell LGU: Herr Kindle, im Steinbruch Ruggell wächst die «Zahnlücke» des Steinbruches. Diese Flächen sollen wieder aufgefüllt wer- den. Wie soll dies geschehen? Kindle: Die Situation Limseneck wurde von der staatlichen Abfallbewirtschaftungskom- mission wie auch bereits von der Vorsteher- konferenz behandelt. Es besteht in Zusam- menhang mit der Rodung in jedem Fall eine Rekultivierungspflicht, d. h. es braucht Mate- rial zur Wiedereinfüllung. Vorstudien haben ergeben, dass sich der Standort Limseneck aus der Sicht des Natur- und Landschaftschut- zes und des Gewässerschutzes (Grundwasser) für eine Deponierung verschiedener Materia- lien eignet, die bei der Abfallbeseitigung im- mer anfallen. Heute gelangt viel Material noch auf ungesicherte Bauschuttdeponien wie Rechengut aus den Kläranlagen, Material vom Kanalisations- und Strassenunterhalt, Muldengut und auch Verbrennungsrückstän- de; das dort richtigerweise nicht hingehört. Um solches Material umweltgerecht abzula- gern, muss die Ablagerungsstelle als geordne- te Deponie mit entsprechender Abdichtung und Reinigung des Sickerwassers hergerichtet werden. Da diese Vorbereitung durch Ab- dichtungen usw. sehr kostenaufwendig ist, kann nicht in jeder Gemeinde eine solche Deponie errichtet werden. Es ist nun gedacht, den Steinbruch Limseneck als solche Deponie herzurichten und zu be- treiben._ Neben den eingangs erwähnten Ma- terialien könnte hier natürlich auch Bauschutt z. 
B. von Ruggell und Schellenberg abgela- gert werden. Auf Wunsch und in Abstimmung mit der Vor- steherkonferenz befindet sich nun ein solches Vorprojekt in Ausarbeitung, um die Rahmen- bedingungen kennenzulernen. Entscheidun- gen sind demgemäss noch keine getroffen. Diese sind in jedem Fall mit der Gemeinde Ruggell abzustimmen. LGU: 
Ein ganz anderes Thema; in der Lan- despresse war vor kurzer Zeit zu entnehmen, dass Überlegungen über eine Neugestaltung des Binnenkanals anstehen. Wie weit sind diese Überlegungen gediehen? Kindle: Das von unserem Amt in Auftrag gegebene ökologische Gewässerinventar 1983 — zwischenzeitlich in den Berichten der Bota- nisch-Zoologischen Gesellschaft veröffent- licht — zeigt ein eher tristes Bild des Lebens- raumes «Fliessgewässer». Nachdem es uns weitgehend gelungen ist, die Gewässer von Verunreinigungen zu säubern, gilt es, =sich auch den Gewässern als Lebensraum ver- mehrt anzunehmen. Der gestreckte Binnen- kanal bietet durch einheitliche Fliessge- schwindigkeiten nur wenig Nischen für das Überleben einer vielfältigen Tierwelt. Die be- troffenen Ämter, Landesbauamt , Forstamt und Gewässerschutzamt überlegen sich nun in Zusammenarbeit mit zwei privaten Büros Sa- nierungsmassnahmen am und im Gewässer. LGU: Und was ist nun für den Abschnitt Ruggell geplant? Kindle: 
Hier besteht eine alte Anregung des «Ornithologischen Vereins Liechtensteiner Unterland» im unteren Kanalabschnitt wieder einen Auwald mit Tümpeln durch Wiederbe- 
wässerung zu erstellen. Die Arbeitsgruppe hat diese Idee nun aufgegriffen und überprüft derzeit derartige Überlegungen. Es wäre in jedem Fall eine einmalige Chance, für vergan- gene «Sünden» wieder einen Ersatz zu schaf- fen. In die gleiche Richtung der Natur zu helfen, zielte auch der Bau der Fischpassanla- ge am Binnenkanalauslauf in den Rhein, an welchem sich übrigens auch die Gemeinde Ruggell neben dem Land und den übrigen Gemeinden finanziell beteiligt hat. LGU: Wie steht es mit den übrigen Fliessge- wässern in Ruggell, wie Mühlbach, Spiers- bach usw.? Kindle: Das Entwässerungssystem in der Ruggeller Ebene wurde schon im vorigen Jahrhundert aufgrund eigentlicher Projekte angelegt. Dieses Grabensystem hat die Auf- gabe einerseits das Niederschlagswasser, an- dererseits das vom Rhein infiltrierende Grundwasser abzuführen. Trotz der künstli- chen Anlegung der Entwässerungsgräben nach Plan sind sie heute als wichtiger Be- standteil für den Naturhaushalt im Talgebiet zu betrachten. Diese Gräben wurden zuneh- mend mit der Einführung der Kanalisation auch zur Ableitung der Abwässer benutzt und entsprechend verschmutzt. 1976 erfolgte dann der Anschluss der Kanalisation über die Pumpwerke Widau und Oberau an die Klär- anlage Bendern. Heute sind 94 % der Häuser in Ruggell an die Kanalisation angeschlossen, was deutlich über dem Mittel der Unterländer Gemeinden (88 %) liegt. Diese Bemühungen führten dazu, dass die 
Wasserqualität der 
Ruggeller Bäche wieder als recht gut bezeich- net werden kann. In diesem Zusammenhang möchte ich auch den vorbildlichen Unterhalt der Kanalisationsanlagen durch die Gemein- de erwähnen. Die Grundwasserabsenkung durch die Kies- entnahmen aus dem Rhein zwischen 1950 und 1972 hatten eine drastische Verminderung der Wasserführung der Ruggeller Bäche wie Mühlbach, Spiersbach, Parallelgraben und Schmettagraben zur Folge. Im Jahre 1964 trocknete der Parallelgraben ganz aus; im Jahr 1967 der Mühlbach. Um die Wasserführung wieder zu verbessern, sind bisher an drei Stellen Wasserzuleitungen vom höhergelegenen Binnenkanal her erstellt wor- den: Anfang der 70er Jahre die Bewässerung des Mühlbaches beim Kreuz, Mitte der 70er Jahre Bewässerung des Parallelgrabens, An- fang der 80er Jahre Bewässerung des Gampri- ner Seeleins und des oberen Teil des Mühlba- ches und des Rüttelegrabens. Diese Bewässe- rung wurde von der Gemeinde, vom Land und teils vom Fischerverein durchgeführt. Ähnliche Bestrebungen sind gegenwärtig zur Bewässerung der Balzner Giessen, die durch die Grundwasserabsenkung ebenfalls trocken sind, im Gange. Was  die Gestaltung der Gräben als Lebens- raum betrifft, so könnten wie im Binnenkanal noch Verbesserungen angebracht werden. Ich denke dabei besonders an den Mühlbach und den Spiersbach. Damit und mit einem auch die Natur berücksichtigenden Unterhalt, könnten die Ruggeller Bäche für Natur und Landschaft sehr aufgewertet werden.
	        

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